Dienstag, 29. Januar 2008

St. Wladimirskathedrale

Die St. Wladimirskathedrale (Кафедральный собор Святого Владимира, Владимирский собор) befindet sich im Zentrum von Kiew am Taras Schewtschenko Boulevard. Die Kathedrale ist dabei die Hauptkirche (oder Mutterkirche) der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche des Kiewer Patriarchats. Gweiht ist die Kirch dem Kiewer Grossfürsten Wladimir dem Heiligen (Владимир Святославич, 960-1015), unter dem das Kiewer Rus christianisiert wurde.


Die St. Wladimirskathedrale


In der Ukraine, wo alles politisch ist, musste natürlich auch die Religionsfrage politisiert werden, weshalb es eine Ukrainisch-Orthodoxe Kirche des Kiewer Patriarchats (siehe Wikipedia) und eine Ukrainisch-Orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats (siehe Wikipedia) gibt. Diese Beiden Kirchen (neben noch weiteren) sind die grössten Kirchen der Ukraine.


Portal/Front der St. Wladimirskathedrale


1852 regte der Moskauer Metropolit Filaret (Филарет) den Bau einer grossen Kathedrale an, um das 900. Jubiläum der Taufe Russlands, welche bekanntlich ja in Kiew stattfand, zu feiern. Im ganzen zaristischen Russland wurde Geld gesammelt, so dass 1859 das benötigte Geld vorhanden worden war. Das Kiewer Höhlenkloster (Lawra) produzierte als Geschenk eine Million Ziegelsteine. Die Kathedrale wurde bis 1882 im byzantinischen Stil errichtet, wobei sich das Kreuz auf der Hauptkuppel 49 Meter über dem Boden befindet. Die komplette Innengestaltung dauerte bis 1896, da venezianische Künstler kunstvolle Mosaike anbrachten und bekannteste russische Maler die Fresken malten.


Innenansicht der St. Wladimirskathedrale


Die Kathedrale wurde 1920 im Polnisch-Sowjetischen Krieg beschädigt. Bis zum Zweiten Weltkrieg befand sich darin ein Museum über Religion und Atheismus. Vor der Zerstörung der Uspensky Kathedrale der Lawra wurden Relikte der Heiligen Barbara (3. Jahrhundert) in die St. Wladimirskathedrale überführt und befinden sich seitdem hier. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Kathedrale wieder eröffnet und seitdem nie mehr geschlossen. In der Sowjetzeit wurden in der Kathedrale orthodoxen Messen abgehalten, welche sogar von Touristen besucht werden konnte, was eine absolute Ausnahme in der damaligen Sowjetunion war.


Hauptkuppel und Nebenkuppel der Kathedrale


Nach der Unabhängigkeit der Ukraine stritten sich die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche des Kiewer Patriarchats und die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats um die Kathedrale, schlussendlich wurde sie aber der Ukrainisch-Orthodoxe Kirche des Kiewer Patriarchats zugesprochen.


Gottesdienste werden in der Kathedrale heute ausschliesslich auf ukrainisch von den höchsten Würdenträgern der Ukrainisch-Orthodoxe Kirche des Kiewer Patriarchats gehalten und der Kirchenchor gilt als einer der besten der Ukraine - oft unterstützt durch Opernsänger.


Taras Schwetschenko Boulevard
in Richtung Stadtzentrum

Samstag, 19. Januar 2008

Schlange Stehen für Sowjet Konti

In diesen Tagen dominiert ein Thema die ukrainischen Medien: Die Auszahlung von UAH 1'000 (= USD 200) pro Person als Kompensation für vernichtete Spareinlagen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Im Moment bilden sich deshalb auch eindrückliche Schlangen mit anstehenden Rentnern vor der staatlichen Oschadbank (Ощадбанк = Sparkasse), der ukrainischen Rechtsnachfolgerin der damals zusammengebrochenen sowjetischen Sberbank (Сбербаннк).


