Sonntag, 28. Dezember 2008
Die letzte Woche habe ich und meine Familie in der Schweiz verbracht und seit drei Jahren wieder einmal Weihnachten in der Schweiz gefeiert.
Wir waren dabei in meiner Heimatstadt Schaffhausen bei meinen Eltern untergebracht. Neben dem familiären Weihnachtsfest haben wir natürlich auch unsere alten Freunde dort besucht.
Besonders gefallen hat uns die weihnachtlich dekorierte Altstadt von Schaffhausen Obwohl es auch in Kiew Weihnachtsdekorationen gibt, ist die Weihnachtsdekoration in der Schweiz doch viel schöner. In Kiew wirkt alles irgendwie viel kommerzieller und weniger romantisch. Leider kommt bei mir in Kiew nur selten vorweihnachtliche Stimmung auf...
Auch von der in der Ukraine allgegenwärtigen Krise ist logischerweise in der Schweiz noch viel weniger zu hören. Ehrlich gesagt recht erholend... Ich habe aber den Eindruck, dass sich die Leute in der Schweiz da noch etwas vormachen und es auch dort noch schlimmer werden wird.
Immer wieder faszinierend ist für mich die Tatsache, dass ich in die Schweiz zurückkehren kann und sich wirklich (fast) nichts verändert hat...
Da ich schon recht lange nicht mehr in den Alpen war, wollte ich unbedingt wieder einmal in die Berge fahren. Also haben wir eine Ausfahrt in die Innershcweizer Alpen gemacht (Ibergeregg).
Wunderschön war es, als wir mit dem Auto aus dem dicken Nebelmeer hinaus in die sonnige Höhe gefahren sind.
Auf der Ibergeregg habe ich vor ca. 25 Jahren Skifahren gelernt und war seit dieser Zeit nicht mehr dort. Viel hat sich ehrlich gesagt auch dort nicht verändert.
Je länger und je besser ich die Ukraine kenne, desto mehr sehe ich die Unterschiede zwischen beiden Ländern. Und vor allem nach einem Besuch in der Schweiz fallen mir die Unterschiede wieder mehr auf.
Dienstag, 16. Dezember 2008
Spekulationen
Da sich anscheinend immer mehr Leute fragen, wo ich bin - was mich natürlich wirklich auch sehr freut - melde ich mich mal wieder kurz auf dem Blog. Und damit möchte ich auch allfälligen Spekulationen entgegenwirken, dass ich wegen der ökonomischen Krise nicht mehr in Kiew bin.
Es stimmt, dass ich im Finanzbereich arbeite, und zwar als Finanzanalyst (genauer gesagt Analyst für ukrainische Aktien). Aber ich arbeite nicht bei der UBS hier in Kiew, sondern bei einer (reinen) Investment Bank. Aber bekanntlich geht es denen im Moment nicht viel besser. Ehrlich gesagt hatte ich die lezten Wochen einfach wirklich viel beruflich zu tun und musste die Prioritäten anders setzen. Es gibt wichtigeres im Leben als dieses Blog! Und auch ganz normal für meine Branche, war ich mir auch nicht sicher, ob ich meinen Job hier in der Ukraine behalten kann. Denn es stimmt, dass in den letzten Wochen zu Hauf Ausländer hier entlassen wurden. In der Zwischenzeit hat sich aber einiges geklärt und so bleibe ich (im Moment zumindest - wer weiss, was die Zukunft bringt?) hier in Kiew. Und nach den Jahren des Booms ist es auch interessant, einmal eine Krise hier aus der Nähe zu betrachten. Denn sie bringt nicht nur Nachteile - so hat zum Beispiel der Autoverkehr schon deutlich abgenommen...
Ich und meine Familie werden die nächste Woche über die Weihnachten in der Schweiz verbingen Vor dem neuen Jahr komme ich aber zurück und während den Neujahrsfeiertagen hoffe ich wieder etwas mehr Zeit für das Blog zu finden.
