Donnerstag, 28. September 2006

Der letzte Lenin von Kiew

Am Anfang des Taras Schewtschenko Boulevards, unweit vom Ende des Kreschtschatik Bouelevards, steht die einzige Lenin-Statue von Kiew, die an den Anführer der kommunistischen Revolution in Russland und Gründer der UdSSR erinnert. Der Schewtschenko Bouelvard ist eine der schönsten Strassen von Kiew mit Jugendstil Palästen und einem Grünstreifen mit Pappeln in der Mitte, welcher die beiden Fahrtrichtungen des Bouelvards voneinander trennt.



Taras Schewtschenko Boulevard mit Lenin-Statue

Zu Sowjetzeiten standen in Kiew fast unendlich viele Lenin Statuen auf allen möglichen Strassen, Plätzen und Parks. Heute gibt es in ganz Kiew nur noch diese für sowjetische Verhältnisse relativ kleine Lenin-Statue. Un an den Orten wo früher Lenin-Statuen standen stehen heute Denkmäler von historischen ukrainischen Persönlichkeiten - anscheinend ganz ohne Statuen können die Ukrainer auch nicht leben!



Die einzige Lenin-Statue von Kiew


Als 1991 die Sowjetunion auseinanderbrach, wurden in Kiew die Statuen der Sowjetzeit von der Kiewer Bevölkerung geschliffen. Nicht nur Lenin musste dran glauben, sondern auch Marx und andere kommunistische Grössen wurden auf den Friedhof der Geschichte verbannt.


Detailansicht der Lenin-Statue


Um diese letzte Lenin-Statue versammelten sich aber 1991 tapfere Kommunisten. Als die Kiewer Bevölkerung zum Abbruch der Statue kam, baten diese Kommunisten, dass doch wenigstens diese eine Lenin-Statue in Kiew stehen bleibt - sozusagen als Zeitzeuge für 70-Jahre kommunistische Herrschaft in Kiew. Die Kiewer Bevölkerung zeigte Nachsicht, zog von dannen und lies diese nun einzige Lenin-Statue von Kiew stehen. Eine Ironie des Schicksals ist die Tatsache, dass wenige Jahre später just neben dieser Statue das erste westlichen Standards entsprechende Fünfstern-Hotel von Kiew, das "Premier Palace Hotel", gebaut wurde. Was Lenin wohl dazu sagen würde?

Dienstag, 26. September 2006

Nervige Auto-Alarmanlagen

Eigentlich wollte ich diesen Beitrag schon lange schreiben, habe es aber dann immer wieder vergessen. Nur ganz vergessen kann man dieses Thema eben leider nicht, wei der nachfolgende kurze Beitrag zeigen wird... In der Ukraine haben viele Autos eine Alarmanlage, die beim Einschalten eine Melodie abspielt - und dies in einer ohrenbetäubenden Lautstärke. Und wäre es nur EINE Melodie, würde ich mich ja gar nicht beklagen! Einige Alarmanlagen spielen sogar alle gespeicherten Melodien HINTEREINANDER ab! Gerade in der Nacht kann dies wirklich sehr nervtötend sein... Aufgefallen ist mir, dass je billiger ein Auto ist, desto lauter die Alarmanalge tönt. Schon als normal empfinde ich es, wenn beim Einschalten der Alarmanlage ein kurzes "Pip Pip" ertönt. Weshalb nicht nur das kurze, lautlose Blinken der Zeigerlampen wie in Westeuropa reicht (ausserdem: auch in der Ukraine leuchten die Lampen), ist mir einfach unerklärlich....

Eine weitere Unsitte in der Ukraine ist die Tatsache, dass die Auto-Alarmanlagen hier extrem sensibel eingestellt sind. In Kiew gibt es fast an jedem Wochenende ein offizielles oder privat-gesponsertes Feuerwerk (was manchmal auch nerven kann, da diese z.T. sehr spät abgefeuert werden...). Und bei so einem Feuerwerk gehen noch Kilometer vom Feuerwerk reihenweise die Alarmanlagen der geparkten Autos los, was dann zu einem grässlichen Konzert verschiedenster Alarmanlagen-Melodien wird!

Samstag, 23. September 2006

Kiewer Funiculaire

Vom Wladimirsberg hinter der Michaelskathedrale hat es eine Funiculaire (=Standseilbahn) direkt ins Podol-Quartier zum Potschtovaya Ploschad (=Postplatz) unweit des Kiewer Flusshafens. Eigentlich überraschend, dass es eine Funiculaire (hier "Funikular" genannt) in Kiew gibt...


Standseilbahn ins Podil Quartier (Station Wladimirsberg)

Auf youtube.com habe ich nun ein ein kurzes Video gefunden, welches die Einfahrt der Funiculaire in die Station im Podol-Quartier zeigt.



Freitag, 22. September 2006

Geschmackloser Militaria Verkäufer

Am Andreas-Stieg in Kiew, dem sogenannten Mont-Martre von Kiew, hat es neben einigen Kunst- und unzähligen Souvenir-Verkäufern (Matrjoschkas, Tücher, Holzsachen, Fahnen, T-Shirts, etc.) auch einige Militaria Verkäufer. Die meisten sind relativ harmlos, verkaufen sie doch v.a. Orden aus der Sowjetzeit. Was ich aber letze Woche dort gesehen habe, fand ich schlicht daneben...