Anstehende Rentner diese Woche vor einer Oschadbank


Doch was soll hier eigentlich kompensiert werden? Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in den ersten Jahren der ukrainischen Unabhängigkeit gab es in der Ukraine die Behelfswährung Kupon (Купон) als Ersatz für den sowjetischen Rubel. Zwischen 1991 und 1995 finanzierte der Staat Budgetdefizite zum grossen Teil mit Krediten der ukrainischen Zentralbank, was zwangsläufig zu einer Hyperinflation führen musste. Da fragt sich nur, was für ein Idiot die damaligen Präsidenten finanzpolitisch beraten hat...


100'000 ukrainische Kupon


Die Konsequenz war eine jährliche Inflation von bis zu 10'155% (!!!) und die Zentralbank kam nicht mehr nach mit noch grösseren Kupon-Noten zu drucken. Zur Illustration: Kostete ein Cheesburger im Dezember 1992 0.99 Kupon, so kostete dieser im Dezember 1993 schon 101.52 Kupon. Da die Zinsen dieser galoppierenden Inflation nicht folgen konnten, verfiel der Wert der Spareinlagen aus Sowjetzeiten fast vollständig.


Hyperinflation zwischen 1991 und 1997


Die neue ukrainische Ministerpräsidentin Julia Timoschenko (Юлія Володимирівна Тимошенко) hat nun vor den letzten Parlamentswahlen versprochen, diese verloren gegangenen Spargelder teilweise auszuzahlen. Schon verschiedene Politiker haben dies zwar auch schon versprochen, aber keiner hatte dieses Versprechen je nach Wahlen auch eingehalten. So war es auch nicht verwunderlich, dass Julias versprechen vor den Wahlen von den meisten Beobachtern als populistisch abgetan wurde.

Für die meisten Beobachter ist es deshalb auch überraschend, dass diese Wahlversprechen nun so schnell realisiert wird. Dieses Jahr sollen insgesamt UAH 6 Milliarden (= USD 1.2 Milliarden) an Kompensationen in Bargeld an 6 Millionen Menschen ausgezahlt werden. Über die nächsten Jahren sollen insgesamt UAH 130 Milliarden (= USD 26 Milliarden) ausgezahlt werden. UAH 14 Milliarden (= USD 2.8 Milliarden) sollen als Bankguthaben kompensiert werden. Finanziert wird alles über das laufende Budget. Alle diese Zahlungen sind Schätzungen, da anfangs der 1990-er Jahre die Bankkonten in der Ukraine noch von Hand geführt wurden. Kritiker befürchten nun, dass durch diese Zahlungen die jetzt schon hohe Inflation (2007: 16.6%) noch mehr angeheizt werden könnte. Ich stufe diese Gefahr aber als relativ klein ein, da die Inflation von anderen Faktoren getrieben wird und der Betrag pro Person doch relativ klein ist.

Diese Kompensation ist ausserdem einmalig in der ehemaligen Sowjetunion. Die Ukraine ist das erste Land der ehemaligen Sowjetunion, welches eine solche Kompensation effektiv auch realisiert.

Da für ukrainische Rentner USD 200 ein beträchtlicher Betrag darstellt und diese auch mehr Zeit als die Werkstätigen haben, ist es nicht verwunderlich, dass vor allem diese Bevölkerungsruppe nun vor den Sparkassen steht. Andererseits hat die Bevölkerung (noch) kein Vertrauen in diese Ankündigung und will das Geld so rasch als möglich sichern.
  • Blog: Das liebe Geld: Die ukrainsiche Griwna UAH: Link
  • Web: NZZ: Kompensation für verlorene Bankguthaben: Link
  • Web: Hyperinflation in Ukraine (PDF): Link
  • Web: Krusenstern über meinen Beitrag: Link

Dienstag, 15. Januar 2008

Ferienbericht Ägypten

Wie versprochen melde ich mich kurz mit ein paar Ferienfotos und einigen Kommentaren von meinen Ferien in Ägypten zurück.


