Freitag, 27. Juli 2007

Zwei Wochen Ferien

Die nächsten beiden Wochen werde ich meine diesjährigen Sommerferien im Süden der Ukraine am Schwarzen Meer in Odessa und voraussichtlich auf der Krim verbringen. Natürlich werde ich die besten Fotos und Eindrücke von den Ferien in zwei Wochen hier veröffentlichen. Bis dann wünsche ich alle einen schönen Sommer!

Samstag, 21. Juli 2007

Nachtrag zur Krise in der Generalstaatsanwaltschaft

Die Leser dieses Blogs mögen sich sicher noch erinnern, als Ende Mai die politische Lage in der Ukraine in meiner unmittelbaren Nachbarschaft dramatisch eskalierte (siehe Links weiter unten). Damals wurde die Generalstaatsanwaltschaft von Truppen des Innenministeriums illegalerweise besetzt. Ich habe nun auf youtube.com einen Video des ukrainischen Kanals 5 gefunden, der die Situation im Innern der Generalstaatsanwaltschaft zeigt, als ein Parlamentsabgeordneter in das Gebäude gehen wollte. Das ganze wurde ausserdem unter dem Titel "ohne Kommentar" ausgestrahlt - Bilder sagen mehr als Worte! Die Situation war alles andere als entspannt und zeigt eindrücklich, wie die Ukraine in diesen Tagen am Rande des Abgrunds stand... Aber zum Glück hat sich ja die Situation in der Zwischenzeit wieder recht entspannt, obwohl im September ein dreckiger Wahlkampf zu erwarten ist!



Mittwoch, 18. Juli 2007

Affenhitze

Im Moment ist es in Kiew wirklich sehr heiss. Anscheinend war es heute 36 Grad im Schatten. Im Süden der Ukraine wurden sogar 39 Grad (!!!) gemessen. Der einzige Trost ist, dass es relativ trocken und so die Hitze nicht ganz so schlimm ist. Als ich in der Mittagspause zu einem Restaurant spaziert bin, war es an der prallen Sonne aber trotzdem fast unerträglich. Ich habe zwar den Schatten der vielen Bäume von Kiew genutzt, aber ganz ohne Sonne ging es eben auch nicht.


Temperaturprognose für den 18. Juli


Gestern wurde zum Glück endlich die Klimaanlage in meinem Büro repariert. Davor war die Klimaanlage eine Woche lang regelmässig jeden Nachmittag ausgestiegen. Und bei diesen Temperaturen wurde es dann wirklich ungemütlich im Büro. Brutkasten sage ich dem! Die Prognose sagt, dass es graduell ein bisschen weniger heiss werden soll (33 bis 35 Grad...) und am Wochenende gibt es endlich Gewitter. Und zum Glück habe ich ja in 10 Tagen Ferien...
  • Beste Wetterprognose für Kiew (auf Russisch): Link
  • Wetterprognose Kiew (auf Deutsch): Link

Sonntag, 15. Juli 2007

Folklore Open-Air mit Juschtschenko

Am letzten Sonntag haben wir ein Folklore Open-Air Festival ganz in unserer Nähe, im Park unterhalb des Mat Rodina Monuments, besucht. Beim Kraina Mriy Festival (Країна Мрій) treten auf einer Open-Air Bühne in einem sehr schönen Park Pop-Folklore Gruppen aus der Ukraine und vielen anderen Ländern auf. Das Festival ist gratis, dauert jeweils von Freitag- bis Sonntagabend und wurde nun schon zum vierten Mal erfolgreich durchgeführt. Nur hatten die Organisatoren dieses Jahr mit dem Wetter weniger Glück, denn am Freitag und am Samstag hat es mehrmals geregnet.


Stände auf dem Weg zum Festival, Mat Rodina im Hintergrund


Bevor man zum eigentlichen Gelände des Festivals kommt, muss man durch einen sehr schönen Park mit vielen Ständen, wo ukrainisches Kunsthandwerk verkauft wird. Eigentlich wollte ich schon lange ein typisch ukrainisches weisses Bauernhemd mit Stickereien kaufen. So habe ich mir immer die Kosaken vorgestellt! Und ausserdem scheint es sehr bequem zu sein. Dieses Festival bot nun die Gelegenheit endlich ein solches Hemd zu kaufen.