Militaria-Verkäufer am Andreas-Stieg


Zurest sah der Stand ja relativ unverdächtig aus. Beim genauer hinschauen entdeckte ich zuerst eine zaristische Fahne von Kiew (!!!). OK - wem's gefällt, der soll das Kaufen. Auch original Sowjetfahnen und -wimpel gehörten zum Angebot.


Detailansicht des Militaria-Angebots


Als ich das Angebot aber detailliert anschaute, fand ich es total daneben! So befand sich etwa im Angebot (siehe Foto oben):
  • Ein Papierschild (!!!) hinter einer Plastikhülle mit der deutschen und russischen Aufschrift "Juden verboten!",
  • Ein deutsches Wehrmachts-Fahrzeugkennzeichen und
  • Ein Wehrmachtsschild, welches die Distanz nach Kiew anzeigt.
Wer kauft den so ein Papierschild? V.a. wenn man bedenkt, dass nur wenige Kilometer von diesem Ort in Babi Jar (=eine Schlucht in Kiew) um die 100'000 Juden im Krieg erschossen wurden? Total geschmacklos das Ganze!

Mittwoch, 20. September 2006

Unterstütze "Mein Kiew Blog"!

"Mein Kiew Blog" nimmt Teil am "Best of the Blogs" (=BOB) Wettbewerb der Deutschen Welle teil, wo die besten Blogs verschiedener Kategorien ausgezeichnet werden. "Mein Kiew Blog" bewirbt sich dabei für die Kategorie "Best Weblog / Deutsch".


Screenshot des Eintrags des Blogs auf der BOB Website


Wichtig: Du als Leser dieses Blogs kannst "Mein Kiew Blog" unterstützen! Bitte auf diesen Link klicken und wenn möglich:
  • eine eigene Bewertung für "Mein Kiew Blog" (Ich bin natürlich für "*****" dankbar) mit persönlichem Kommentar abgeben und
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Vielen herzlichen Dank für die Unterstützung, welche ich auch als Dank für meine idealistische Arbeit an diesem Blog verstehe! Aber ehrlich gesagt: Grosse Chancen gebe ich mir nicht - aber bekanntlich zählt ja hier mehr das Mitmachen!
  • Best of the Blogs Wettbewerb: Link
PS: Dass die BOB-Redaktion mein Blog als "Foto Blog" sieht, hat mich ehrlich gesagt etwas überrascht, schreibe ich doch auch ausführliche und detaillierte Texte in den einzelnen Artikeln...

Dienstag, 19. September 2006

Ukrainisches Freilichtmuseum Pyrogiv

Im Süden von Kiew, rund 5 km ausserhalb der Stadtgrenze, befindet sich an einem malerischen Ort das "Ukrainische Freilichtmuseum für Nationale Architektur und Ethnografie", ein v.a. bei Ukrainern sehr beliebtes Ausflugsziel am Wochenende.


Ukrainisches Bauernhaus aus Stein mir Strohdach


Mit diesem etwas komplizierten Namen ist nichts anderes gemeint als ein Freilichtmuseum mit historischen Bauten aus den unterschiedlichen Regionen der Ukraine, in der Schweiz vergleichbar mit dem Freilichtmuseum in Balenberg.


Stall aus Holz mit Strohdach


Alle Häuser, Kirchen und Mühlen in Pirogiv sind echte alte Häuser, die gleich wie beim Schweizer Museum am Ursprungsort abgebaut und dann in diesem Pyrogiv wieder originalgetreu aufgebaut wurden.


Ukrainische Windmühlen


Die mehreren kleinen Dörfer entsprechen dabei den Baustils der Regionen der Ukraine, also z.B. hat es in einem Dorf nur Häusern aus den Karpaten. Die Bauweise ist dabei vorwiegend aus Holz (aber vereinzelt auch aus Stein) mir Strohdächern.


Orthodoxe Holzkirche



Weitere orthodoxe Holzkirche


Neben den Häusern sind v.a. auch die Holzkirchen und die Windmühlen aus Holz sehr beeindruckend. Mir war vor dem Besuch dieses Museums nicht bekannt, dass es auch in der Ukraine soviele Windmühlen gint. Und auch, dass es orthodoxe Kirchen aus Holz gibt, war mir neu.


Ukrainische Volksmusik Gruppe in taditionellen Trachten


Neben den Häusern gibt es auch Auftritte von ukrainischen Volksmusik Gruppen in traditionellen ukrainischen Trachten. Vereinzelt haben sogar auch Besucher spontan ukrainische Volkslieder gesungen! Am Wochenende herrscht in Pyrogiv hochbetrieb und die Besucher machen Picknick in diesem sehr malerischen Gelände mit einem Tal, Wiesen und Wäldern. Natürlich kann man im ganzen Musem auch ukrainsiche Handwerkskunst aus Holz kaufen und es gibt sogar Handwerker die man bei der Ausübung ihrer Tätigkeit beobachten kann.


Reiterin in typischer ukrainischer Tracht


Speziell an unserem Besuch war auch noch die Tatsache, dass nur zwei Tage vorher zwei alte Häuser abgebrannt sind und es immer noch Polizei und Geheimdienstleute (!!!) im Museum hatte. Betrachtet man die Bauweise aus Holz, welches nun Ende Sommer extrem trocken ist, verwundert dies aber irgendwie nicht so wirklich...