Yachthafen bei Hurghada


Die Hinreise war eine Tortur, denn nachdem wir schon eingecheckt waren, erfuhren wir, dass der Flug zwei, danach sogar drei Stunden Verspätung hatte. Das typische halt für Charterflüge... Und natürlich herrschte auf dem Flughafen Borispol Hochbetrieb, so dass wir zuvor fast keinen Parkplatz gefunden hatten... Schlussendlich konnten wir dann aber doch noch um 01:00 in der Nacht unser Hotelzimmer in Hurghada beziehen. Und zum Glück hat unsere dreijährige Tochter die Reise wirklich gut mitgemacht und auch gut überstanden.


Hurghada


Das Hotel war wie erwartet zu 90% in russischer respektive ukrainischer Hand. Die Angestellten sprachen mit Abstand am besten Russisch, so dass ich es nach einer gewissen Zeit aufgab, Englisch oder gar Deutsch zu sprechen. Das Hotel war ein "gehobenes Pauschalhotel" und insgesamt wirklich in Ordnung. Nur dass die Kellner die noch halb-vollen Teller bei der kleinsten Pause sofort vom Tisch nehmen wollten ging mir wirklich auf die Nerven...


Ich im Roten Meer


Auch das Wetter war mit tagsüber 20 bis 25 Grad und jedem Tag Sonne wirklich in Ordnung. Auch das Meer war knapp über 20 Grad warm. Da es aber immer etwas Wind hatte, ging ich nur einmal im Roten Meer schwimmen. Die Wasserqualität im Roten Meer ist wirklich einmalig - so klares und türkisblaues Wasser habe ich noch selten gesehen. Etwas gewöhnungsbedürftig waren die Mücken im Januar - etwas, was ich im kalten Kiew überhaupt nicht vermisse...


Eines der vielen Korallen-Riffe


Hurghada selbst ist eine künstliche, moderne Stadt, in welcher die grossen Hotelanlagen den grössten Teil der Küste in Beschlag nehmen. Zu dieser Jahreszeit ist Hurghada fest in russischer Hand. Nicht nur in unserem Hotel, sondern überall, wird fliessend Russisch gesprochen. Apotheken und Geschäfte sind auf Russisch angeschrieben und in jedem Restaurant gibt es die Menukarte auf Russisch. Nur im nördlichsten Teil hat es Quartiere mit "Einheimischen" und etwas weniger Touristen. Die Fischrestaurants sind ausgezeichnet. An das ewige Handeln ("märkten") in den Geschäften und die aggressive "Anmache" der Händler musste ich mich erst wieder gewöhnen (ich war vor genau sechs Jahren schon in Sharm El Sheik). Und natürlich mussten wir auch eine Wasserpfeife kaufen...


Hotel in der El Gouna Lagune


Das Highlight unseres Urlaubs war der Besuch von Luxor. Der Trip hat von 05:00 bis 23:00 Uhr gedauert (mit unserer Tochter) und war schon etwas strapaziös... Verrückt ist auch, dass wir mit einer Kolonne von etwa 30 Bussen vier Stunden durch die Gebirgswüste gebrettert sind - eskortiert von Polizeifahrzeugen und mit abgesperrtem Verkehr. Da kommt man sich schon etwas seltsam vor...


Luxor-Tempel


Aber dafür kriegt man auch einmalige Denkmäler zu sehen. Besonders beeindruckt hat mich der Luxor-Tempel, das Tal der Könige und das Niltal an und für sich. Das knapp 20 km breite und äusserst grüne Niltal umgeben von absolut trockenen Gebirgszügen und danach nur Wüste ist schon sehr eindrücklich.


Die Memnonkolosse


Da wir wegen unserer Tochter nicht ganz so schnell waren wie der Rest unserer (natürlich Russisch sprechenden) Reisegruppe, wurden wir im Tal der Könige sitzen gelassen. Nach kurzem protestieren holte uns aber unser Bus dort wieder ab...