Ich in typisch ukrainischem Bauernhemd und meine Tochter


Anscheinend war ich nicht der einzige, der ukrainisches Kunsthandwerk kaufen wollte. Denn plötzlich auf dem mit vielen Leuten bevölkertem Weg gab es einen Stau. Jemand vor mir fragte, was denn los sei und bekam die kurze Antwort: "Der Präsident!". Und siehe da, nur zwei Meter von mir entfernt stand der ukrainische Präsident Viktor Juschtschenko in Lederjacke am Kunsthandwerk einkaufen. Um ihn herum sicher etwa 10 Leute vom Geheimdienst. Juschtschenko hat in aller Ruhe einen Stand angeschaut und etwas kleines eingekauft. Natürlich musste ich diese einmalige Situation fotografieren! Und ehrlich gesagt war ich schon etwas bewegt, dass ich nun einmal in Realität den ukrainischen Präsidenten und orangen Revolutionshelden gesehen habe, wo ich doch schon so viel über ihn gelesen habe...


Präsident Viktor Juschtschenko am Einkaufen


Schlussendlich sind wir dann auch noch in die Nähe der Bühne gekommen und haben zwei Musikgruppen zugehört. Die Musik, vermutlich aus dem Balkan, war dabei eine Mischung aus Folklore und Pop. Für westliche Ohren vermutlich recht ungewohnt (aber das wäre Schweizer Ländler wohl auch für Ukrainer...), aber doch noch recht interessant.


Talkessel oberhalb der Bühne


Die Bühne liegt dabei in einem Talkessel und bildet fast ein natürliches Amphitheater. Im Hintergrund sieht man dabei den Dnjepr mit den Satellitenstädten von Kiew. Ein wirklich prädestiniertes Gelände für ein Open-Air! Es freut mich, dass die Open-Air Kultur nun auch in der Ukraine Einzug hält - in der Schweiz gibt es ja im Sommer hunderte von kleineren und grösseren Open-Airs.


Bühne des Open-Air Festivals

  • Web: Site des Kraina Mriy Festivals (Englisch): Link

Sonntag, 8. Juli 2007

Ukrainische Landschaft

Einer der Gründe, weshalb wir mit dem Bus (Blog: Distanzreisen mit dem Bus) nach Odessa gereist sind, ist die Tatsache, dass wir - genau gesagt ich - einmal etwas vom ukrainischen Land sehen wollten. Und eine Reise von 450 km sollte hierzu genügend Möglichkeiten geben.

Für mich als Schweizer war es faszinierend, dass während dieser langen Strecke die Landschaft fast immer genau gleich ausgesehen hat. Eine leicht gewellte, aber sonst vollständig flache Landschaft mit grossen Feldern, Hecken und Baumreihen. Dazwischen Dörfer mit kleinen Hütten, oft in den Mulden dieser "Wellen" gelegen. Ebenfalls hat es manchmal in den Mulden auch kleine Seen. Diese "Wellen" sind dabei typisch für die Landschaft zwischen Kiew und Odessa. In anderen Gegenden der Ukraine ist es weniger "wellig". Berge sieht man nie, nicht einmal etwas, was man als Hügel bezeichnen könnte. Im Vergleich zur Schweiz, wo die Landschaft schon nach 50 km recht anders aussehen kann, etwas ungewohnt...


Typisch ukrainische Landschaft


Nur gerade am Anfang und am Ende dieser langen Strecke war die Landschaft etwas anders. Um Kiew herum hat es grosse Wälder, wo v.a. Birken und Trauerweiden dominieren. Und kurz vor Odessa sieht man einen Liman (Лиман), den Chadschubei Liman (Хаджубейский Лиман, eigentlich benannt nach dem vorrussischen Namen von Odessa), einen Arm des Schwarzen Meeres, der mehr als 30km tief in das Landesinnere reicht, und die in Skandinavien als Fjorde bekannt sind. Diese Limane sind dabei typisch für die ukrainische Schwarzmeer Küste und es hat eine Vielzahl davon, manche bis zu 50km lang. Besonders schön am Chadschubei Liman vor Odessa ist dabei das türkisblaue Wasser (des Schwarzen Meeres).


