Freitag, 13. Februar 2009

Verträumtes Czernowitz

Auf unserer Reise in die Südwest-Ukraine haben wir zum Abschluss auch noch Czernowitz (Чернівці) besucht.


Hauptstrasse mit unserem Hotel (ganz links)


Czernowitz hat eine komplett intakte Altstadt mit Häusern vorwiegend aus dem 19. Jahrhundert (Neuklassizismus), aber auch aus dem 18. (Barock) und 20. Jahrhundert (Wiener Secession, Jugendstil, Bauhaus). Die Stadt wirkt deshalb auch absolut europäisch und ist ausserdem durchwegs mit Kopfsteinen gepflastert, was mir aus der Schweiz ja bestens bekannt ist. Czernowitz war auch von 1774 bis 1918 österreichisch und ab 1849 Hauptstadt des österreichischen Kronlandes Herzogtum Bukowina. Diese österreichische Zeit widerspiegelt sich auch stark im Charakter der Altstadt, der stark an Wien erinnert.


Fussgängerzone in der Altstadt


Die Altstadt ist dabei vollständig renoviert worden, was mich ehrlich gesagt sehr überrascht hat. Man findet wirklich in der Altstadt kein einziges nicht renoviertes Haus. Ebenfalls sehr europäisch empfand ich die Fussgängezone an der Haupteinkaufsstrasse.


Eine weitere typische Strasse in der Altstadt


Jede einzelne Strasse ist dabei wunderschön und bildet ein spezielles Ensemble (deshalb auch die vielen Fotos...).


Noch noch eine Strasse in der Altstadt


Die Geschichte und die Bevölkerung von Czernowitz ist dabei vielfältig. Eine erste Festung wurde schon im 12. Jahrhundert während der Zeit des Kiewer Rus hier errichtet. Von 1359 bis 1774 gehörten die Stadt und ihre Umgebung zum Fürstentum Moldau (Vorläuferstaat des heutigen Moldawiens).


Strasse zur Universität


Anschliessend gehörte die Stadt wie schon erwähnt zu Österreich-Ungarn und aus dieser Zeit stammen fast alle heute noch existierenden Häuser der Altstadt. Vorerst gehörte Czernowitz zum Königreich Galizien und Lodomerien, aber 1849 wurde das Herzogtum Bukowina als eigenes Kronland mit der Landeshauptstadt Czernowitz konstituiert.


Rathaus von Czernowitz


1875 wurde vom österreichischen Kaiser Franz-Joseph I. anlässlich der 100-jährigen Zugehörigkeit zu Österreich eine Universität mit deutscher Unterrichtssprache gegründet, an der aber auch Ukrainer und Studenten aus anderen Nationen studieren konnten. Zu dieser Zeit hatte die Stadt ihre kulturelle Blüte und Ukrainer, Rumänen, Polen, Ruthenen, Juden, Roma und Deutsche lebten in Czernowitz. 1910 stellten die Juden sogar 33% der Bevölkerung.


Rathaus von Czernowitz bei Nacht


Nach dem ersten Weltkrieg wurde Czernowitz rumänisch (Cernăuţi). 1940 wurde die Stadt von der Sowjetunion besetzt. Von 1941 bis 1944 gehörte Czernowitz wieder zu Rumänien, von 1944 bis 1991 als Tschernowzi (Черновцы) zur Sowjetunion, und seit 1991 als Tscherniwzi (Чернівці) zur unabhängigen Ukraine. Heutige ist die Bevölkerung fast vollständig ukrainisch geprägt.


Orthodoxe Kathedrale von Czernowitz


Unser Aufenthalt in Czernowitz war leider an einem Feiertag wo fast alle Restaurants und Geschäfte geschlossen waren. Zudem war es wirklich recht kalt (-10 Grad). Als wir nach dem ausgiebigen Stadtrundgang recht durchgefroren waren, hatten wir echt Probleme, ein offenes Restaurant zu finden. Übernachtet haben wir in einem älteren Hotel an der Hauptstrasse kurz nach dem Rathaus. Die Preise waren nach den teuren Karpaten wieder absolut im normalen ukrainischen Rahmen (UAH 300 für ein Doppelzimmer ohne Frühstück).


Stadttheater von Czernowitz


Die bedeutendste Sehenswürdigkeit von Czernowitz ist die ehemalige Residenz des Metropoliten der Bukowina, ein imposanter Ziegelbau auf dem "Bischofsberg", in dem seit sowjetischer Zeit die Universität von Tscherniwzi untergebracht ist.


Zentrales Hautgebäude der Universität


Das Universitätsgebäude hat dabei drei grosse Flügel, wobei sich im südlichen Flügel auch eine grosse orthodoxe Kirche befindet.


Nördlicher Flügel der Universität


Das Gebäude wurde 1875 von Czwernowitzer Architekten Josef Hlawka im romanisch-bzzantinischen Stil mit vielen Motiven aus der ukrainischen Kultur erbaut.