Im Tal der Könige


Der Tempel der Hatschepsut hat mich insofern auch noch zusätzlich berührt, als hier vor fast genau zehn Jahren 58 Menschen, darunter 35 Schweizer, bei einem Terroranschlag erschossen wurden.


Tempel der Hatschepsut


Die Rückreise nach Kiew verlief hingegen ohne weitere Wartezeiten. Und da ich unfreiwillig etwas am Flughafen schmierte (ja, so etwas gibt es...), waren wir in einer Rekordzeit eingecheckt. Nur flogen wir erst um 20:30 (planmässig) ab, so dass das Flugzeug erst um 00:45 in Kiew landete und wir erst gegen 02:30 zu Hause waren. Aber auch bei dieser Reise hat unsere Tochter uns nicht im Stich gelassen.


Ich (etwas müde) auf einer Nil-Brücke

Samstag, 5. Januar 2008

Eine Woche Ägypten

Ich werde für eine Woche mit meiner Familie an das Rote Meer nach Hurghada in Ägypten fliegen um der eisigen Kälte hier in Kiew für eine Woche zu entfliehen. Temperaturunterschied: 35 Grad... Aber auch dort werde ich sicher auf Ukrainer und Russen treffen, da das Rote Meer hier wirklich sehr beliebt ist - v.a. in dieser Jahreszeit. Natürlich melde ich mich hier mit ein paar Fotos wenn ich wieder zurück in Kiew bin.


Hurghada am Roten Meer

Freitag, 4. Januar 2008

Kinderzirkus

Eine grosse Tradition ist es in der Ukraine um das Neujahr herum mit den Kindern in ein Theater oder Zirkus zu gehen. Meistens wird dort ein Theaterstück mit Väterchen Frost (Дед Мороз) und seiner Enkelin Schneeflöckchen (Снегурочка) gespielt. Am Schluss der Veranstaltung tragen dann noch die anwesenden Kinder die gelernten Weihnachtsgedichte Väterchen Frost vor.


Das Gebäude des National-Zirkus der Ukraine


Wir waren dieses Jahr im National-Zirkus der Ukraine (Национальный Цирк Украины), wo es zur Zeit ein spezielles Weihnachts-Programm extra für Kinder gibt.


Plakat der von uns besuchten Vorstellung


Dies ist nun schon unser zweiter Besuch im National-Zirkus der Ukraine (siehe früheren Blog Beitrag). Für mich als Westeuropäer ist die Tatsache immer wider faszinierend, dass sich der Zirkus nicht in einem Zirkuszelt, sondern in einem speziellen Gebäude dafür befindet.


Wildes Treiben der Kosaken


Die Rahmenhandlung der besuchten Vorführung stellte dabei eine Reise von ukrainischen Kosaken zur Zarin mit allen möglichen Abenteuern dar - schliesslich handelt es sich ja auch um den National-Zirkus!


Eine Seiltänzerin


Dabei wird viel getanzt und gesungen (was etwas anders ist als in der Schweiz). Auch ist die Musik recht laut, wird aber live vom grossen Zirkusorchester gespielt.


Ein tanzender Braunbär


Daneben gab es auch eine Seiltänzerin, Akrobaten und mehrere Dressurnummern mit Bären, Hunden, Pferden und Affen.


Auftritt der Zarin mit Hofstaat


Und natürlich durfte am Schluss auch nicht der obligate Auftritt von Väterchen Frost fehlen.


Väterchen Frost mit Begleitern


Leider fehlt nur noch der richtige Schnee. Es hat zwar zur Zeit etwas Schnee in Kiew - aber nur ganz wenig. Dafür ist es richtig kalt - im Moment in der Nacht -17 und am Tag -14 Grad. Wenn man draussen ist, muss man sich im Moment wirklich warm anziehen! Vielleicht besser, dass der Zirkus nicht in einem Zelt war...