Liman in der Nähe von Odessa

Samstag, 7. Juli 2007

Distanzreisen mit dem Bus

Als wir am letzten Wochenende in Odessa waren, sind wir nicht etwa wie bisher meistens mit dem Flugzeug (Blog: Fliegen innerhalb der Ukraine) oder dem Zug gereist, sondern wir haben den Autobus benutzt. Reisen mit dem Autobus, auch über längere Strecken (von Kiew nach Odessa sind es 450 km), ist ein sehr beliebtes Reisemittel in der Ukraine. Dabei gibt es ein sehr ausgebautes Liniennetz innerhalb der Ukraine, welches alle grösseren Städte miteinander verbindet. Beliebt ist dieses Reisemittel auch, da die Busse so auch kleinere Städte in das Verkehrsnetz anbinden, die zum Beispiel keinen Bahnanschluss haben.


Der Kiewer Autobusbahnhof


Der Beginn einer solchen Busreise startet immer auf dem Autobusbahnhof (Автовокзал), welcher natürlich in Kiew sehr gross ist. Auf den Autobusbahnhöfen herrscht immer ein emsiges Treiben. Typisch sind auch die festen und fliegenden Händler, die v.a. Verpflegung, aber auch alles andere nur denkbare zum Verkauf anbieten.


Unser alter Bus von Kiew nach Odessa

Auf unserer Hinreise von Kiew nach Odessa hatten wir das Pech, dass wir wegen des Feiertags nur noch einen alten sowjetischen Bus gekriegt haben. Der Bus stammt vermutlich noch aus den 60-er Jahren und hat erhebliche Probleme, nur schon eine kleinere Steigung zu meistern (auf der Strecke nach Odessa hat es viele kleine Hügel und die Strasse ist schnurgerade). Der Bus war natürlich nicht klimatisiert und die Fenster lassen sich auch nicht öffnen. Im Sommer wird es dementsprechend heiss in einem solchen Bus. Obwohl man auch in einem solchen Bus die Plätze reservieren kann, muss man immer um die Plätze kämpfen, da die Fahrer soviel wie möglich Landleute aufnehmen, die dann im Gang stehen. Somit wird es mit der Zeit auch sehr eng im Bus...


Das Innere unseres alten Busses


Die Reise von Kiew nach Odessa dauert mit einem solchen Bus rund neun Stunden, die v.a. wenn man auch noch ein kleines Kind bei sich hat, zur Belastungsprobe werden kann... Dabei muss ich vielleicht noch erwähnen, dass die sogenannte Odessa-Trasse die am besten ausgebaute Autostrasse der Ukraine mit sogar zwei Spuren ist und die entfernt doch noch ein bisschen an eine schweizer Autobahn erinnert. Zum Glück gibt es etwa jede Stunde eine Pause von rund 10 Minuten an den verschiedenen Busbahnhöfen der kleineren Städte, wo man sich etwas vertreten kann, auf sehr rudimentäre Toiletten gehen kann und etwas kleines zum Essen einkaufen kann. Sehr interessant finde ich auch das Reisen mit dem Bus, da man so auch mal kleinere ukrainische Städte und das Land sieht, die man mit dem Flugzeug eben nicht sieht. Ein Busticket von Kiew nach Odessa kostet ausserdem umgerechnet CHF 20.- pro Person, was natürlich für uns sehr billig ist.


Ein Busbahnhof in der kleinen ukrainischen Stadt Uman (Умань)



Der Busbahnhof von Odessa


Auf der Rückreise von Odessa nach Kiew haben wir dann zum Glück einen modernen Bus erwischt, der ausserdem genau gleichviel (!!!) kostet. Hierbei handelt es sich um einen topmodernen grosszügigen und schnellen westlichen Bus mit Klimaanlage, Ledersitzen, Stewardess, Getränken und LCD-Fernsehen (wo die ganze Zeit internationale und russische Filme gezeigt werden). Die gleiche Reisestrecke dauert dann nur noch rund 7 Stunden und es gibt viel weniger Pausen. Auch werden keine zusätzlichen Leute aufgenommen, die dann im Gang den Platz versperren. In der Zwischenzeit haben wir auch herausgefunden, dass es von der gleichen Gesellschaft (Autolux/Автолюкс) auch einen Nachtexpress gibt, der nur rund fünf Stunden von Kiew nach Odessa braucht.


