Mittwoch, 30. Dezember 2009

Schnee, Schnee, Schnee

Von Montag auf Dienstag hat es sehr stark in Kiew geschneit, so dass am Dienstag den ganzen Tag hindurch der internationale Flughafen von Kiew (Borispol) geschlossen war. Da kann ich nur sagen, dass wir zum Glück schon am Sonntag vor dem grossen Schnee aus der Schweiz zurückgekehrt sind... Erst heute Mittwoch wurde ein Notfall-Betrieb am Flughafen wieder aufgenommen.


Völlig eingeschneiter Brunnen am Dienstagmorgen
(beim Goldenen Tor)

Leider zeigt sich auch beim Schnee die Wirtschaftskrise, den anfänglich wurden die Strassen und Gehsteige nur äusserst dürftig von den Schneemassen befreit. Logisch, dass zeitweise auch der Verkehr in Kiew fast vollständig zusammenbrach. Die Leute sagen, dass der Schnee erst weggeräumt wird, wenn es aufgehört ha zu schneien - vermutlich wohl im nächsten Frühling...


Schneeräumung am Mittwoch morgen auf dem Sophien-Platz


Ausserdem ist wohl die Ukraine (neben Russland) das einzige Land der Welt, wo die Frauen auch bei ca. 30 cm Neuschnee noch Stiefel mit hohen Absätzen tragen. Die Konsequenz ist, dass man auf den schmalen Trampelpfaden (im Stadtzentrum...) im Schneckentempo hinter alle 10 m fast umfallenden Frauen schleichen muss!


Berge von Neuschnee auf dem Sophien-Platz


Es scheint so, dass uns der Schnee noch ein paar Tage erhalten bleiben wird - vermutlich bis Ende nächster Woche. Die Temparaturen sollen dabei sogar zeitweise wieder auf minus zehn Grad fallen (siehe Temperatur Prognose im rechten Rand des Blogs)...


Verschneite Sophien-Kathedrale

Dienstag, 29. Dezember 2009

Frau Koslov hilft den Schweizern

Diese Schweizer Werbung von Media Markt bedient wieder einmal alte Klischees - aber trotzdem irgendwie lustig....

Eine Woche Schweiz

Letze Woche war ich über Weihnachten mit meiner Familie für eine Woche in der Schweiz in Schaffhausen. Natürlich haben wir vor allem viel Zeit mit meiner Familie und Freunden verbracht.


Selbst gemachter Schneemann



Ich mit meiner Tochter am Schlitteln



Der Christbaum meiner Eltern



Altstadt von Schffhausen


Besonders gefällt mir jeweils in der Weihnachtszeit in der Schweiz die Weihnachtebeleuchtung und weihnachtlichen Dekorationen in den Städten. Obwohl es dies auch in Kiew gibt, ist diese in Westeuropa doch viel festlicher.


Weihnachtsbeleuchtung in Schaffhausen


Weihnachtsbeleuchtung in Winterthur


In dieser Zeit haben wir auch das kleine Städtchen Stein am Rhein am Auslauf des Untersees (Bodensees) besucht. Diese Stadt ist für mich und meine Frau ein ganz besonderer Ort und obwohl wir schon sehr oft dort waren, gehen wir immer wieder gerne dort hin.


Burg Hohenklingen ob Stein am Rhein



Rhein unterhalb Stein am Rhein



Stadttor von Stein am Rhein



Fresken an alten Häusern in Stein am Rhein



Untersee oberhalb Stein am Rhein (Blick auf Schweizer Ufer)

Samstag, 12. Dezember 2009

Wer hats erfunden?

Keine schlechte satirische Verarbeitung der umstrittenen Abstimmung in der Schweiz, die mir doch recht zu denken gegeben hat...

Sonntag, 6. Dezember 2009

Kiew bei Nacht

Nachdem sich die Grippe-Panik wieder gelegt hat und auch die Grippe Welle mit rund 400 Toten (0.001% der Bevölkerung) in der Ukraine abgeeebt ist, mal wieder etwas anderes... Da es im Dezember schon um 16:00 Uhr Nacht wird, ein paar Fotos von Kiew bei Nacht (im warmen diesjährigen Winter).