Grosser Schlussauftritt aller Beteiligten

  • Blog: Der National-Zirkus der Ukraine: Link

Donnerstag, 3. Januar 2008

Hl. Dreifaltigkeit Johannes Kloster

Das Heilige Dreifaltigkeit Johannes Kloster (Свято-Троицкий Ионинский монастырь) befindet sich am westlichen Ende des Zentralen Botanischen Gartens auf einem Hügel hoch über den Abhängen des Dnjeprs.


Aussenansicht der Heiligen Dreifaltigkeits-Kathedrale



Innenansicht der
Heiligen Dreifaltigkeits-Kathedrale

Das Kloster wurde 1871/1872 an dieser Stelle erbaut, da hier mehrmals die Muttergottes dem Klostergründer, Archimandrit (Архимандрит = Vorsteher eines Klosters) Johannes, erschienen ist. Johannes wurde noch zu Lebzeiten berühmt und verstarb am 22. Januar 1902.


Kuppeln der Kathedrale



Grosse Kuppel der Kathedrale


Das Kloster hatte dabei ursprünglich zwei Kirchen: Die grosse Heilige Dreifaltigkeits-Kathedrale und die kleinere Maria Schutz und Fürbitte (=Pokrow/Покров) Kapelle. Die Kapelle wurde an der Stelle der Erscheinung der Muttergottes von Johannes selbst erbaut. Schon 1917 zählte das Kloster 800 Glaubensbrüder und war (nach der Lawra) das zweitgrösste Kloster von Kiew.


Dach der zerstörten Maria Schutz und Fürbitte Kapelle



Kreuz am Ort der Erscheinungen der Muttergottes


1934 wurde das Kloster von den Sowjets geschlossen und die kleine Maria Schutz und Fürbitte Kapelle zerstört. Zwischen 1942 und 1949 wurde das Kloster zwischenzeitlich wieder geöffnet. Aber auch nach der erneuten Schliessung arbeiteten ehemalige Mönche auf dem angrenzenden Zentralen Botanischen Garten. In dieser Zeit wurde die Kathedrale als Labor und Lager des Botanischen Gartens genutzt.


Weiteres Gebäude neben der Kathedrale (Funktion? Glockentum?)


Seit 1991 (= ukrainische Unabhängigkeit) finden wieder Gottesdienste in der Kathedrale statt und das Kloster wurde wieder eröffnet. 1995 wurde der Gründer Johannes selig gesprochen und das Kloster wurde weider ein selbständiges Kloster. 1999 wurde ein Kreuz an der Stelle der Erscheinungen errichtet und Johannes heilig gesprochen.
  • Web: Website des Klosters: Link
  • Blog: Zentraler Botanischer Garten: Link

Mittwoch, 2. Januar 2008

Botanischer Garten im Winter

Heute war ich im Zentralen Botanischen Garten (Центральный ботанический сад) von Kiew, der auch Botanischer Garten der Ukrainischen Akademie der Künste genannte wird, spazieren. Kurz, da es im Moment in Kiew -10 Grad kalt ist (in der Nacht -12 Grad). Da es aber dafür nun endlich klar geworden ist (und darum auch so kalt), wollte ich heute doch noch etwas nach draussen gehen.


Der grosszügige Eingang zum Zentralen Botanischen Garten


Der Zentrale Botanische Garten von Kiew liegt dabei im Petschersker Bezirk (Печерский район) auf einem Hügel über den Ufern des Dnjeprs. Der Garten wurde 1936 gegründet, deckt eine Fläche von 1.3 km² ab und umfasst 13'000 verschiedene Arten von Pflanzen. Neben diesem botanischen Garten gibt es auch noch den botanischen Garten der Taras Schewtschenko Universität (Київський національний університет імені Тараса Шевченка).


Allee nach dem Eingang des Botanischen Gartens (Thema: Steppe)


Im Sommer findet man im Zentralen Botanischen Garten Pflanzen aus allen Regionen der Ukraine als auch aus aller Welt. Jeder Vegetationszone der Ukraine (Karpaten, Steppe, Krim, etc.) ist dabei ein eigener Bereich des Zentralen Botanischen Gartens gewidmet.