Der moderne Bus auf der Rückreise nach Kiew



Innenansicht des modernen Busses

  • Blog: Mythos Odessa: Link
  • Blog: Fliegen innerhalb der Ukraine: Link

Freitag, 6. Juli 2007

Arkadia - Odessa's Riviera

Arkadia nennt sich derjenige Stadtteil im Süden von Odessa, der direkt am Schwarzen Meer rund 5 km vom Stadtzentrum entfernt liegt. Hier gibt es die meisten Hotels und Villen - die meisten dabei erst in den letzten paar Jahren erbaut. Arkadia ist sehr mondän mit seinn Parks, einer schönen Strandpromenade mit vielen Restaurants und Diskotheken,welche alle fast direkt am Meer liegen. Unsere Wohnung, welche wir in Odessa gemietet haben, liegt mit dem Marschrutka vier Minuten von Arkadia entfernt.


Allee in Arkadia, welche zum Meer führt


Über eine verkehrsfreie Allee, die in einem kleinen Park liegt, gelangt man an das Meer. Zum Anfang dieser Allee fährt direkt das Tram und verschiedene Marschrutkas. Entlang dieser Allee hat es kleine Kaffees, Spielsalons, Souvenirverkäufer, kleine Läden, Kioske, etc.


Strandpromenande in Arkadia


Auch an der Strandpromenade hat es viele moderne und stylige Restaurants, Kaffees und Diskotheken. Besonders gefällt mir, dass die ganze Strandpromenade unter Bäumen liegt. Dafür ist der Blick auf das Meer aber etwas eingeschränkt. Hierfür geht man besser direkt an den Strand.


Ein Strand in Arkadia



Minimalistische Umziehkabinen an einem Strand



Strand bei Nacht



Strand bei stürmischem Wetter


In Arkadia gibt es vor allem Sandstrände, die für das Schwarze Meer relativ breit sind, aber auch Beton- und Kiesstrände. Je nachdem sind die Strände dabei gratis oder man muss einen symbolischen Betrag für den Eintritt und Liegestuhl bezahlen. Die gratis Strände haben den Nachteil, dass sie relativ stark mit Zigarettenstummeln und anderen Abfällen verschmutzt sind. Die bezahlten Strände sind hingegen sehr gepflegt und sauber.


Arkadia Strand - vom Meer aus gesehen


Eindrücklich sind auch die vielen top-modernen Diskotheken direkt am Strand und unter freiem Himmel. So habe ich mir eigentlich immer Ibiza vorgestellt... Da wir mit unserer Tochter unterwegs waren, konnten wir aber die Diskotheken nicht so wirklich genau analysieren! Besonders beeindruckend fand ich die "Itaka" Diskothek, die angeblich angesagteste Diskothek von Arkadia, welche genau wie ein griechischer Tempel aussieht. Die Tanzfläche ist dabei wie ein Amphitheater gestaltet.


Itaka Diskothek - vom Strand aus gesehen



Blick auf Strand und eine Diskothek bei Nacht



Eine weitere Diskothek direkt am Strand
  • Blog: Mythos Odessa: Link
  • Blog: Hafen von Odessa: Link

Donnerstag, 5. Juli 2007

Hafen von Odessa

Bei unserem kürzlichen Besuch in Odessa haben wir auch den Hafen von Odessa besichtigt. Der Hafen von Odessa ist dabei der grösste und wichtigste Hochseehafen der Ukraine. Der Hafen war der eigentliche Grund für die Gründung der Stadt an dieser Stelle, da zu Ende des 18. Jahrhunderts Russland über keinen Warmwasser Hafen verfügte.