PS: Ausserdem haben wir in der Zwischenzeit auch wieder heisses Wasser. Dieses wurde nämlich Ende letzter Woche ausgeschaltet, da unser super Stadtpräsident die Subventionen nicht an das E-Werk (Kyivenergo) überwiesen hat und das E-Werk kurzerhand das heisse Wasser abgestellt hat. Da wir in unserer neuen Wohnung keinen Boiler mehr haben, war ich wirklich etwas beunruhigt...
Kategorien: Kommentare, Privates
Mittwoch, 5. November 2008
Obama zur Ukraine
Zuerst einmal möchte ich sagen, dass ich mich heute riesig über die Wahl von Barack Obama gefreut habe.
Nachfolgend ein original Dokument vom President-Elect Barack Obama, welches sein Meinung zur Ukraine wiedergibt. Viele Russen hoffen nun auf eine Entspannung. Da bin ich aber nicht so sicher, wenn ich den nachfolgenden Brief lese. Und am Tag der Wahl gleich Raketen in Kaliningrad aufzustellen ist sicher nicht die clevere Art, sich viele Symapthien vom neuen Präsidenten zu sichern... Ausserdem war Barack Obama schon einmal in der Ukraine und kennt das Land daher etwas. Und der politische Einfluss der ukrainischen Diaspora im Rostgürtel der USA, der näheren Heimat von Obama, ist auch nicht zu unterschätzen. Wir werden ja sehen...
Kategorien: Kommentare, Politik
Mittwoch, 22. Oktober 2008
Geld abheben unmöglich
Bekanntlich versuchen ja die ukrainischen Banken im Moment mit allen möglichen und unmöglichen Mitteln zu verhindern, dass Geld von den Konten abgehoben wird. Nachfolgendes Bild zeigt einen Bankomaten meiner "Lieblingsbank" Raiffeisen Bank Aval, der garantiert, dass kein Geld abgehoben wird. Es zeigt wieder einmal, wie innovativ die Ukrainer in Krisen sein können... ;-)
- Blog: Bankenkrise in der Ukraine: Link
Kategorien: Kommentare, Wirtschaft
Freitag, 17. Oktober 2008
Neu im Kino: Gitler kaput!
Der neue russische Film "Гитлер капут/Gitler kaput" im Stile der "die nackte Kanone" läuft seit September äusserst erfolgreich in den russischen (und ukrainischen) Kinos und nimmt Nazi-Deutschland aus russischer Sicht mit derbem Humor aufs Korn. Mal etwas anderes... ;-) Vielleicht muss noch erwähnt werden, dass der Titel nichts anderes als "Hitler kaputt" bedeutet und eine sehr bekannte Redewendung ist, welche die Freude/Stolz des sowjetischen Siegs über Nazi-Deutschland ausdrückt.
Kategorien: Videos
Bankenkrise in der Ukraine
Die Finanzkrise ist auch in der Ukraine angekommen. Und damit meine ich nicht, etwa dass die ukrainische Aktienbörse seit Jahresanfang rund 80% an Wert verloren hat. Denn diese Verluste betreffen fast nur ausländische Investoren und nicht die Bevölkerung hier.
Seit rund zwei Wochen ist das ukrainische Banken- und Finanzsystem in der schwersten Krise seit 1998. Letzte Woche ist die erste grössere Bank ‚ die Prominvest Bank – Konkurs gegangen und vom Staat übernommen worden. 15 weitere Banken mussten bei der Notenbank Notkredite beantragen. Seit anfangs Woche können Sparkonti nicht mehr abgehogeben werden und viele Banken haben tägliche Restriktionen für Barbezüge auf alle Konti, also auch die Sichtkonti, eingeführt. Meine Bank zum Beispiel – die im österreichischen Besitz sich befindende und zweitgrösste Bank des Landes, die Raiffeisen Bank Aval – lässt nur noch tägliche Bezüge im Wert von USD 5’000 von meinem Lohnkonto zu.