Weg im Zentralen Botanischen Garten (Thema: Karpaten)


Da der Zentrale Botanische Garten aufwendig gepflegt wird, kostet der Eintritt auch UAH 5.- (= CHF 1.13), was für ukrainische Verhältnisse relativ viel Geld ist (1 Metrofahrt inklusive Umsteigen kostet UAH 0.50).


Zwei Gewächshäuser im Zentralen Botanischen Garten


Im Zentralen Botanischen Garten hat es auch mehrere Gewächshäuser, welche ich heute aber leider nicht besuchen konnte.


Neue Hochhäuser am vereisten Dnjepr Ufer


Da der Zentrale Botanische Garten auf einem Hügel oberhalb des Dnjeprs ist, hat man an einigen Stellen einen schönen Ausblick auf den zur Zeit sich vereisenden Dnjepr und die linksufrigen Satellitenstädte (Stadtteil Darniza, Дарница).


Detailansicht des sich vereisenden Dnjeprs mit Inseln


Der Dnjepr ist dabei erst seit rund vierzehn Tagen vereist - aber noch nicht durchgehend und die Eisfläche ist noch nicht tragend - da es nun schon seit über einem Monat Frost in Kiew oder Temperaturen um knapp 0 Grad hat.


Fernwärmewerk mit Wasserdampffahne in der Nähe des Gartens


Im Zentralen Botanischen Garten hat man nicht den Eindruck sich in der Millionenstadt Kiew zu befinden. Leider hat es aber nicht sehr weit entfernt vom Zentralen Botanischen Garten ein gasbetriebenes Fernwärmewerk der Stadt, dass bei diesen frostigen Temperaturen eine gigantische Wasserdampffahne produziert, die nach einiger Distanz im sonst klaren Winterhimmel zu vereinzelten Wolken werden. Und ebenfalls über dem Wald des Zentralen Botanischen Garten sieht man zwei neue Hochhäuser, welches sich noch im Bau befinden.


Neue, sich im Bau befindende Hochhäuser

Ich freue mich jetzt schon, den Zentralen Botanischen Garten im Frühling zu besuchen - wenn die vielen Pflanzen blühen und man nicht mehr so frieren muss...

Dienstag, 1. Januar 2008

Neujahrsansprache des Präsidenten

Nachfolgend die Neujahrsansprache des ukrainischen Präsidenten Viktor Juschtschenko (Віктор Андрійович Ющенко). Die Neujahrsansprache wird traditionell auf fast allen Fernsehkanälen unmittelbar vor Mitternacht ausgestrahlt und hat eine grosse Tradition in allen postsowjetischen Ländern, da diese Tradition in der UdSSR eingeführt wurde. Da diese Ansprachen doch etwas anders sind als bei uns im Westen, dachte ich, dies sei vielleicht interessant für die Leser dieses Blogs.

Liebe ukrainische Nation,

Liebe ukrainische Landsleute

Das neue Jahr steht vor unserer Tür. Die Feiertage sind gekommen mit kalter Winterluft, welche die Heiligen Sofia umhüllt. Mein Herz ist gefüllt mit Frieden und Glauben an uns alle. Ich möchte Ihnen ein paar einfache und persönliche Worte sagen. Dies sind Worte der Liebe, der Dankbarkeit, der Unterstützung und des Respekts für Sie alle. An vertraute und fremde, an eigene und fremde, an alle Art von wundervollen Leuten, an unsere Nation, welcher ich mit Herz und Seele angehöre und ohne welche ich mir mein Leben nicht vorstellen könnte.

Ist es passend für einen Präsidenten über seine Gefühle zu sprechen? Meine Antwort ist: ja, es ist. Heute sollten wir über alle unseren tiefsten Gefühle miteinander sprechen: in unseren Familien, bei Feiertagsfesten niemanden vergessend, nicht einmal ein einziges einsames Herz.