Samstag, 16. September 2006

Die Hundefrau vom Podol

Im Podol-Quartier von Kiew hat es eine ältere Frau, die wirklich immer an der gleichen Ecke zwischen dem Andreas-Stieg und dem Kontraktovaya Platz auf einer Decke mit vielen Hunden sitzt. Ich selbst habe sie schon des öfteren dort sitzen gesehen.


Die Hundefrau vom Podol-Quartier


Diese Frau hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, sich um herrenlose, herumstreunende Hunde und Katzen zu kümmern - obwohl sie selbst vermutlich sehr wenig Geld hat. Hierfür sammelt sie Geld von den vielen Touristen, die den Andreas-Stieg herunter kommen. Ausserdem hat es in Kiew im Gegensatz zu anderen osteuropäischen Städten sehr wenige herumstreunende Hunde - wirklich nur ganz selten sieht man solche.

Mich beeindruckt es sehr, wie Leute wie diese Frau, welche selbst fast nichts haben, sich um noch schwächere kümmern können und es ist beschämend, wie reiche Menschen oft so hartherzig sein können. Und diese Frau zeigt auch gut die Gegensätze von Kiew, wo hier z.B. das touristische Kiew auf den harten Alltag trifft.
  • Blog: Unterwegs im Podol-Quartier: Link
  • Blog: Andreas-Stieg: Link
  • Blog: Kontraktovaya Platz: Link

Fresken an der Michaels-Kathedrale

Heute habe ich wieder einmal mit Gästen aus der Schweiz die Michaels-Kloster-Kathedrale mit den Goldenen Kuppeln besichtigt. Bekanntlich wurde ja die Michaels-Kloster-Kathedrale 1934 – 1936 durch die Sowjets zerstört und ers im Jahr 2000 wieder detailgetreu Rekonstruiert.


Wandmalerei mit Grossfürstin Olga, dem Gründer des Kiewer
Höhlenkloster
, Apostel Andreas und Grossfürstin Anna


An der Aussenmauer und im Eingangstor zur Klosteranlage befinden sich Wandmalereien mit Szenen aus dem hochmittelalterlichen Kiewer Rus, welche während der Rekosntruktion (wieder?) angebracht wurden. Die Bilder mögen für Westeuropäer etwas kitschig wirken, haben aber eine sehr starke Stimmung und auch die Farben gefallen mir sehr!


Kiewer Rus Grossfürst Swyatopol, der Stifter der Klosterkathedrale


Diese Fresken wurden dem alten Stil nachempfindend gemalt. Da man in russisch-orthodoxen Kirchen nicht fotografieren darf, nutzte ich die Gelengenheit, diese Art von Bildern zu fotografieren.


Heilige über einer Ansicht des hochmittelalterlichen Kiews


Besonders gefallen hat mir eine Ansicht des hochmittelalterlichen Kiews (siehe oben), obwohl dieses Bild idealisiert ist, da z.B. der barocke Glockenturm des Kiewer Höhlenklosters erkennbar ist. Trotzdem finde ich aber das Bild sehr interessant: Auf der linken Seite sieht man das Kiewer Höhlenkloster, das Tal in der Mitte stellt den heutigen Kreschtschatik Boulevard dar und rechts sieht man die Michaels-Kathedrale und die Sophien-Kathedrale.
  • Blog: Michaels-Kathedrale und Wladimirsberg: Link
  • Blog: Kiewer Höhenkloster (Pecherskaya Lavra): Link
  • Blog: Andreas-Stieg: Link
  • Blog: Kreschtschatik Boulevard: Link
  • Blog: Sophien-Kathedrale: Link

Mittwoch, 13. September 2006

Der National-Zirkus der Ukraine

Am letzten Sonntag habe ich mit meiner Familie den ukrainischen National-Zirkus am Platz des Sieges in Kiew besucht. Sicherlich ungewohnt ist für einen Westeuropäer die Tatsache, dass sich der Zirkus nicht etwa in einem Zelt wie in der Schweiz befindet, sondern der Zirkus in einem eigens dafür gebautem Gebäude befindet.


Das Gebäude des National-Zirkus der Ukraine in Kiew


Der National Zirkus der Ukraine hat erst am 8. September mit dem neuen Programm "Extereme Arena" begonnen und hat zweimal am Tag, um 13:00 Uhr und um 17:00 Uhr, eine 150 Minuten dauernde Vorstellung. Das Gebäude ist sehr grosszügig angelegt mit mehreren Cafés und natürlich besuchen auch sehr viele Familien mit Kindern den Zirkus und es herrscht dem entsprechend auch ein reges Treiben im Zirkus.


Kasse des National-Zirkus der Ukraine


Die Tribünen sind dabei wie in einem "traditionellen" Zirkuszelt rund um die Zirkusmanege angeordnet. Ist man erst einmal auf der Tribüne, merkt man keinen grossen Unterschied zu einem Zirkuszelt - v.a. wenn die Show begonnen hat und es dunkler wird! Das Gebäude ist vermutlich deshalb notwendig, da man ohne Gebäude in den sehr kalten Wintern in Kiew keinen Zirkus aufführen könnte.


Zirkusmanege und Tribüne


Das Zirkus-Programm ist in etwa vergleichbar mit einem Programm in der Schweiz (z.B. Schweizer Nationalzirkus Knie) und ist m.E. auf einem gleich hohen Niveau. Es kommt ja nicht von ungefähr, dass es oft in den Westeuropäischen Manegen Artisten aus Russland und der Ukraine hat!