Südlicher Flügel der Universität mit Kirche


Zum Schluss dieses Berichts über Czernowitz noch ein paar Fotos mit Detailansichten dieser absolut interessanten Stadt.


Ein Haus aus den 1930-er Jahren
(mitte)


Detailansicht eines Altstadt Hauses



Blick von einem Hinterhof durch ein Tor auf eine Strasse



Blick durch ein Tor (mit Schriftzug Tscherniwzi) in einen Hinterhof



Detailansicht eines Eingans eines alten Hauses

Sonntag, 8. Februar 2009

Schweiz sagt JA zu Osteuropa

Die Schweiz hat bei einer Volksabstimmung der Erweiterung der Personenfreizügigkeit auf die neuen osteuropäischen EU-Mitglieder Rumänien und Bulgarien überraschend klar zugestimmt.


Abstimmungsresultat nach Kantonen


Die Schweiz ist dabei eines der ganz wenigen Länder Europa's, welche über so heikle Fragen in Zeiten der Wirtschaftskrise mit zunehmendem Protektionismus direkte Volksabstimmungen durchführt. Nach der Abstimmung dürfen nun bald auch Rumänen und Bulgaren zum Arbeiten in die Schweiz reisen. Also ein klares JA der Schweiz zu Osteuropa!


Plakat gegen die Erweiterung der Personenfreizügigkeit

Das klare Ergebnis der Abstimmung nach einem sehr harten Abstimmungskampf in Zeiten der Wirtschaftskrise und mit Plakaten an der Grenze des guten Geschmacks kommt einer kleinen Sensation gleich. Ein Ablehnung wäre einer Katastrophe gleichgekommen und bisher erzielte bilaterale Abkommen zwischen der Schweiz und der EU wie der erst kürzliche Beitritt zum Schengen Abkommen wären von der EU aufgekündigt worden. Ich bin sehr stolz auf den weisen Entscheid des Schweizer Volkes!

Samstag, 7. Februar 2009

Ski-Ort Bukowel

Eine grosse Überraschung für mich war auf unserer Reise in die Südwest-Ukraine und Karpaten der Wintersportort Bukowel (Буковель), der nur rund 15 km entfernt von Worochta (Ворохта) ist.


Blick auf Bukowel

Auf unserer Fahrt durch die Karpaten haben wir in den meisten Ferienorten nur ein paar wenige Skilifte gesehen und die Pisten waren meistens sehr kurz. Verglichen mit den mir aus der Schweiz beannten Wintersportorten also ehrlich gesagt nicht wirklich sehr eindrücklich.


Eine Skipiste von Bukowel


Bukowel, am Ende eines Tals in den höchsten ukrainischen Karpaten gelegen, ist hier völlig anders als die anderen ukrainischen Ski-Orte.


Pisten und Skilift-Plan von Bukowel


Bukowel ist ein völlig neu angelegter Wintersportort mit 50 km Skipisten-Länge, 60 verschieden Pisten und 14 Skiliften. Dabei hat es 12 blaue Pisten (einfach), 41 rote Pisten (mittel) und 8 schwarze Pisten (schwierig). Der höchste Skilift führt auf 1372 m und das Tal liegt auf 900 m. Die ganze Infrastruktur ist völlig mit westlichen Wintersportorten vergleichbar. Selbstredend, dass die Skitouristen hier genau die gleiche Ausrüstung wie im Westen haben und dass die Dichte teurer Autos (davon viele aus Kiew) sehr hoch ist. Dabei soll es dieses Jahr besonders viele Touristen gehabt haben, da viele Ukrainer anstatt ins Ausland geflogen in den Karpaten Ferien gemacht haben.


Blick von Sessellift zur Talstation


Ist ist deshalb auch nicht überraschend, das Bukowel der beliebteste und teuerste Wintersportort der Ukraine ist. Bukowel wurde erst 1974 gegründet und hatte zuerst den Namen Bukowez (Буковець).


Blick von Talstation auf Skilifte und Pisten


Es ist geplant, Bukowel mit 35 Skilifts auf 278 km Pisten auszubauen. Damit würde Bukowel zum 20-grössten Wintersportort der Welt. Idee der ukrainischen Regierung ist es sogar, 2018 in Bukowel die olympischen Winterspiele zu veranstalten.


Andere Piste und Skilift


Das einzige, was wirklich noch etwas gewöhnungsbedürftig an Bukowel ist, ist dass es im Moment noch kein eigentliches Dorfzentrum mit Restaurants, Geschäften und Infrastruktur gibt. Es gibt zwar schon viele Hotels und Ferienhäuser, aber nicht wirklich ein Dorf. Ich denke, dass dies aber nur eine Frage der Zeit ist.


Ich mit meiner Tochter beim Schlitteln

  • Web: Website von Bukowel (Englisch): Link