Das grösste Risiko liegt aber nicht im eigentlichen Kollaps des Bankensystems, von dem eigentlich niemand ausgeht, obwohl es sich um die grösste Bankenkrise in der Ukraine seit 1998 handelt. Das Risiko liegt im Moment in der Abwertung der Lokalwährung Hriwna (UAH). Vor einem Monat war der Hriwna-Dollar-Wechselkurs noch 4.85. Aktuell liegt der Wechselkurs bei rund 5.30, also um rund 10% abgewertet. Der Grund für die Abwertung ist die Angst um das riesige, negative Handelsbilanzdefizit. Die Ukraine importiert viel zu viele Konsumgüter aus dem Westen und verkauft zu wenig selbst produzierte Güter. Bisher wurde diese Differenz, eben das Handelsbilanzdefizit, durch ausländische Direktinvestitionen finanziert. Mit der globalen Finanzkrise erwartet man, das einerseits die ukrainischen Exporte – dies sind vor allem Metallprodukte – stark einbrechen, und andererseits die Investitionen aus dem Ausland ausbleiben. Diese nicht finanzierte Lücke würde zwangsläufig zu einer Abwertung der Hriwna führen. Man erwartet bei einem solchen Szenario einen Wechselkurs von 7, also nochmals eine Abwertung von rund 30%. Und eine Abwertung der Hriwna würde zu höheren Preise der importierten Konsumgüter führen, was die jetzt schon hohe Jahreinflation von rund 20% noch mehr anheizen würde. Nun hofft die Ukraine, dass der International Währungsfonds IWF dieses riesige Defizit mit einem Kredit finanziert, um den Zusammenbruch der Lokalwährung zu verhindern. Die Chancen dazu stehen nicht einmal so schlecht.
Für mich im Moment ist das grösste Problem, dass ich mein hier erspartes Geld, welches auf einem Hriwna Konto liegt, da mein Lohn auch in Hriwna ausbezahlt wird, nur in Raten auf ein Dollar-Konto und dann in die Schweiz überweisen kann. Denn im Moment kann ich wie gesagt nur Beträge im Wert von USD 5'000 von einem Konto auf ein anderes überweisen. So gehe ich halt im Moment jeden Tag auf meine Bank um wieder eine Tranche abzuheben...
Kategorien: Kommentare, Wirtschaft
Sonntag, 12. Oktober 2008
Theofania Kloster
Theofania (Феофания) ist eine sehr schöne Klosteranlage am südlichen Rand von Kiew, ganz in der Nähe des Pyrogiv Freilichtmuseums (Adresse: ул. Академика Лебедева, 19/Uliza Akademika Lebedeva 19). Die Gegend ist dabei sehr schön und da sie sich am Rand von Kiew befindet auch schon sehr ländlich mit Wäldern, Hügeln und Wiesen.
Die Ursprünge gehen aber auf das 16. Jahrhundert zurück, als hier der fromme Imker Lazar gelebt hat und das Gebiet zum Kiewer Höhlenkloster gehört hat. Der Name stammt aber vom ersten Vikar der Diezöse Kiew, Theofan Schijanov (Феофан Шиянов), der anfang des 19. Jahrhunderts das Kloster hier eröffnet hat. 1861 wurde das kleine Kloster erweitert.
Auf dem Gelände hat es zwei grosse Kathedralen, die um 1867 erbaute Wladimir Ikone der Mutter Gottes Kathedrale und die um 1900 erbaute Heiliger Panteleimon Kathedrale. Die neue Kirche war notwendig, da die alte Kirche die vielen Pilger dieser Zeit nicht mehr aufnehmen konnte.
Daneben hat es noch mehrere kleinere Kappellen. Ebenfalls auf dem Gebiet des Klosters befinden sich mehrere Heilquellen.
1929 wurde das Kloster von den Sowjets geschlossen und in den Räumlichkeiten wurde die Akademie der Wissenschaften der UdSSR eingerichtet (daran erinnert noch der Strassenname heute). Bei der Eroberung Kiews durch die deutsche Wehrmacht wurde das Kloster 1941 beschädigt. 1990 wurde das Kloster wieder in der unabhängien Ukraine eröffnet.