Ein Artist zieht einen Lada mit Tänzerinnen in die Manege


Natürlich hat der Zirkus auch ein eigenes Orchester und generell lässt sich sagen, dass es vielleicht etwas mehr Musik- und Tanzelemente im Programm hat als bei uns - z.B. hat es am Anfang ein Ballet mit einer Sängerin und drei Tanznummern. Aber nicht immer spielt das Orchester - z.T. wird auch z.B. Techno-Musik zu den Programmen via Lautsprecher eingespielt. Natürlich hat es zwischen den einzelnen Blöcken auch Clowns, die die "technischen" bedingten Pausen (d.h. Umbauten) überbrücken.


Russische Hochseilakrobaten


Besonders beeindruckt hat mich eine Gruppe von russischen Hochseilakrobaten, die eine beeindruckende Show hinlegten. Der Applaus war nach dieser Darbietung entsprechend frenetisch.


Raubtier-Show


Ebenfalls sehr gefallen hat mir die Raubtier-Show mit Löwen und Tigern. Daneben gab es auch noch eine Show mit dressierten Hunden, Ziegen und Katzen. Ausser dem National-Zirkus der Ukraine gibt es in Kiew aber auch noch den eigentlichen Kiewer Zirkus, welchen wir sicherlich auch noch besuchen werden.
  • Website des National Zirkus der Ukraine: Link

Nu Pogodi Videos

Auf youtube.com habe ich sogar noch "Nu Pogodi" (oder "Hase und Wolf") Videos gefunden (siehe früheren Blog Beitrag zu diesem Thema). Ich dachte gar nicht, dass man so etwas auch auf youtube.com finden kann... Somit kann sich auch jeder ein eigenes Bild von dieser sowjetischen Zeichentrickserie machen! Ich bin gespannt, ob sie Euch auch so gefällt wie mir!

"Nu Pogodi" Video (Episode 1)



  • Mehr "Nu Pogodi" Videos auf youtube.com: Link

Dienstag, 12. September 2006

Ukrainischer Wein

Wenig bekannt in Westeuropa ist die Tatsache, dass der Weinbau in der Ukraine eine sehr lange Tradition hat. Allgemein denkt man ja, dass in der Ukraine nur Wodka getrunken wird - oder wer dieses Blog liest, weiss vielleicht auch, dass ukrainisches Bier sehr gut schmeckt.


Weinbaugebiet in Koktebel auf der Krim


Schon im 4. Jahrhundert v. Chr. bauten die alten Griechen auf der Halbinsel Krim den ersten Wein an, denn aus dieser Zeit wurden Pressen und Amphoren gefunden. Nachdem 1783 die Krim russisch wurde, liess der russische Generalgouverneur 1820 die ersten Weingärten anlegen. Und als die Zaren eine Sommerresidenz auf der Krim hatten, musste auch der Zar mit seinem Hofstaat mit Wein versorgt werden, weshalb das heute noch existierende Staatsweingut Massandra gegründet wurde.


Koktebel Weinkeller auf der Krim


Bis heute noch ist die Halbinsel Krim das wichtigste Weinbaugebiet der Ukraine mit den besten und bekanntesten Weinen. Neben der Krim wird aber auch Wein an der Grenze zu Moldawien (Bessarabien), im Süden der Ukraine (Cherson und Dnipropetrowsk) und in Transkarpatien angebaut.


Massandra Weinetiketten


Auch während der Sowjetzeit war die Ukraine mit 250'000 Hektar der größte Lieferant von Weinen innerhalb der UdSSR (d.h. grösser als etwa Georgien oder Moldawien). Heute wird in der Ukraine eine Rebfläche von über 120'000 Hektar bearbeitet, was eine Jahresproduktion von etwa 1,2 Million Hektoliter ergibt. Die Fläche ist heute geringer als zu Sowjetzeiten, da viele Weinberge wegen der Kampagne zur Begrenzung des Alkoholkonsums unter Mikhail Gorbatschow vernichtet wurden!


Koktebel Weinflaschen


Die folgenden Rebsorten werden in der Ukraine heute angebaut:
  • Aligoté
  • Cabernet Sauvignon
  • Chardonnay
  • Fetească
  • Gewürztraminer
  • Isabella
  • Kagor
  • Muscat
  • Pinot Blanc
  • Pinot Gris
  • Pinot Noir
  • Riesling
  • Rkatsiteli
  • Sauvignon Vert

Weindegustation auf dem Weingut Massandra


Die Ukrainer und Russen lieben gerne schwere und süsse Weine, und so verwundert es nicht, dass die meisten Weine in der Art des Portweins, Sherrys und Madeiras hergestellt werden. Und deshalb sind die meisten Weine für uns Westeuropäer als Tischweine viel zu süss und erinnern uns an Zuckerwasser. Bei einer Degustation auf dem Weingut Massandra (siehe Foto oben), an der ich selbst schon teilgenommen habe, waren von neun zu degustierenden Weinen nur gerade einer trocken, d.h. nicht zuckersüss! Aber man kann unterdessen immer mehr trockene ukrainische Weine (v.a. Rotweine) zu erschwinglichen Preisen kaufen. Natürlich sollte man keinen absoluten Spitzenwein erwarten, aber als guter Tischwein ist er auch ein Genuss! Die bekanntesten ukrainischen Weinmarken sind ausserdem Massandra und Koktebel, beide von der Krim.
  • Blog: Ukrainisches Bier: Link
  • Weingut Massandra (R): Link
  • Weingut Koktebel (R): Link