Wir haben ein schweres Jahr hinter uns. Wir haben viel durchlebt: Höhen und Tiefen, Dramen und Glück. Aber wir sind stark und das Positive und die unveränderliche Stärke hilft uns unseren Weg zu folgen.

Ich kann über die Politik nicht hinweg sehen. Wechsel fanden statt im Leben unseres Landes. Wir haben ein neues Parlament gewählt und die Bedeutung dieser Wahl ist grösser als die Tagespolitik. Wir halten eine grosse, wahrhaftig einmalige Chance in unseren Händen. Sie, ukrainische Landsleute, haben die Bedrohung verursacht durch Verrat und Zweitracht unter Politikern gestoppt. Sie haben darüber geurteilt und es war eine wirksame Lektion.

Die Ihnen gehörenden Behörden lernen sich zu verändern. Ich habe alles gemacht, dass dieses Lernen beginnt und ich werde alles unternehmen, damit dies Realität wird. Dieses Jahr brachte uns viele Hoffnungen und Versprechungen. Nächstes Jahr werden diese wahr werden. Meine Hauptaufgaben waren wirtschaftliches Wachstum, Kampf gegen die Armut und natürlich soziale Anreize für fast 35 Millionen Menschen. Wir haben das ukrainische Schiff aus dem Sturm heraus geführt und nun ist es Zeit für ruhige und koordinierte Arbeit.

Ich begann diese Rede mit dem Verhalten gegenüber jedem einzelnen. Einfache Wahrheiten sind Liebe, Sympathie und Unterstützung. Diese sind elementar und am wichtigsten. Die Ukraine war vereinigt in ihrem Glück nach dem Sieg die Euro 2012 abhalten zu dürfen. Ich habe keinen Zweifel darüber, dass diese in unserem Land angemessen abgehalten wird. Die Ukraine war vereinigt in ihrer Trauer, als das Leben von unschuldigen Leuten in Dnipropetrovsk und im Sasjadko Kohlenbergwerk ausgelöscht wurde. Keine dieser Katastrophen, deren Opfer und dessen Ursachen sollen vergessen werden.

Etwas sehr wichtiges geschah im inneren unserer Herzen als wir zusammen mit 193 Staaten aus aller Welt den Opfern des Holodomor und der Ursache der Tragödie gedachten. Nach all dem fühlen wir uns als eine Nation. So standen wir zusammen in dramatischen und ermutigenden Situationen.

Wir müssen noch viele Sachen ändern. Diese Änderungen müssen im Innern von uns geschehen. Enthusiasmus sollte sich im Lande ausbreiten. Die Kultur von aufmerksamen Bürgern welche nicht gleichgültig sind gegenüber den Umständen in ihrem zu Hause, ihrer Nachbarschaft und Strassen sollte sich breit machen. Jeder von Ihnen ist dieser Bürger.

Wir müssen an das Leben und die Sache des Lebens, unsere Kinder, unsere Ehefrauen, unsere Eltern, das Weiterbestehen unserer Angehörigen, und dessen Gesundheit und Zukunft achten.

Wir sind in der Lage die Wahrheit über unsere Geschichte wieder herzustellen. Wir sind in der Lage die Essenz der Zugehörigkeit zur ukrainischen Nation zu erkennen. Wir sind fähig zu tiefen, gütigen und toleranten Gefühlen zueinander. Und wir müssen darüber jeden Tag sprechen. Und wir müssen jeden Tag danach handeln. Weil wir unser wertvolles Leben haben. Wir haben unser Land. Wir haben den Glauben an unseren Erfolg.

Alls wird gut sein. Und lasst den Neujahrswind diese Worte tragen von der Heiligen Sofia zum Hoverla (Anmerkung: Höchster Berg des Landes in den Karpaten) , vom Hoverla zur Krim, in unseren Osten und unseren Westen, in unseren Süden und unseren Norden.

Ein Jahr mit vielen Gelegenheiten ist gekommen.

Ich bete zu Gott, dass Sie alle, jeder von uns, unsere Familien und unsere Nation mit Gesundheit, Glück und dem Guten gesegnet werden.