Kategorien: Sehenswürdigkeiten
Samstag, 4. Oktober 2008
Parkieren in Kiew 2
Hier noch ein weiteres Foto zum Thema "Parkieren in Kiew", das ich letze Woche aufgenommen habe. Im Absoluten Halteverbot stehen Autos parkiert auf der Strasse und auf dem Trottoir. Die Androhung, dass die Autos abgeschleppt werden, lässt die Autofahrer völlig kalt, weil es vemutlich gar nicht umgesetzt wird. Oft kommt es auch vor, dass Autos direkt auf dem Fussgängerstreifen parkiert werden...
Kategorien: Alltagsleben
Sonntag, 28. September 2008
Parkieren in Kiew
Die nachfolgenden Fotos habe ich von einer Kiewer Website mit lokalen Nachrichten. Es stellt anschaulich dar, wie rücksichtslos die Leute hier ihr Auto überall parkieren. Die nachfolgenden mit Fotos dokumenterte Begebenheit hat sich ausserdem am Kontraktovaya Ploshad (Контрактовая плошадь) abgespielt.
Kategorien: Alltagsleben
Montag, 22. September 2008
Deutsch-sprechender Nachbar
Heute habe ich auf Spiegel Online einen Artikel gelesen und musste zwangsläufige an meinen früheren deutsch-sprechenden Nachbarn hier in Kiew denken.
In unserer ersten Kiewer Wohnung hatte ich einen netten alten und noch rüstigen Herrn als Nachbar. Schon nach kurzer Zeit stellte sich heraus, dass er deutsch sprechen konnte. Und logischerweise dachte er, dass ich ein Deutscher sein muss. Schon ahnend und typisch für einen Deutschschweizer - gerade in der historisch belasteten Ukraine - sagte ich ihm natürlich, dass ich Schweizer bin. Doch für ihn machte dies keinen grossen Unterschied. Etwa beim dritten kurzen Gespräch im Treppenhaus erzählte er mir dann, wo er Deutsch gelernt hatte. Er wurde im Zweiten Weltkrieg zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt. Auch sagte er mir stolz, dass er von der Bundesregierung eine Entschädigung erhalten habe. Mich machte diese typisch ukrainische Lebensgeschichte doch recht betroffen und ich war überrascht, so etwas in unmittelbarer Nachbarschaft anzutreffen.
Irgendwie aus falscher Rücksicht habe ich aber nie wirklich so nach den Details seines Lebens und seiner Zeit in Deutschland nachgefragt. Ich rechtfertigte dies mit der Tatsache, dass ich schliesslich Schweizer und nicht Deutscher bin und hier einfach in Ruhe leben will und ja schliesslich weder Journalist noch Historiker bin. Vermutlich, im nachhinein gesehen, war dies aber vermutlich falsch. Da dieser Mann ja auch ein Veteran ist, haben wir ihm jeweils zum Tag des Sieges (9. Mai) Blumen geschenkt.
Hier nun noch der Link zum Spiegel Online Artikel, der unter dem Titel "Ex-KZ-Häftlinge in der Ukraine: Überleben nach dem Überleben" erschienen ist.
In unserer ersten Kiewer Wohnung hatte ich einen netten alten und noch rüstigen Herrn als Nachbar. Schon nach kurzer Zeit stellte sich heraus, dass er deutsch sprechen konnte. Und logischerweise dachte er, dass ich ein Deutscher sein muss. Schon ahnend und typisch für einen Deutschschweizer - gerade in der historisch belasteten Ukraine - sagte ich ihm natürlich, dass ich Schweizer bin. Doch für ihn machte dies keinen grossen Unterschied. Etwa beim dritten kurzen Gespräch im Treppenhaus erzählte er mir dann, wo er Deutsch gelernt hatte. Er wurde im Zweiten Weltkrieg zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt. Auch sagte er mir stolz, dass er von der Bundesregierung eine Entschädigung erhalten habe. Mich machte diese typisch ukrainische Lebensgeschichte doch recht betroffen und ich war überrascht, so etwas in unmittelbarer Nachbarschaft anzutreffen.