Sonntag, 10. September 2006

Neu auf dem Blog: Kategorien

Seit letzter Woche hat "Mein Kiew Blog" neuerding auch Kategorien, welche es erlauben, alle Blogbeiträge nach Themen abzurufen, z.B. über Kiewer Sehenswürdigkeiten. Dies erlaubt es auch, dass man bequem auch schon weiter zurück liegende Blogbeiträge zu einem Thema finden kann. Die Links zu den Kategorien findet man immer in der Navigationsleiste rechts und die entsprechende Kategorie eines Blogbeitrags befindet sich am Ende des entsprechenden Beitrags. Ein Blog Beitrag kann auch mehreren Kategorien zugeordent werden, je nachdem ob dies Sinn macht oder nicht.

Die folgenden Kategorien gibt es auf "Mein Kiew Blog" (durch anklicken gelangt man auf die Überblicksseite der entsprechenden Kategorie):

Der Verfasser dieses Blogs an seinem Arbeitsplatz auf der VABank

PS: Da mein gratis Blog Provider blogger.com (gehört zu Google) die Funktion für Kommentare nicht anbietet (was aber heute eigentlich schon ein Standard sein sollte!) musste ich diese Funktion mühsam von Hand erstellen - sprich jedem Blogbeitrag im nachhinein die Kategorie zuordnen, eine Fusszeile einfügen und für jede Kategorie eine Übersichtsseite erstellen... Aber da ja alles gratis ist, beklage ich mich ja auch nicht!

Ukrainische Musik: Verka Serduchka

Der Ukrainische Sänger Andrei Danilko, 30, ist ein Phänomen - nicht nur in der Ukraine, sondern auch in ganz Russland. Unter seinem Alter Ego "Verka Serduchka" ("Werka Serdjütschka" ausgesprochen), einer schrulligen 50-jährigen fetten Transvestiten, hat er es in den Olymp der russischen Unterhaltungsindustrie geschafft und man hört "sie" in Kiew in jedem Radio.


Verka Serduchka


Andrei Danilko, 1976 im ukrainischen Poltawa geboren, stammt aus einfachen Verhältnissen. In der Primarschule verspricht der schüchterne Andrei seiner Mitschülerin Anna Serdyuk, ihren Namen einmal berühmt zu machen - was er auch Jahre später mit dem Pseudonym "Serdyuchka" tun wird. Nach der Schule versucht er in Kiew eine klassische Musikausbildung zu machen, wird aber abgelehnt und besucht anstelle eine technische Schule. Erst Jahre später geht er 1.5 Jahre in die Estradno-Zirkus-Schule, die er aber vor Abschluss abbricht.


Andrei Danilko


1997 kriegt er eine kleine Nebenrolle, aber schon als "Verka Serduchka", in einer Comedy Serie des ukrainischen Fernsehens. Bis 2003 hat Andrej Danilko unter dem Pseudonym "Serduchka" schon drei Alben herausgegeben, aber alle mit mässigem Erfolg. Erst mit dem Album "Ho-ro-scho", das er im Frühling 2003 herausgibt, schafft er den Durchbruch in der Ukraine und auch in Russland. Seitdem kann Andrei Danilko mit den Grossen des russischen Showbusinesses auftreten und hat seitdem weitere, ebenfalls sehr erfolgreiche Alben veröffentlicht.


Verka Serduchka in einem Video


Gerade der Durchbruch in Russland überrascht: Andrei Danilko singt in einer Mischung aus ukrainischer und russischer Sprache über vorwiegend ukrainische (aber auch russische) Inhalte und die Russen haben eigentlich erst mit "Verka Serduchka" die Existenz der ukrainischen Sprache so richtig zur Kenntnis genommen. Und weiter überrascht, dass ein alter, fetter und schrolliger Transvestit im gegenüber Homosexuellen sehr feindlichem Russland (und Ukraine) so erfolgreich ist. Hier muss aber klar betont werden, dass Andrei Danilko NICHT homosexuell ist und er einfach eine Rolle ausgezeichnet spielt! Die Musik selbst ist reinste Partymusik - eine explosive Mischung aus ukrainischer Volksmusik und Techno! Sehr unterhaltsam und eben absolut passend zu einem richtigen Fest!


Musikvideo: Verka Serduchka - Gol, Gol!




  • Website von Andrei Danilko: Link
  • MP3: Verka Serduchka - Gulanka: Hören
  • MP3: Verka Serduchka - Horoscho krasawizam: Hören
  • MP3: Verka Serduchka - Yelki: Hören
  • MP3: Verka Serduchka - Tuk Tuk Tuk: Hören

Samstag, 9. September 2006

Sowjetisches "Tom und Jerry"

Heute habe ich mit meiner Tochter Sascha eine DVD mit alten sowjetischen Kinderfilmen, sogenannten "Multiki", angeschaut, die meine Tochter kürzlich zum Geburtstag geschenkt bekommen hat. Es handelte sich dabei um Filme aus der Kultserie "Nu, pogodi!" (=Na, warte!) die von einem Wolf und einem Hasen handelt (siehe auch späteren Blog Beitrag mit "Nu pogodi" Video).