Mat Rodina
bei Dämmerung



Dnjepr Uferpromenade mit Kreuzfahrtschiff




Hyatt Hotel



Geschäftshäuser



Ein Business Center



Gebäude des Ukrainischen Geheimdienstes SBU

Mittwoch, 4. November 2009

WHO relativiert

Die WHO hat anscheinend ihre gestrige Ausage revidiert, dass es keine Beweise dafür gibt, dass in der Ukraine eine A/H1N1 Epidemie ausgebrochen ist und geht nun doch davon aus, dass die Situation in der Ukraine ernst ist. Anscheined ist der Versursacher nun doch der A/H1N1 Virus...

Tagesschau vom 03.11.2009
Beitrag der Tagesschau des SF DRS vom 3. November 2009

  • Web: Bericht eines Schweizers aus Kiew auf blick.ch: Link

Montag, 2. November 2009

Gute Werbung für Roche

Heute Montagmorgen um 00:30 Uhr landete ein Transport-Flugzeug aus Basel in Kiew-Borispol mit 300,000 Packungen Tamiflu an Bord. Natürlich zeigten sich in Zeiten des Wahlkampfes medienwirksam die Premier-Ministerin Julia Timoschenko und der Aussenminister Petro Poroschenko mit einer Packung Tamiflu in der Hand vor dem Flugzeug. Gut, dass wir nun gerettet worden sind und natürlich beste Werbung für Roche. (was mich als Schweizer natürlich besonders freut)! Der Verdacht der politischen Instrumentalisierung der Schweinegrippe erhärtet sich unterdessen, denn die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärte am Montag, es gebe derzeit keine Belege dafür, dass der Ausbruch der neuen Grippe in der Ukraine besonders schlimm wäre.


Julia Timoschenko (mit Packung Tamiflu) und Aussenminister Petro Poroschenko vor dem Flugzeug



Tamiflu wird aus dem Transport-Flugzeug in Borispol ausgeladen

  • Web: NZZ über die Lieferung von Tamiflu in die Ukraine: Link
  • Web: Spiegel über die Schweinegrippe in der Ukraine: Link
  • Web: Tages Anzeiger über die Schweinegrippe in der Ukraine: Link
  • Web: Tages Anzeiger über Liegerung von Tamflu in die Ukraine: Link

Wie gehe ich mit der Epidemie um?

Zuerst einmal möchte ich sagen, dass die ganze Situation natürlich schon irgendwie unheimlich ist und ich in meinem Leben noch nicht eine vergleichbare Situation erlebt habe. Dieses Wochenende haben wir nur zu Hause verbracht, denn in Shopping Center oder Restaurants mit vielen Leuten zu gehen (vermutlich hat es aber auch nicht mehr viele Leute dort...) vergeht einem irgendwie. Eingekauft für die Woche haben wir in der Nacht, als es wenig Leute im Supermarkt hatte. Eine Maske trage ich im Moment aber noch keine (obwohl wir solche haben), wenn ich vor die Türe gehe, aber am Sonntag habe ich diese bei etwa 5% der Bevölkerung gesehen. Alle Angestellten in der Post und mehrere Verkäufer auf dem Basar trugen schon neben etlichen Passanten eine Maske. Auch habe ich Leute mit Behelfsmasken gesehen, wie zum Beispiel einen über den Mund gezogenen Schal, obwohl dies bei Viren, die ja 15 bis 400 nm gross sind und nur unter dem Elektronen-Mikroskop gesehen werden können, absolut nichts hilft (als wollte man eine Mücke in ein Elefantenkäfig einsperren...).