Irgendwie aus falscher Rücksicht habe ich aber nie wirklich so nach den Details seines Lebens und seiner Zeit in Deutschland nachgefragt. Ich rechtfertigte dies mit der Tatsache, dass ich schliesslich Schweizer und nicht Deutscher bin und hier einfach in Ruhe leben will und ja schliesslich weder Journalist noch Historiker bin. Vermutlich, im nachhinein gesehen, war dies aber vermutlich falsch. Da dieser Mann ja auch ein Veteran ist, haben wir ihm jeweils zum Tag des Sieges (9. Mai) Blumen geschenkt.
Hier nun noch der Link zum Spiegel Online Artikel, der unter dem Titel "Ex-KZ-Häftlinge in der Ukraine: Überleben nach dem Überleben" erschienen ist.
Kategorien: Alltagsleben, Geschichte
Samstag, 20. September 2008
Tücken des Autofahrens
Dass das Autofahren in Kiew gefährlich sein kann, ist ja nicht wirklich eine neue Tatsache. Gemeinhin denkt man aber wohl v.a. an das unzivilisierte Fahren der Verkehrsteilnehmer, welche die Strassenverkehrsregeln mehr als Empfehlung empfinden. Wie aber nachfolgende Bilder zeigen, gibt es daneben durchaus noch andere Gefahren auf den Strassen Kiews, welche doch etwas "ungewohnt" sind für westliche Autofahrer.
In Kiew kann es nämlich durchaus vorkommen, dass zum Beispiel ein Deckel für ein Kanalisationsschacht plötzlich verschwunden ist (siehe Bild oben). Oder es gibt aus sonst einem mir nicht erklärbaren Grund einfach ein Loch auf der Strasse (siehe Bild unten). Es kann dann aber vorkommen, dass nette Menschen zum Beispiel einen grossen Ast in das Loch stecken um die Autofahrer zu warnen. Dass um ein Loch herum wie im Westen eine richtige Absperrung aufgestellt wird, habe ich ehrlich gesagt noch nie gesehen. Vor allem in der Nacht, mit der sonst schon oft sehr minimalistischen Strassenbeleuchtung, muss man auf kleinen Strassen auch noch auf diese Löcher aufpassen... Sehr aufmerksames Autofahren ist in der Ukraine absolut unabdingbar.
Kategorien: Alltagsleben
Donnerstag, 18. September 2008
Der Palin Effekt
Nachfolgende Grafik habe ich heute von einem ukrainischen Arbeitskollegen per Email erhalten, welches ich Euch natürlich nicht vorenthalten möchte. Das e-Mail hatte den Titel "Den Palin Effekt betrachten" und hat natürlich offensichtlich einen Bezug zur ukrainischen Geschichte...
Der Palin Effekt
PS: Sarah Palin (vorne, mitte) ist die republikanische Kandidatin für das Amt des amerikanischen Vizepräsidenten. Sie ist die "Running Mate" des republikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain (hinten, links), der dem amtierenden US-Präsidenten George W. Bush (hinten, rechts) nachfolgen soll.
Kategorien: Kommentare, Politik
Sonntag, 14. September 2008
Am Kiewer Busbahnhof
Bekanntlich ist ja die Ukraine für europäische Verhältnisse ein flächenmässig grosses Land. Will man von Kiew zum Beispiel nach Odessa reisen, so muss man reine Luftlinie 444 km zurück legen, oder nach Lemberg (Lviv) 465 km, nach Donezk 591 km und nach Simferopol auf der Krim gar 666 km.