Meeresbahnhof, der Passagierhafen von Odessa


Der Passagierhafen von Odessa heisst dabei Meeresbahnhof (Морской вокзал) und ist recht modern. Im Meeresbahnhof integriert ist dabei in einem Hochhaus das Hotel Odessa. Von hier aus hat man einen wunderschönen Ausblick auf den ganzen Hafen und die Potemkinsche Treppe.


Kreuzfahrtschiff auf dem
Dnjepr und dem Schwarzen Meer

Am Meeresbahnhof legen die grossen, Vier-Etagen Kreuzfahrtschiffe an, die von Odessa aus über das Schwarze Meer den Dnjepr hinauf bis nach Kiew fahren.


Zwei ukrainische Passagierfähren, Potemkinsche Treppe (Hintergrund)


Ebenfalls im Meeresbahnhof legen auch die Passagierfähren und verschiedenste kleiner Boote für Rundfahrten rund um Odessa an.


Zwei Containerschiffe werden entladen


Am eindrücklichsten ist aber sicherlich der grosse Frachthafen mit grossen Containerschiffen. Oft liegen mehrere grosse Containerschiffe vor Odessa und warten darauf, in den Hafen einlaufen zu können. Auch die Hafenanlagen mit den Verladekranen und zum Verlad bereite Güter kann man aus der Ferne sehen. So haben wir zum Beispiel riesige Mengen von Strahlrohren, ein beliebtes Exportgut der Ukraine, im Hafen gesehen.


Zum Verlad bereite Stahlröhren
  • Blog: Mythos Odessa: Link
  • Blog: Arkadia - Odessa's Riviera: Link

Dienstag, 3. Juli 2007

Mythos Odessa

Am letzten verlängerten Wochenende haben wir die ukrainische Hafenstadt Odessa (Одесса) besucht. Odessa liegt rund 450 km südlich von Kiew am Ufer des Schwarzen Meeres, hat den grössten ukrainischen Hochseehafen und 1 Million Einwohner. Die Einwohner von Odessa werden ausserdem Odessiten (одесситы) genannt. Und der Name Odessa übt bis heute eine Faszination auf alle Bewohner der ehemaligen Sowjetuinion aus, denn Odessa war immer Mythos und Legende.

Die damalige türkische Festung "Yeni Dünya" neben der tatarischen Siedlung Chadschubei (Хаджубей, d.h. Chadschu Bucht) wurde 1789 von russischen Truppen unter Admiral Joseph de Ribas erobert und Odessa wurde im Jahre 1794 auf Anweisung der russischen Zarin Katharina der Grossen bei der eingenommenen türkischen Festung angelegt. Odessa wurde die Hauptstadt des russischen Generalgouvernements Neurussland und wurde ein grosser Erfolg. Schon 1832 lebten 60'000 Menschen in Odessa. Ihr frühes Wachstum verdankt die Stadt dem Herzog von Richelieu, der als Gouverneur von 1803 - 1814 regierte. Der russische Dichter Alexander Puschkin (Алекcандр Сергеевич Пушкин) lobte in der Erzählung "Eugen Onegin (Евгений Онегин)" die Freiheit und Ungezwungenheit in dieser weltoffenen Stadt.


Opernhaus von Odessa (1884–1887)


Als Wahrzeichen der Stadt gilt neben der Potemkinschen Treppe das Opernhaus von Odessa, welches 1884–1887 vom damals im mitteleuropäischen Theaterbau führenden Wiener Büro Fellner & Helmer erbaut wurde.


Pantelejmonowski Kirche an einem Boulevard


Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren rund 30% der Bevölkerung Juden. Noch heute hat es recht viele Synagogen in Odessa. Odessa ist bis heute einerseits bis heute sehr russisch geprägte Stadt und noch mehr als ein Drittel der Einwohner sind ethnische Russen. Bis heute gilt die Stadt aber auch als sehr kosmopolitisch, mondän und weltoffen, denn eigentlich wollen die Odessiten weder Russen noch Ukrainer sein.