Hase und Wolf am Strand (Episode 1)


Der Handlungsverlauf ist ähnlich wie bei den bei uns bekannten amerikanischen Zeichentrickserien "Tom und Jerry" oder der Roadrunner und der Koyote: Der Wolf versucht immer den Hasen zu jagen, schaft es aber nie, und die Episode endet damit, dass der Wolf mit drohender Geste dem Hasen hinterher ruft: „Nu, sajaz, nu pogodi!“ („Na warte, Hase!“). Anonsten wird in den Filme überhaupt nicht gesprochen - der Film ist also auch für "Russischanfänger" geeignet!


Hase und Wolf im Stadtpark (Episode 2)


Die Filme heissen aussderem "Multiki", da 16 Episoden im Sojusmultfilmstudio in Moskau zwischen 1969 und 1986 entstanden. Drei weitere Episoden entstanden nach dem Zusammenbruch der UdSSR und sind klar von schlechterer Qualität.


Wolf in der Rolltreppe der Metro (Episode 5)


Vordergründig haben die überzeichneten Charaktere auch einen sowjetischen erzieherischen Auftrag: Der süse Hase arbeitet tüchtig, lebt ordentlich und in Friede und der kettenrauchende, streitsüchtige Wolf ist ein Herumtreiber und hat nur dumme Sachen im Kopf. Die eigentlich unbedeutenden Charaktere der Statisten hingegen zeigen das wahre Leben in der damaligen UdSSR auf - z.T. sogar mit dezent angedeuten Misständen. Und welches Kind findet nicht auch den Wolf irgendwie cool? Und wirklich schade, dass es diese Filme nicht auch im Westen zu sehen gibt!

Ganz klar, meiner Tochter gefallen die "Multiki" sehr gut!
  • Blog: "Nu Pogodi" Video: Link

Haus der Chimären

Im Regierungsviertel von Kiew, unmittelbar neben dem Präsidentenpalast, steht das Haus der Chimären respektive Gorodezki Haus, eines der wichtigsten Jugenstil-Häuser von Kiew. Das Haus wurde von 1901 bis 1902 vom Kiewer Architekten Wladislaw Godordezki erbaut, welcher als Kiewer Gaudi angesehen wird. Die aufwendigen Skulpturen auf dem Dach (Meerjungfrauen, Delfine und Frösche), an den Aussenwänden (sinkende Schiffe, Jagdtrophäen) und innerhalb des Hauses (v.a. im Treppenhaus, aber auch Kronleuchter) fertigte der italienischen Bildhauer Salia Elio an. Das Haus wird denn auch wegen den wilden Tieren und Jagdszenen als Haus der "Chimären" (= Geschöpfe aus der griechischen Mythologie) bezeichnet.

Vorderansicht des Hauses der Chimären


Das Haus wurde vom Architekten selbst als Wohnhaus und auf eigene Kosten entworfen und erbaut. Jedes Stockwerk beinhaltete eine eigene Wohnung und Gorodezki selbst wohnte im dritten Stockwerk auf einer Fläche von 380 km². 1916 verkaufte er das Gebäude.


Rückansicht des Hauses der Chimären (von unterhalb des Berges)


Nach der russischen Revolution von 1917 wurde das Gebäude für Kommunalwohnungen verwendet - in jedem Stockwerk lebten nun neun bis zehn Familien. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude beschädigt, aber anschliessend wieder restauriert. Nach dem Krieg diente das Gebäude als Klinik für die Sowjet Nomenklatura. Heute dient das Gebäude als Residenz des Ukrainischen Präsidenten wo offizielle diplomatische Zeremonien stattfinden.


Ein Zimmer im Haus der Chimären


Es gibt verschiedene Anektoten um das Haus der Chimären. Eine Legende besagt, dass nachdem Gorodezkis Tochter wegen einer unglücklichen Liebe im Dnjepr Selbstmord begangen hat, Gorodezki verrückt wurde und zur Erinnerung an seine verstorbene Tochter dieses Haus baute. Eine weitere Anektote besagt, dass das Haus das Resultat einer Wette zwischen Architketen sei: Am steilen Abhang, wo das Haus der Chimären steht, galt es früher als unmöglich, ja es war sogar verboten, hier ein Haus zu bauen. Gorodezki bewies eindrücklich das Gegenteil...

Freitag, 8. September 2006

Einheimische Automarken

Auf den Strassen von Kiew sieht man neben den westlichen Autos, die uns allen wohl bekannt sind, auch geschätzt 10% bis 15% Automobile aus einheimischer Produktion, d.h. Autos, die in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion produziert werden. Ich habe in Kiew lebende Ausländer schon angetroffen, die nicht einmal bemerkt haben, dass es hier auch einheimische Autos gibt...

1. Lada

Der Lada (oder auch Zhiguli) ist heute immer noch das am weitesten verbeitete Auto aus einheimischer Produktion. Die Lada Automobile werden im russischen Togliatti von der Firma AvtoVAZ (VAZ = Volga Avtomobil Zavod = Volga Automobil Werke) gebaut. Das Werk wurde in den 60-er Jahren mit Hilfe von Fiat gebaut, weshalb der Lada auch als "Russen Fiat" bezeichnet wird. Bekannte Modelle sind der Lada 2101, der Lada Samara und der Lada Niva, wobei der Lada 2101 der absolute Klassiker in der Sowjetzeit war. Der Lada Niva ist ein Kleingeländewagen mit Vierradantrieb. "Lada" ist ausserdem auch der Name der slawischen Göttin der Schönheit...


