Sonntag, 17. Juni 2007

Nationalheld Bogdan Chmelnitzki

Bogdan Chmelnitzki (Богдан Хмельницький) gilt heute als einer der grössten ukrainischen Nationalhelden, lebte von 1595 bis 1657, war Kosakenhetman und der Gründer des ersten unabhängigen Kosakenstaates auf dem Gebiet der heutigen Ukraine. Ein Hetman ist der höchste Rang der ukrainischen Kosaken. Kosaken sind freie Wehrbauern, die die Ukraine und Südrussland besiedelten und die Elitekavallerie des russischen Zarenreichs bildeten.


Zeitgenössisches Bild von Bogdan Chmelnitzki


Chmelnitzki errichtete 1648 einen eigenständigen ukrainischen Kosakenstaat - das sogenannte Hetmanat - welches aus Kämpfen mit den Polen entstand. Des weiteren wurde das Hetmanat aber auch im Süden von den Krimtartaren (Teil des Osmanischen Reichs) und im Osten vom zaristischen Russland bedroht. Wegen dieser Lage zwischen gleich drei Grossmächten musste schon 1651 ein Abkommen mit Russland und dem Osmanischen Reich geschlossen werden, welches das Hetmanat schlussendlich wieder in die Abhängigkeit führte. Die folge dieses Abkommens war eine Aufteilung der Ukraine zwischen Polen im Westen und Russland im Osten. Seine historische Bedeutung liegt darin, dass er einen ersten unabhängigen ukrainischen Staat schaffte - wenn auch nur für eine kurze Zeit.


Heutige ukrainische 5 Griwna Banknote mit Bogdan Chmelnitzki


Die Kehrseite von Bogdan Chmelnitzki liegt in der Tatsache, dass er ein ausgewiesener Antisemit war. Während den Kämpfen zwischen den Polen wurden bis zu 100'000 Juden durch seinen Befehl in der Westukraine, v.a. in und um Lemberg (Львів), umgebracht. Eines seiner Ziele war es, die Juden und die Polen aus dem Gebiet des Kiewer Rus für immer zu verbannen. Leider belastet diese zum Teil bis heute noch existierende antisemitische Haltung das Verhältnis zwischen den Westukrainern und den Juden. Die westukrainische Stadt Proskuriw wurde ausserdem zu seinen Ehren 1954 in Chmelnitzki (Хмельницький) umbenannt.


Denkmal für Bogdan Chmelnitzki in Kiew vor der Sophienkathedrale

Elton John Konzert gegen AIDS

Gestern Samstagabend hat in Kiew auf dem zentralen Maidan Platz der bekannteste britische Sänger Elton John ein gratis Konzert unter dem Motto "Stoppt Aids bevor es uns stoppt" gegeben. Rund 200'000 Zuschauer haben das Konzert live auf dem Maidan mitverfolgt.


Elton John während seines Auftritts in Kiew


In der Ukraine sind nach offiziellen Angaben 70'000 Menschen mit dem AIDS-Virus infiziert. Inoffizielle Quellen sprechen aber von mehr als 400'000 infizierten Menschen in der Ukraine, was fast 1% der Bevölkerung enstpricht.

Vor dem Konzert gab es eine Kontroverse um Elton John selbst, da dieser ein bekennender Homosexueller ist. Fundamentale ukrainische christliche Kreise haben zum Boykott des Konzertes aufgerufen und den Homosexuellen die Verantwortung (!!!) für die AIDS Problematik in der Ukraine gegeben. AIDS und Homosexualität sind in der Ukraine leider immer noch Tabuthemen. Für Aufsehen sorgte auch die Tatsache, dass gratis Kondome während des Konzertes verteilt wurden.
  • Web: Elton John AIDS Foundation: Link

Sonntag, 10. Juni 2007

Impressionen vom Strand

Nachfolgend noch zwei Fotos von unserem Strandbesuch auf der Trukhanov Insel (остров Труханов) an diesem Wochenende (Blog-Beitrag mit detaillierter Beschreibung).