Ich in meinem Büro am letzten Freitag (Tag 0)

Auch bin ich als vorsichtiger Schweizer seit Juni mit zwei Packungen Tamiflu ausgerüstet, was schon etwas beruhigt. Morgen Montag gehe ich wieder in das Büro, was sicherlich ein grösseres Risiko darstellt. Vermutlich werde ich ab Montag nun auch eine Maske tragen ‚ es scheint ja langsam in der Mode zu sein hier in Kiew und da es ja so wenige gibt ist es schon fast ein Statussymbol... Da ich den Verdacht habe, dass meine Tochter schon die A/H1N1 Schweinegrippe hatte, bin ich aber insgesamt etwas beruhigt und hoffe, dass ich schon Antikörper gebildet habe... Mal sehen!

Sonntag, 1. November 2009

Warum gib es eine Schweinegrippe-Panik in der Ukraine?

Anhand meiner letzten Beiträge auf dem Blog kann man sicherlich sehen, dass mich die aktuelle Schweinegrippe-Panik in der Ukraine auch etwas erfasst hat. Die Panik bei den Ukrainern ist aber schon irgendwie verständlich, wurde doch die ganze Problematik im Gegensatz zum Westen bisher etwas steifmütterlich in den lokalen Medien behandelt. Irgendwie herrschte hier die Meinung vor, dass dies alles nur Panik der westlichen Medien sei und die Ukraine schon irgendwie nicht betreffen wird.

Seit letztem Freitag ist dies nun völlig anderes. Und wie so oft neigt das Land von einem Extrem in das andere... Völlig überrascht waren die Ukraine von der rasanten Ausbreitung der Schweinegrippe. Bis zu diesem Tag gab es in der Ukraine mit 46 Millionen Einwohnern offiziell nur zwei A/H1N1 infizierte. Mit dieser rasanten neusten Entwicklung ist es ja irgendwie nicht überraschend, dass die Bevölkerung völlig überrascht wurde und nun panikartig reagiert. Obwohl, bisher ist es noch gar nicht sicher, ob wirklich der A/H1N1 Virus verantwortlich ist, oder ob es sich um einen anderen Virus handelt. Und da viele Leute an Lungenentzündungen gestorben sind, geht sogar das Gerücht um, dass es sich um die Lungenpest handelt.


Fussgänger mit Masken


Dass zwischen Freitag und Sonntag sich die Anzahl Infizierter auf 185,000 verdoppelt hat (nun 0.4% der Bevölkerung), zeigt meines Erachtens klar, dass die Ausbreitung wirklich epidemisch ist. Aber irgendwie überrascht mich das auch nicht, denn Hygiene wird in der Ukraine im allgemeinen nicht sehr hoch gehalten, ist es doch zum Beispiel Tradition für hiesige Männer auf den Gehsteig zu spucken...

Nur frage ich mich, wie diese aktuellen Zahlen zu Stande kommen. Meine Tochter hatte vor drei Woche eine sehr starke Virusinfektion. Es wurden ihr aber keine Speichelproben entnommen um die Ursache wirklich seriös abzuklären. Und je länger ich überlege, denke ich, dass sie die Schweinegrippe vom Typus A/H1N1 hatte (Erbrechen, hohes Fieber, geschwollenes Auge, sehr hartnäckig). Dies zeigt auch irgendwie, wie das Land mit dieser Problematik bisher umging.


Verkehrspolizist mit Maske


Ich habe auch den Eindruck, dass die Bevölkerung und Regierung überhaupt nicht auf eine solche Epidemie vorbereitet waren. Noch vor einer Woche hat zum Beispiel die Regierung gesagt, dass die Grippe-Impfung dann gekauft würde, wenn es notwendig sein sollte, obwohl die Regierung gar keine finanziellen Mittel dafür hat und es dann sowieso zu spät sein würde. Und auch die aktuelle Empfehlung der Regierung, selber Schutzmasken zu basteln (die erwiesenermassen überhaupt nicht helfen können), zeigt, wie überfordert die Regierung mit der aktuellen Situation ist. Und auch dass alle Bildungseinrichtungen und öffentliche Anlässe für drei Wochen geschlossen wurden ist vermutlich eine Überreaktion. Dies ist in meinen Augen purer Aktionismus und ich habe den Eindruck, dass man in der Ukraine gehofft hat, dass die Epidemie schon irgendwie am Land vorbei gehen würde und man sich wieder einmal durchmogeln kann. Leider war die politische Elite viel zu sehr mit den eigenen Problemen beschäftigt (anstehende Präsidentenwahlen) als sich um das Land zu kümmern und es zeigt wieder einmal, dass man sich in der Ukraine nicht auf staatliche Hilfe verlassen kann. Dies und die panikartige Reaktion der Regierung ist sicher mit auch ein Grund für die aktuelle Verunsicherung der Bevölkerung.