Deshalb ist Reisen innerhalb der Ukraine auch ein grosses Thema für die Bevölkerung und die folgenden Verkehrsmittel werden dabei verwendet: Zug, Autobus, Auto und Flugzeug. Die letzten beiden Verkehrsmittel werden dabei eher vom reicheren Teil der Bevölkerung verwendet. Grosse Distanzen mit dem Auto in der Ukraine zurück zu legen ist in Anbetracht der Tatsache, dass es fast keine Autobahnen gibt, auch nicht ganz unproblematisch (siehe hierzu mein Reisebericht "Mit dem Auto nach Donezk"). Und auf den Inlandflügen sind die Flugzeuge oft recht alt und die Preise schon recht teuer (siehe Artikel "Fliegen innerhalb der Ukraine" - unterdessen kostet aber ein Flugticket hin und zurück USD 400...). Zugsreisen sind zwar billig, aber die Züge in der Ukraine haben sehr altes Rollmaterial aus den 60-er Jahren, noch mit 6-er Abteilen, und Zugsreisen sind deshalb nicht vergleichbar mit Zugsreisen in der Schweiz oder Deutschland.
Reisen mit dem Autobus ist deshalb eine Alternative (siehe auch "Distanzreisen mit dem Bus"). Je nach Anbieter sind dabei die Busse ebenfalls aus den 60-er Jahren oder top-modern mit Ledersesseln, Fernsehen und Klimaanlage. Gute Busse fahren dabei fast ohne Zwischenstopps. Nur alle zwei bis drei Stunden gibt es eine kurze Pause um sich die Füsse zu vertreten.
In allen Städten hat es deshalb in der Ukraine einen Busbahnhof. Diese Gebäude stammen dabei meistens aus den 60-er Jahren und haben deshalb eine spezielle Atmosphäre. Und sogar in der Hauptstadt der Ukraine ist der Busbahnhof noch im "Originalzustand". Nur die Aussenseite des nicht gerade schönen Gebäudes wurde komplett mit Reklame verkleidet. Dies liegt wohl daran, dass der Kiewer Busbahnhof am Moskauer Platz (пл. Московская) liegt, einem Verkehrsknotenpunkt mit viel Verkehr und der schon seit längerem total umgebaut wird und deshalb eine riesige Baustelle ist.
Auch am Busbahnhof hat es ein hektisches Treiben und auf dem Platz kommen andauernd Autobusse an oder fahren ab. Neben den Distanzbussen hat es hier auch Autobusse in die kleineren Städte der Kiewer Region. Und gibt es keine Zugverbindung, ist dies oft das einzige Verkehrsmittel. Oft sieht man hier auch Leute vom Lande, die mit riesigen Taschen ihre Waren in die Hauptstadt zum Verkauf bringen.
Kategorien: Alltagsleben, Reisen
Samstag, 13. September 2008
Chinesische Autos in Kiew
Es ist immer wieder interessant, in Kiew die Autos etwas genauer anzuschauen. Und damit meine ich nicht etwa die vielen Luxusautos, die es hier gibt. Und diesmal meine ich auch nicht die sowjetischen oder russischen Autos, von denen ich früher ja schon geschrieben habe. Ich spreche von den schon recht vielen chinesischen Autos, die man auf den Strassen von Kiew sieht, und die man ja noch nicht in Westeuropa kaufen kann.
Vermutlich sehen die Chinesen den rasant wachsenden ukrainischen Automarkt (in der Ukraine werden am 4.-meisten Neuwagen in Europa verkauft) als einen Testmarkt für ihre neuen Fahrzeuge. Die bekanntesten Marken, die man dabei auf den Strassen von Kiew sieht, sind:
- Chery
- Great Wall
- Geely
Aber warum kann man eigentlich noch keine chinesischen Autos in Westeuropa kaufen? Schliesslich sind die Autos gerade mal halb so teuer wie "vergleichbare" bekannte Automarken? Verhindert dies die eingesessene Autolobby? Oder sind es Sicherheitsbedenken? Oder sind es Copyright-Probleme (Der Chery Tiggo sieht wirklich fast wie der Toyota RAV4 aus...). Und ich mag mich noch wage an die Zeit erinnern, als die Japaner (und später Koreaner) den Schweizer Automarkt eroberten. Auch hier wurden ähnliche Argumente gegen die Japaner wie nun gegen die Chinesen verwendet.