Lada 2101 / Lada 1200 - der Klassiker



Lada Samara



Lada Niva

  • Lada Deutschland (D): Link
  • AvtoVAZ Website (R): Link
  • Lada Fan Website (D): Link
2. Moskwitsch

Etwas kleiner als der Lada 2101 ist der Moskwitsch. Wie der Name Moskwitsch (=Moskauer) schon sagt, wird dieses Auto in Moskau von der Firma AZLK (Avtomobilnij Zawod imeni Leninskogo Komsomola = Automobil Werke Komsomol Lenin) gebaut.


Moskwitsch

  • Moskwitsch Fan Website (D): Link
  • AZLK/Moskwitsch Website (R): Link
3. Zaporozhez

Noch etwas kleiner ist der Zaporozhez, welcher im ukrainischen Zaporizhya von der Firma ZAZ (= Zaporoschski Avtomobilestroitelny Zawod = Zaporizhya Automobil Werke) hergestellt wird. Er hat den schlechtesten Ruf aller einheimischen Automobile (Zuverlässigkeit, Schliessen des Kofferraums, etc.) und wird zynisch auch "Rache Stalins" genannt. Somit überrascht es auch nicht, dass ich keine Zaporozhez Fan Website gefunden habe...


Der Zaporozhez - ZAZ 968

  • ZAZ Websibte (R): Link
4. Wolga

Das Luxusauto aus einheimischer Produktion ist der Volga, der von GAZ (= Gorkowski Awtomobilny Sawod, Gorki Automobil Werke) im russischen Nischni Nowgorod (=früher Gorki) produziert wird. Über die Wolga Limousine habe ich schon einen separaten Beitrag im Blog geschrieben (Link). Besonders legendär ist der GAZ 21 respektive Volga 21 aus den 50-er Jahren.


Aktuelles Modell: Volga 31105



Der Sowjet Klassiker schlechthin: Volga 21

  • Blog: Beitrag über den Volga: Link
  • GAZ 21 Fan Website (E): Link

Wäsche Trocknen

Die Wohnhäuser in der Ukraine haben keine Gemeinschaftsräume wie in der Schweiz, wo jeder Block eine Waschküche hat. Dies bedingt, dass man einerseits eine eigene Waschmaschine haben sollte. Und hat man andererseits keinen Tumbler, so muss man die gewaschene Wäsche irgendwie trocknen. Die Lösung des Problems sind die typisch sowjetischen kleinen Balkone mit Fenstern, die jedes Wohnhaus, also auch unser Haus, hier haben.


Unser kleiner Balkon mit Wäsche


Die Balkone sind sehr schmal und haben Fenster, lassen sich also v.a. im Winter schliessen. Und Balkone sind in der Ukraine nicht wie in der Schweiz zum "sünnele" und grillieren gedacht, sondern zum Wäsche trocknen! Ein Liegestuhl hätte schlichtwegs keinen Platz und wegen den Fenstern würde man beim Grillieren kurzerhand ersticken! Die Wäsche hängt man von Frühling bis Herbst hier zum Trocknen auf. Im Winter bleibt einem nichts anderes übrig als die Wäsche in der Wohnung auf einem Wäscheständer aufzuhängen, da sonst die Wäsche einfach gefrieren würde...


Balkone an einem typischen Kiewer Wohnhaus


Kategorie: Alltagsleben in Kiew

Mittwoch, 6. September 2006

Die Leipzigerstrasse von Kiew

In unmittelbarer Nachbarschaft unserer Wohnung befindet sich die "Ulitsa Leyptsiyzskaya". Diese Strasse benutze ich, wenn ich mit Gästen das Kiewer Höhlenkloster und das "Mat Rodina" Monument besichtigen gehe oder in meinen Russischkurs gehe. Aber erst etwa beim fünften Mal realisierte ich, dass "Ulitsa Leyptsiyzskaya" eigentlich nichts anderes als "Leipzigerstrasse" bedeutet. Ich amüsierte mich prächtig, wie eine Strasse in Kiew, und dies noch in unmittelbarer Nachbarschaft, nach einer deutschen Stadt benannt werden kann.

Diese Woche spazierte ich wieder durch diese Strasse, und fand am Beginn der Leipziger Strasse die nachfolgende recht grosse Gedenkplatte an einem Haus angebracht (siehe Foto):


Gedenkplatte an der Leipziger Strasse


Auf der Gedenkplatte kann man auf ukrainisch und sogar deutsch (!!!) den folgenden Text lesen: "Diese Strasse erhielt ihren Namen im Jahre 1962 zu Ehren der Partnerstadt Leipzig der Deutschen Demokratischen Republik".

Ich recherchierte etwas auf dem Internet und fand heraus, dass Kiew und Leipzig seit 1962 Partnerstädte sind und die Partnerschaft 1992, also zwischen dem unterdessen bundesdeutschen Leipzig und dem unterdessen ukrainischem Kiew, erneuert wurde. Natürlich sieht das Stadtwappen von Kiew heute etwas anderes aus (siehe frühren Blog-Beitrag), hingegen blieb das Stadtwappen von Leipzig bis heute unverändert.