Und dass seit Freitagmorgen alle Grippe-Medikamente (wie Tamiflu) und Schutzmasken ausverkauft sind, ist schon überraschend für ein Land, wo nur ganz wenige CHF 80 für eine Packung bezahlen können. Auch wenn es genügen Tamiflu hätte, könnte sich das leider nur wenige leisten und auch der Staat hat leider nicht die finanziellen Möglichkeiten.

Grippe breitet sich schnell aus

Gemäss dem Gesundheitsministerium sind bereit 184,919 Personen infiziert, davon 82,691 Kinder. 7,383 Personen befinden sich in Spitälern, wobei 123 Personen intensive Pflege brauchen. Bisher sind 53 an der Grippe-Epidemie gestorben. Am meisten betroffen sind die Oblaste Lviv, Ivano-Frankivsk, Rivne, Ternopil und Chernowitz.


Offizielle mit Masken

In Kiew sind 6,357 Personen infiziert, davon 3,014 Kinder, und 85 Personen befinden sich in Spitälern.



Ukraine besonders von der Schweinegrippe betroffen
Bisher mehr als 50 Tote – Hilfszusagen aus Nachbarländern

NZZ, 1. November 2009

In der Ukraine breitet sich die Schweinegrippe rasant aus. Die Zahl der Todesfälle stieg inzwischen auf 53, mehr als 180'000 Menschen sind an dem Virus erkrankt.

(sda/afp/dpa) Die Ukraine ist wegen der Schweinegrippe im Ausnahmezustand. Die Epidemie breite sich in rasendem Tempo aus, sagte Präsident Viktor Juschtschenko. Die Zahl der Todesfälle stieg inzwischen auf 53, mehr als 180'000 Menschen sind an dem Virus erkrankt.

Nach Angaben des Kiewer Gesundheitsministeriums sind allein im Gebiet Lwiw im Westen des Landes mehr als 70'000 Menschen infiziert. Eine Delegation der Weltgesundheitsorganisation WHO will am Montag in die Region reisen, um sich ein Bild von der Situation in den Spitälern und den Ärztepraxen zu machen.

Militärärzte und Reservisten wurden aufgeboten, um sich um die wachsende Zahl an Patienten zu kümmern. Mehrere Länder, darunter Russland und die Slowakei, sagten der ehemaligen Sowjetrepublik Hilfe zu.

Leere Strassen, Schulen geschlossen

Das Fernsehen zeigte am Wochenende Bilder von leeren Strassen und Geschäften in den Grossstädten. Bereits am Freitag hatte die Regierung landesweit alle Schulen und Kindergärten geschlossen. Zudem sind Veranstaltungen mit grösseren Menschenmengen, darunter Konzerte und Kinovorführungen, verboten.

Nach Panikkäufen in Apotheken waren in vielen Städten weder Schutzmasken noch Medikamente zu haben. Juschtschenko ordnete an, dass umgehend mehr Schutzmasken produziert werden müssten - der Bedarf liege bei einer Million Masken pro Tag.

Freitag, 30. Oktober 2009

81,000 Ukrainer bereits infiziert

In der Ukraine hat die epidemische Verbreitung von Krankheitserregern der pandemischen Influenza (H1N1) begonnen, teilte der Pressedienst des Gesundheitsministeriums mit.

Der Pressedienst teilte ausserdem mit, dass per 30. Oktober in der Ukraine über 81,000 Menschen betroffen sind, darunter 33,500 Kinder. In Krankenhäuser befinden sich 2,341 Personen, davon 1,100 Kinder."