Ich zumindest finde es interessant, dass ich hier auf den Strassen Autos anschauen kann, die man in Westeuropa noch nicht kennt. Und sicher ist, dass der tiefe Preis mit ein Grund für den Erfolg dieser Autos hier in der Ukraine ist. Ein weiterer Grund sehe ich in der Tatsache, dass die Chinesen gerne Geländewagen bauen, die hier in der Ukraine ungemein beliebt sind.
Ehrlich gesagt habe ich auch kurz mit dem Gedanken gespielt, ein chinesisches Auto zu kaufen. Irgendwie wäre das ja schon noch speziell gewesen. Aber zwei Gründe haben mich davon abgehalten. Erstens hätte ich Probleme, das Auto in die Schweiz mit zu nehmen, verlassen ich dann Kiew einmal (Zulassung, Garage). Und zweitens die Sicherheit: Nachdem ich einen Crashtest auf YouTube gesehen habe (der Motor war nach dem Crash auf den Knien des Fahrers...), und ich ja weiss, wie rücksichtslos hier in Kiew gefahren wird, habe ich mich dann doch für einen Europäer entschieden...
Kategorien: Alltagsleben
Sonntag, 31. August 2008
Fussball und Politik
Diese Woche fand in Kiew ein Fussballspiel zwischen Dynamo Kiew (Динамо Киев) und Spartak Moskau (Спартак Москва) statt. Traditionell sind die Fans dieser beiden Fussballclubs miteinader verfeindet. Aber vielleicht zeigt auch das Verhalten der Fans viel über die politische Befindlichkeit der Kiewer aus. So zeigten die Kiewer ein Plakat, auf dem folgendes geschrieben war: "Die Hauptstadt des Kiewer Rus begrüsst die Gäste aus der Provinz". Und des weiteren schwenkten die Dynamo Fans grosse georgische Fahnen...
Am Rande sei noch erwähnt, dass Dynamo Kiew 4:1 gegen Spartak Moskau gewonnen hat. Ich persönlich habe das Fussballspiel nicht gesehen, bin aber im Auto auf dem Weg nach Hause am Stadion vorbei gefahren und war beeindruckt, wie viele Polizisten vor dem Stadion gestanden sind.
Kategorien: Alltagsleben, Politik
Werbespot im Hinterhof
Heute Abend haben wir recht gestaunt, als plötzlich der Hinterhof trotz Dämmerung taghell erleuchtet war. Beim genäueren Hinsehen haben wir festgestellt, dass ein Haus, welches an den Hinterhof angrenzt, durch grosse Scheinwerfer erläuchtet wird. Und inmitten des Hinterhofs stand ein Polizeiauto.
Zuerst dachte ich, dass es sich hier um einen Tatort handeln könnte. Da nun meine Neugier als Gaffer geweckt worden war, wollte ich der Sache auf den Grund gehen und ging nun selbst auf den Hinterhof hinunter. Doch als ich mich dem "Tatort" näherte, stand dort ein grosser Lastwagen mit der Aufschrift "Fernsehen". Und als wir eine dort sitztende Person fragten, wass denn hier gedreht wird, sagt dieser achselzuckend, dass hier "nur" ein Werbespot gedreht wird...
Kategorien: Alltagsleben
Samstag, 30. August 2008
Kiewer Liebesbrücke
Beim Kreschtschatik Park (Крещатий парк), oberhalb des Europaplatzes (Эвропейвська площа) und ganz in der Nähe des Dynamo Fussballstadions, hat es in luftiger Höhe eine kleine Fussgängerbrücke über die Petrivska Allee/Parkstrasse (петрівська алея/Паркова дорога). Von dieser Brücke aus hat man dabei einen atemberaubenden Ausblick auf den Dnjepr und das linksufrige Kiew.