Ich wünsche Ihnen, meine ukrainischen Landsleute, ein glückliches 2008.


Präsident Viktor Juschtschenko


Und hier das Original in ukrainisch:

Дорогий український народе, дорогі співвітчизники, на порозі нашого дому новорічна година. З цього зимового повітря, що огортає Святу Софію, в Україні народжується свято.

У моєму серці спокій і впевненість за нас усіх.

Я хочу сказати вам прості і близькі слова. Це слова любові, вдячності і підтримки до кожного з вас: до знайомих і незнайомих, рідних і далеких – добрих, прекрасних людей, нашого народу, до якого належу серцем і душею, без якого не мислю свого життя.

Чи зручно президенту говорити про свої почуття? Так, я глибоко впевнений, що так. Сьогодні про найглибші переживання, про ставлення одне до одного маємо говорити всі - у наших сім’ях, у святкових товариствах, не забуваючи ні про кого, про жодне найсамотніше серце.

Минув складний рік. Прожито багато піднесень, драм і радощів, але ми сильні і ця добра і тверда сила продовжує наш шлях.

Я не омину політики. У житті країни відбулися зміни. Ми обрали новий парламент і значення цього вибору більше, ніж політика.

У наших руках великий, дійсно життєвий шанс. Ви, дорогі співвітчизники, зупинили загрози, породжені зрадою і розбратом політиків.

Ви сказали своє слово і це сильний урок - завдяки вам влада вчиться змінюватися. Я зробив усе, щоб ця наука почалася, і я зроблю все, щоб вона не була втрачена.

Рік, що минає, дав багато надій і обіцянок. У році, що приходить, вони повинні стати практичним результатом

Найважливішим для мене було економічне зростання, боротьба з бідністю і безумовно соціальні ініціативи, що стосуються майже 35 мільйонів людей. Моя позиція категорична - вони мають і будуть виконані.

Ми вивели український корабель з виру і тепер час для спокійної і злагодженої роботи.

Я почав зі слів про ставлення одне до одного. Прості істини: любов, співпереживання, підтримка - вони головні, найголовніші.

Україна була єдиною у радості, коли здобула перемогу у праві прийняти Євро-2012. Не майте сумніву: змагання буде гідно проведене у нашій державі.

Україна була єдиною у горі, коли втратила невинних людей у немислимих аваріях у Дніпропетровську і на шахті імені Засядька. Ці катастрофи, їхні жертви, їхні причини не будуть забуті.

Щось дуже важливе зрушилось у нас всередині, коли ми разом зі 193 державами світу вшанували пам’ять Голодомору і усвідомили його причину – зрештою, ми усвідомили себе єдиною нацією.

Ми були єдиними у багатьох напружених, драматичних, але й обнадійливих ситуаціях.

Нам дуже багато належить змінити. І ця зміна полягає у нас самих.

У країні маєте з’явитися настрій піднесення. У країні мусить постати культура дбайливого господаря, небайдужого до того, у якому стані його дім, під’їзд чи то вулиця. Цей господар кожен з вас.

Нам треба думати про життя і діяти задля життя. Задля наших дітей, жінок, батьків. Задля продовження роду, задля його здоров’я і його майбутнього.

Ми здатні відновити правду про нашу історію. Ми здатні зрозуміти суть нашої приналежності до України.

Ми здатні на глибші добріші, толерантніші взаємні почуття. І про це треба говорити щодня і щодня діяти. Бо є наше з вами неповторне життя, є держава, є віра у наш успіх.

Усе буде добре. Хай новорічний вітер понесе ці слова від Софії до Говерли, від Говерли до Криму, до нашого Сходу, до нашого Заходу, до нашого Півдня і нашої Півночі.

Надходить рік великих можливостей. Я прошу у Господа міцного здоров’я, щастя і добра для кожного з вас, для кожного з нас, для наших сімей і нашого народу.

Я вітаю вас, мої дорогі співвітчизники, з Новим 2008 роком!