Leider gab es 33 tödliche Fälle", stellte das Gesundheitsministerium fest.


Menschen mit Masken in Kiew

Darüber hinaus betonte der Pressedienst, dass es begründete Hinweise gibt, dass sich die Infektion rasch auf das gesamte Territorium der Ukraine ausbreiten wird. Erwartet wird eine grosse Anzahl von Fällen in einem kurzen Zeitraum und mit einem hohen Prozentsatz an tödlichen Fällen.

Schweinegrippe-Epidemie ausgebrochen

Eine Epidemie des H1N1-Virus, auch als Schweine-Grippe bekannt, ist in der Ukraine ausgebrochen, kündigte der Gesundheitsminister Vasyl Kniazevych auf einer Pressekonferenz am Freitag an.

"Leider müssen wir feststellen, dass ein H1N1 Grippe-Epidemie in der Tat in der Ukraine ausgebrochen ist", sagte er.


Menschen mit Masken in Kiew


Das Gesundheitsministerium plant die Verhängung von Quarantäne in der Ukraine, antwortete er auf eine Frage von Interfax-Ukraine.

"Wir haben die Möglichkeit der Einführung einer Quarantäne nicht nur in den westlichen Regionen, sondern auch im ganzen Land, weil das Virus sich sehr schnell verbreitet ", sagte er.

In Kiew haben sich Schlangen vor den Apotheken gebildet und Medikamente wie Tamiflu sind schon seit Freitagmorgen ausverkauft. Gerüchte sagen, dass heute der erste Grippe-Todesfall in Kiew eingetreten ist.

Innerhalb weniger Tage sind 38 Personen in der West-Ukraine (in der Transkarpatien, Lviv und Volyn Region) an einer unbekannten Grippe gestorben. Bisher konnte bei mindestens einem Todesfall das A(H1N1) Virus als Verursacher identifiziert werden.

Samstag, 17. Oktober 2009

Besichtigung eines Gasfeldes

Vor rund zehn Tagen habe ich zum ersten Mal ein Gasfeld in der Zenrtalukraine (Poltava Region, Полтавська область) besucht, wo mit modernster westlicher Technologie nach Erdgas gebohrt wird.


Totalansicht der modernen westlichen Bohranlage


Vielen Leuten im Westen ist nicht bekannt, dass rund 25% des in der Ukraine verbrauchten Erdgases im Lande selbst produziert wird. Bevor in den 1960-er Jahren in Sibirien grosse Mengen von Erdgas gefunden wurden, wurde in der Ukraine sogar mit Abstand der grösste Teil des sowjetischen Erdgases und Erdöls produziert. Die Ukraine hat zwei grosse Becken mit Erdgas und Erdöl Vorkommen: Das Karpaten Becken im Westen des Landes und das Dnjepr-Donez Becken in der Zentralukraine. Das Karpaten Becken gehört sogar zu den ältesten Erdöl-Fördergebieten der Welt überhaupt und dort wurde auch die erste Raffiniere der Welt gebaut. Die sowjetische und russische Erdöl Industrie ist ohne die Pionierleistung der Ukraine undenkbar und dies ist mit ein Grund, weshalb heute noch fast alle Pipelines nach Europa durch die Ukraine führen.


Detailansicht des westlichen Bohrturmes


Leider ist die heutige Förderung von Erdöl und Erdgas in der Ukraine meist hoffnungslos veraltet. Ich hatte nun zusammen mit Londoner Finanzanalysten die seltene berufliche Gelegenheit, das Gasfeld der einzigen Firma in der Ukraine zu besuchen, die mit modernster westlicher Technologie nach Erdgas bohrt. Da das Feld rund drei bis vier Stunden Busfahrt von Kiew entfernt liegt, trafen wir uns schon um 06:30 Uhr und traffen erst um etwas 10:30 Uhr auf dem Feld ein.