Es ist schon lustig, wie man in unmittelbarer Nachbarschaft auf so interessante historische Spuren stossen kann, wenn man mit offenen Augen unterwegs ist...

Video: Feier nach Fussballsieg über Schweiz

Die Fussball WM liegt nun schon drei Monate zurück und ich mag mich noch gut (und schmerzhaft...) an den Sieg der Ukraine über die Schweiz erinnern. Erst kürzlich habe ich auf youtube.com ein Video gefunden, dass die feiernden Ukrainer in den Strassen Kiews nach dem Sieg über die Schweiz an der Fussball Weltmeisterschaft zeigt. Sieht man diese Bilder, freut man sich sogar als Schweizer etwas für die Ukrainer! Und ich mag mich auch noch gut an das Hupen in dieser Nacht erinnern...



Montag, 4. September 2006

Öffentlicher Nahverkehr in Kiew

Als Schweizer ist man sich einen perfekt funktionierenden öffentlichen Nahverkehr gewöhnt. Doch wie sieht das in Kiew aus? Überraschenderweise recht gut und v.a. sehr preisgünstig! Nachfolgend nun eine Aufstellung der beliebtesten und wichtigsten öffentlichen Nahverkehrsmittel:

1. Die Kiewer Metro


Zug der Kiewer Metro auf der Metro Brücke


Die Kiewer Metro ist sicherlich eines der beliebtesten öffentlichen Nahverkehrsmittel von Kiew - sie ist aber nur gut für grosse Distanzen und führt lange nicht an alle gewünschten Orte der 3 Millionenstadt. Über die Kiewer Metro habe ich auch schon des öfteren hier geschreiben (siehe Links). Eine Metrofahrt kostet UAH 0.50 (umgerechnet CHF 0.12).
  • Blog: Die Kiewer Metro: Link
  • Blog: Neue Fotos aus der Kiewer Metro: Link
  • Blog: Die Metro Brücke von Kiew: Link

2. Der Autobus


Ein typischer Kiewer Autobus (LAZ A183)


Früher eher unbeliebt, hat sich die Qualität der Kiewer Autobusse massiv verbessert und ist heute vergleichbar mit Westeuropäischen Städten (siehe Foto - und auch die Innenausstattung ist topmodern). Die Autobusse werden in der Ukraine von der Firma LAZ (Lvivsky Avtomobilny Zawod = Lemberger Automobil Werke) nach Westeuropäischen Standards gebaut. Es gibt rund 100 Autobuslinien in Kiew - das Netz ist also sehr dicht - und die Autobusse fahren sehr oft während des Tages. Am Abend muss man aber z.T. sehr lange auf den Autobus warten. Auch sind die Autobusse wie die Metro in der Stosszeit (=Tschas Pik) hoffnungslos überfüllt. Eine Autobusfahrt kostet UAH 0.50 (umgerechnet CHF 0.12).

3. Marschrutka


Leute beim Einsteigen in ein Marschrutka


Marschrutka sind kleinst Autobusse auf privater Basis, die bestimmte Routen (=Marschrouten) bedienen. Es gibt mehrere 100 solcher Routen in Kiew - das Netz ist also wirklich sehr dicht - und die Marschrutka gehören zum alltäglichen Kiewer Strassenbild wie früher das Londoner Cab zu London. Die Marschrutka fahren auch bis tief in die Nacht hinein, wenn schon lange kein normaler Autobus mehr fahrt. Die Innenausstattung ist eher spartanisch und an den fenster hat es "heimelige" Vorhänge (siehe Fotos). Die Marschrutka sind sehr beliebt bei der Kiewer Bevölkerung und werden den anderen Verkehrsmitteln vorgezogen - dehalb sind sie aber oft auch überfüllt. Eine Fahrt mit dem Marschrutka kostet umgerechnet zwischen UAH 1.00 bis UAH 1.50 (umgerechnet zwischen CHF 0.25 bis CHF 0.33).

4. Trolleybus



Leute beim Ein- und Aussteigen in einen Kiewer Trolleybus


Die Kiewer Trolleybusse sind leider noch älterer Bauart und es gibt auch nicht sehr viele Trolleybus Linien in Kiew. Auch die Innenausstattung ist in die Jahre gekommen. Die Trolleybusse fahren weniger regelmässig wie die normalen Busse und sind ebenfalls oft überfüllt. Eine Fahrt mit dem Trolleybus kostet UAH 0.50 (umgerechnet CHF 0.12).

5. Tram


Ein typisches Kiewer Tram


Das Kiewer Trams sind alle recht alt - vermutlich so um die 30 Jahre und stammen noch aus der Tschechei. Die Fahrt im Tram ist sehr holprig und eng, die Sitze sind auf ein Minimum reduziert, und da sie selten mit Anhänger fahren - sie sind also nicht mit den Zürcher Niederflur Luxustrams vergleichbar! Man beachte auch nur schon die Vorhänge in der Fahrerkabine (siehe Foto). Auch fahren die Trams sehr unregelmässig - ich persönlich musste schon 40 Minuten zur Stosszeit warten. Somit sind die Trams vermutlich das unbequemeste Kiewer Nahverkehrmittel. Eine Fahrt mit dem Kiewer Tram kostet UAH 0.50 (umgerechnet CHF 0.12).