Freitag, 8. Juni 2007

Radioaktivität in Kiew

Neben der kürzlich hier schon diskutierten Wasserqualität in Kiew beschäftigt mich schon länger auch das Thema der Radioaktivität in Kiew. Da ja Kiew nur rund 100 km von Tschernobyl entfernt liegt und Tschernobyl an einem Zufluss des Dnjepr liegt, der ja danach mitten durch Kiew fliesst, habe ich mich schon oft gefragt, wie stark nun eigentlich Kiew effektiv radioaktiv kontaminiert wurde. Dies beschäftigt mich auch deshalb sehr, weil wir eine knapp 3 Jahre alte Tochter haben und bekanntlich Radioaktivität für kleine Kinder am gefährlichsten ist. So kaufen wir zum Beispiel schon länger keine Milchprodukte aus dem Norden des Landes, welches ja am stärksten betroffen war. Auch nachfolgende Karte der radioaktiven Verseuchung durch Tschernobyl sind nicht gerade ermutigend, da die Zone der niedrigsten Verseuchung nur wenige Kilometer nördlich von Kiew beginnt. Auch habe ich hier schon gehört, dass es im Sommer manchmal in der Tschernobyl Sperrzone brennt und wenn dann der Wind von Norden her weht, Kiew vom durch das vom Feuer aufgewirbelte Material radioaktiv belastet wird. Angblich sollen die lokalen Medien nicht über ein solches Ereignis berichten und die Kiewer informieren sich gegenseitig über SMS...


Caesium-137 Kontamination in Curie/m2

Da ich den hiesigen Angaben irgendwie nicht traute ("Radioaktivität stellt in Kiew kein Probelm dar") und es im Westen schlichtwegs zuwenig informationen darüber gibt, habe ich mich dazu entschlossen, die Raioaktivität hier ein bisschen selbst zu analysieren. Hierzu braucht man eigentlich nur ein Dosimeter zur Messung der (radioaktiven) Äquivalentdosis.


Mein sowjetisches Dosimeter der Marke "Bella" (Белла)


Hierzu habe ich mir über das Internet ein sowjetisches Dosimter der Marke "Bella" (Белла) aus dem Jahr 1991 gekauft. Die Masseinheit meines Dosimeters ist Mikrosievert pro Stunde (μSv/h), wobei weltweit der Normalwert der natürlichen Radioaktivität bei etwa 0.05 μSv/h im Freien liegt.

Der maximale gemessene Wert von 0.15 μSv/h fand ich bisher über der Erde nahe am Stamm von alten Bäumen und bei alten Dachabflüssen. Sogar das schon einmal erwähnte Tschernobyl Fahrzeug (siehe früherer Blog Beitrag) war überhaupt nicht aussergewöhnlich belastet - obwohl ich die Reifen und an der Karosserie detailliert gemessen habe. Auch die wenigsten Lebensmittel haben eine unnatürliche Belastung. Etwas beunruhgt hat mich eine Messung von 0.12 μSv/h bei einem Brot. Alles gemessene Gemüse und Fleisch sowie alle Getränke hatten bisher normale Werte. Auch habe ich den Sand am Ufer des Dnjepers gemessen, als wir kürzlich dort Baden waren (siehe früheren Blog Beitrag). Doch auch hier konnte ich (überraschenderweise) keine erhöhte Belastung feststellen. Natülich werde ich auch weiter Messungen vornehmen, insgesamt haben mich aber diese Messungen doch recht beruhigt. Auch ist mir klar, dass ich in Sachen Messung der Radioaktivität überhaupt kein Experte bin, hoffe aber, dass meine Messungen doch eine gewisse Aussagekraft haben.
  • Web: Radioaktive Messungen um Tschernobyl herum: Link

Freitag, 1. Juni 2007

Vereinigender Fussball?

Nachfolgend noch ein Foto vom ukrainischen Fussballfinale zwischen Schachtar Donezk (Шахтар Донецьк = Bergarbeiter Donezk) und Dynamo Kiew (Шахтар Донецьк) vom letzten Sonntag, welches ich Euch nicht vorenthalten möchte. Auf der Ehrentribüne spricht Präsident Viktor Juschtschenko mit dem von ihm entlassenen ehemaligen Generalstaatsanwaltschaft Swjatoslaw Piskun. Auf Juschtschenkos Schoss sitzt sein Sohn Taras. Wegen der Entlassung des Generalstaastanwalts eskalierte die Situation in der Ukraine vor einer Woche ja dramatisch (siehe frühere Blog Beiträge: Strassensperren in der Nacht, Aktuelle Lage vor der Generalstaatsanwaltschaft, Staatsstreich in meinem Hinterhof). Am Fussballfinale anwesend war ausserdem auch Juschtschenkos Erzrivale, Ministerpräsident Viktor Janukowitsch.


Präsident mit Sohn und entlassener Generalstaastanwalt am Fussballfinale