Ich vor dem Erdgas Bohrturm


Es ist schon eindrücklich, inmitten einer sehr ländlichen Gegend der Ukraine modernste westliche Technologie zu sehen. Die beiden Bohrtürme der Firma wurden vor einem Jahr von ihrem Produktionsort in der USA (Texas) in die Ukraine verschifft unf hierher gebracht. Die Bohrtürme bohren in rund 4-6 Monaten bis 6,000 Meter in den Grund hinunter. Herkömmliche lokale Technologie bracht hierzu 12-15 Monate. Die ganze Technologie ist dabei computer- und roboterunterstützt.


Zusammensetzen von zwei Bohrstangen auf der Bohrplattform

Die ganze Bohranlage ist im Gegensatz zu herkömmlicher lokaler Technologie auch viel ökologischer und der Ort der Bohrung wird nach Fertigstellung des Bohrlochs wieder vollständig renaturalisiert. Die Firma arbeitet mit einer italienischen Bohrfirma zusammen, die mehrheit der Arbeiter vor Ort sind aber Ukrainer.


Bohr-Chef in der Kabine mit Touch-Screen Instrumenten


Eindrücklich ist auch zu sehen, wie kapitalintensiv das Bohren nach Erdgas ist. Das Bohren eines einzelnen Erdgas Förderloches kostet zum Beispiel zwischen $16-24 Millionen und ist deshalb recht riskant, da das Förderloch im schlimmsten Fall viel weniger Gas produzieren kann als erwartet.


Neuer Bohrkopf für Gestein im Wert von $80,000


Das Bohren nach Erdöl und Erdgas ist ein relativ komplexer Prozess. Der Bohrkopf ist mit Stangen mit dem Bohrturm verbunden, wobei die ganze Stange mit einem Motor auf dem Bohrturm angetrieben wird. Die Bohstange ist in der Mitte hohl und in diesen Kanal wird mit Hochdruck eine relativ schwere und dicke Bohrflüssigkeit gepresst. Diese tritt unten beim Bohrkopf wieder aus und reisst das abgetragene Material wie Erde, Sand oder Gestein ausserhalb der Bohrstange mit nach oben. Oben wird das Bohrmaterial aufwendig aus der Bohrflüssigkeit wieder ausgeschieden. Bei einem Bohrloch von 6 km Tiefe kann man sich gut vorstellen, was für Kompressoren es bracht um die schwere Bohrflüssigkeit ganz nach unten und wieder nach oben pressen zu können.


Anlage zur Trennung von Bohrflüssigkeit und Borhmaterial


Sehr aufwendig ist das Auswechseln des Bohrkopfes. Dies kann der Fall sein, wenn der Bohrkopf verschlissen ist oder es wegen einer anderen Schicht einen anderen Bohrkopf bracht. Je nach Schicht gibt es spezielle Bohrköpfe für Gestein, Sand oder Erdreich. Hierzu muss das ganze Bohrgestänge aus dem Bohrloch herausgezogen und auseinander genommen werden. Nach dem Aufsetzen des neuen Bohrkopfes muss das ganze Gestänge wieder in das Bohrloch eingesetzt werden. Bei einer Tiefe von 6 km kann dies mehr als einen Tag dauern. Und damit das Bohrloch nicht zusammenbricht, müssen ausserdem noch Stahlröhren in das Bohrloch als Ummantelung zementiert werden.


Ich vor einem fertiggestelltem Förderloch mit Christbaum


Ist ein Bohrloch fertiggestellt, werden zum Abschluss komplizierte Ventile auf dem Förderloch aufgesetzt und das Förderloch wird an die Gasleitungen angeschlossen. Diese Ventile auf dem Förderloch werden dabei als Christbaum bezeichnet. Anschliessend wird der Bohrturm mit der ganzen komplexen Infrastruktur zum nächsten geplanen Loch verschoben. Danch folgen die Produktionstests über mehrere Wochen, da der Gasfluss meist eine gewisse Zeit braucht sich zu stabilisieren.