Obelisk für den Sieg im Zweiten Weltkrieg



Meine Tochter neben Leninorden und der "Goldenen Stern" Medaille


Im russischen Bürgerkrieg wurde Odessa mehrmals von der Roten und der Weissen Armee erobert. Im Zweiten Weltkrieg wurde Odessa nach erbittertem Widerstand von deutschen und rumänischen Truppen erobert. 60'000 Juden wurden anschliessend deportiert und während eines Massakers wurden 30'000 Juden und Kommunisten getötet. Odessa (wie ausserdem auch Kiew) hat den Status einer sowjetischen Heldenstadt (город-герой) - insgesamt gibt es nur 14 Heldenstädte in der ehemaligen Sowjetunion. Einer Heldenstadt wurde der Leninorden, die Medaille "Goldener Stern" und eine Urkunde des Obersten Sowjets der UdSSR verliehen.


Strassenbild in Odessa


Die Innenstadt von Odessa ist mit einer Fläche von rund zwei Quadratkilometern relativ klein und übersichtlich für ukrainische Verhältnisse und wirkt mit den relativ kleinen, meistens klassizistischen und aus der Zeit um die Jahrhundertwende stammenden Palästen und Gebäuden sehr westeuropäisch. Auf den vielen grosszügigen Boulevards und auf fast alle Strassen hat es Bäume und die Stadt wirkt so sehr grün.


Innenhof



Richelieu Bronzestatue (1828) oberhalb der Potemkinschen Treppe


Auf dem zaristischen Panzerkreuzer Potjomkin kam es am 27. Juni 1905 zur Meuterei. Das Ereignis war Grundlage für Sergej Eisensteins (Сергей Эйзенштейн) legendären Film Panzerkreuzer Potemkin, wo eine Schlüsselszene einen quälend langsam die Richelieu-Treppe herunter rollenden Kinderwagen zeigt. 1955 wurde die Richelieu-Treppe zum 50. Jahrestag der Meuterei in Potemkinsche Treppe (Потёмкинская лестница) umbenannt. Heute ist diese Intention in Vergessenheit geraten und so nehmen viele Menschen an, dass sie direkt nach Potjomkin benannt sei.


Potemkinsche Treppe


Die Potemkinsche Treppe (Потёмкинская лестница) ist eine Freitreppe mit 192 Stufen. Die von der Innenstadt zum Hafen führende 142 m lange Treppe ist perspektivisch gebaut: Dadurch dass sie unten mit 21.7 Meter viel breiter ist als oben (13.4 Meter), sieht sie - von oben betrachtet - auf der gesamten Länge gleich breit aus. Von unten betrachtet wirkt sie durch die perspektivische Bauweise hingegen wesentlich länger. Neben der Treppe hat es eine Standseilbahn, eine Finiculaire (Фуникулёр).


Deribassowsksja Strasse


Bekannt ist auch die Deribassawsksja Strasse (Улица Дерибасовская), benannt nach dem russischen Admiral Joseph de Ribas, der Odessa eroberte und den Hafen baute, ein breiter mondäner Boulevard in der Innenstadt mit Bäumen, der heute eine Fussgängerzone und die Flaniermeile von Odessa ist.


Fassaden bei der Oper


Odessa hat einen eigenen Flughafen und ist von Kiew aus auch mit dem Bus und mit dem Zug erreichbar. Besonders interessant ist aber vor allem auch die Tatsache, dass es einen direkten Zug Berlin-Odessa gibt. Ausserdem gibt es im Sommer auch direkte Flüge von Basel nach Odessa.


Bahnhof von Odessa


Odessa ist auch bekannt wegen des ehemaligen Odessa Kinostudios (Одесская киностудия), wo viele Sowjetfilme gedreht wurden, die natürlich vorwiegend in Odessa spielen. Daneben ist Odessa auch bekannt als Badeort und natürlich auch wegen des Hafens. Darüber werde ich aber später noch berichten.
  • Blog: Hafen von Odessa: Link
  • Blog: Arkadia - Odessa's Riviera: Link
  • Webcam von der Potemkinschen Treppe: Link
  • Artikel in der Süddeutschen über Odessa: Link
  • Artikel im Spiegel über Odessa: Link