Modernes Gasverarbeitungswerk


Das Gas, das direkt vom Förderloch kommt, wird als Rohgas bezeichnet und ist nicht das Erdgas, das wir z.B. vom Gasherd her kennen. Das Rohgas muss erst noch in einem Gasverarbeitungswerk gereinigt und aufbereitet werden. Im Rohgas hat es neben Methan verschiedene höherer Kohlenwasserstoffe wie Ethan, Propan, Butan und Ethen und auch das flüssige Gaskondensat, das ähnlich wie Diesel ist. Im Werk werden diese Stoffe getrennt und erst das reine Erdgas darf in die Pipeline eingespiesen werden.


Abfackeln von Überschussgas des Gasverarbeitungswerks


Bei diesem Besuch haben wir auch einen traditionell in der Ukraine verwendeten Bohrtum einer anderen Firma von der Ferne angschaut. Der Unterschied zwischen einem modernen westlichen Bohrtum und diesem ist dabei enorm.


Traditionell in der Ukraine verwendeter Bohrtum

Sonntag, 11. Oktober 2009

Volksarchitektur Museum

Dieses Wochenende sind wir nach Perejaslaw-Chmelnyzkyj (Переяслав-Хмельницький) zurück gekehrt und haben das dortige Freiluftmuseum für Volksarchitektur besucht. Vor allem wegen diesem Museum ist der Ort bekannt in der Ukraine.


Ein typisches einfaches Bauernhaus mit Strohdach (19. Jahrhundert)



Innenansicht eines einfachen Bauernhauses (19. Jahrhundert)



Innenansicht eines einfachen Bauernhauses (19. Jahrhundert)


Das Freilichtmuseum ist vergleichbar mit dem Freilichtmuseum Pyrogiv (Пирогів) nahe Kiew, nur noch um einiges grösser. Im Gegensatz zu Pyrogiv kommen aber die Häuser nicht aus allen Regionen der Ukraine, sondern sind v.a. aus der Region.


Typische Scheune mit Strohdach


Im Museum finden sich vor allem Gebäude aus dem ländlichen Leben des 19. Jahrhunderts wie einfache Bauernhäuser, Scheunen, Kirchen, Gasthäuer, etc.


Gebäude im Stil einer Kolchose (oder Sowchose?)



Brot-Museum im Innern des Kolchose-Gebäudes



Sowjetisches Gemälde im Brot-Museum


Neben v.a. Bauernhäusern mit Oroginaleinrichtung hat es in den grösseren Gebäuden wie z.B. Kirchen mehrere einzelne themenspezifische Museen.


Eine typisch ukrainische Windmühle



Mehrere ukrainische Windmühlen


Das ganze Museum befindet sich in einer parkartigen Anlage mit Wäldern und Teichen und ist auch landschaftlich sehr schön, v.a. im Herbst.


Kapelle auf einer Insel in einem Teich


Ein besonderes Highlight war sicherlich das Raumfahrtmuseum im Innern einer alten ländlichen Dorfkirche aus Holz.


Typische ländliche Holzkirche mit Raumfahrtmuseum



Original Sojus-Raumkapsel im Innern der Kirche



Modell der Startrampe des Weltraumbahnhofs Baikonur


Neben Bauernhäusern von ärmeren Bauern (was der Sowjetischen Lehre diente) hatte es auch wenige Häuser von reicheren ländlichen Bewohnern.


Haus eines reicheren Dorfbewohners (19. Jahrhundert)



Innenansicht des Hauses des reicheren Dorfbewohners



Innenansicht des Hauses des reicheren Dorfbewohners


Neben Bauernhäusern gibt es auch noch eine Vielzahl von anderen Häusern anzuschauen, wie z.B. Forsthäuser, Schulen, Postgebäude, Wirtshäuser, etc.


Forsthaus (19. Jahrhundert)



Ländliches Schulhaus (19. Jahrhundert)


Postamt (19. Jahrhundert)


Ganz speziell fand ich ausserdem die Rekonstruktion einer Kosaken-Festung aus dem 18. Jahrhundert mit tiefem Graben, Palisaden und Tor.


Kosaken-Festung (18. Jahrhundert)



Tor der Kosaken-Festung (18. Jahrhundert)