Ich kenne dabei dieser Brücke seit meinem ersten Besuch in Kiew im Jahr 2001. Und auch ich verbinde mit dieser Brücke romantische Erinnerungen. Als wir die Brücke nach langer Zeit wieder einmal aufgesucht haben, haben wir festegestelt, dass nicht nur wir diese Brücke romantisch finden... Kommt man auf die Brücke, steht dort auf den Boden folgende Auffordrung geschrieben:
"Stop! Liebesbrücke! Sprechen Sie die Wörter zärtlich aus, küssen Sie sich."
Auf der Brücke selbst, hängen am Geländer hunderte von Vorhängeschlösser aller Grössen und weisse Schlaufen, die mit den Namen der sich liebenden und dem Datum des Aufhängens beschriftet sind. Dies soll wohl symbolisch ein Schloss für die Liebe sein, damit sich die sich liebenden nicht wieder trennen können...
Wirklich ein wunderschöner Brauch, den ich so zum ersten Mal gesehen habe. Da alle Vorhängeschlösser, die ich gesehen habe, in diesem Sommer datiert wurden, denke ich, dass dieser Brauch noch nicht so alt hier in Kiew ist. Und da uns die Brücke ja auch sehr gut gefällt, haben wir uns vorgenommen, bei Gelegenheit auch ein Schloss an die Brücke zu hängen, solange es noch genügend Platz dort hat...
Kategorien: Alltagsleben, Sehenswürdigkeiten
Freitag, 29. August 2008
Danke, Angela!
Die Stammleser meines Blogs mögen sich vermutlich noch gut an die heftige Diskussion zu meinem Blog-Beitrag "Warum ist Deutschland gegen die Ukraine?" erinnern. Vielleicht hatte ich ja damals gar nicht so unrecht. Denn mit einer klaren Perspektive für einen NATO-Beitritt der Ukraine und Georgiens wäre es vermutlich nicht zum Kaukasus-Konflikt und neuem "Kalten Krieg" gekommen... Aber wenn das Wörtchen wenn nicht wär...
In den letzen Tagen musste ich recht staunen über die EU-Politiker. Dass die EU gemerkt hat, dass eine reale Gefahr von Russland gegen die Ukraine ausgeht, hat mich wirklich positiv überrascht. Und das Bundeskanzlerin Merkel ihre Meinung betreffend eines NATO-Beitritts der Ukraine geändert hat, wird nicht nur von mir hier in der Ukraine mit Genugtuung und Freude aufgenommen. Und dass der französische Aussenminister die Krim-Problematik (dort stationierte russische Schwarzmeerflotte, welche gegen Georgien eingesetzt wurde und einrussische Minderheit) anspricht und der britische Aussenminister sogar dieser Tage nach Kiew kam, wäre vor dem Konflikt undenkbar gewesen. Bisheriger Höhepunkt war die Aussage des EU Erweiterungs-Kommissars, dass der Ukraine eine klare Perspektive für den EU-Beitritt aufgezeigt werden muss.
Auch wenn ich denke, dass diese Ausssagen im unmittelbaren Eindruck der Krise gemacht wurden, sind die Töne doch neu. Es fragt sich aber, ob der Ukraine immer noch der NATO- und EU-Beitritt angeboten wird, wenn sich die ganze Lage wieder etwas beruhigt hat. Zu befürchten ist das leider. Nur gut, dass schon nächste Woche der EU-Sondergipfel und im Dezember der NATO-Gipfel stattfindet.
Im Moment ist natürlich der Kaukasus-Konflikt das grosse Thema hier in der Ukraine. Und das nicht nur hier in Kiew. Auch Freunde aus dem Osten des Landes beschäftigen sich intensiv damit. Ich frage mich, ob ein NATO-Beitritt der Ukraine unter dem Eindruck der Krise nun eine Mehrheit in der ukrainsichen Bevölkerung erlangt hat oder nicht. Leider gibt es im Moment noch keine neuen Umfragen dazu.
Heute haben wir im Büro eine Begebenheit disskutiert. Die russische Presse hat nach dem NATO-Gipfel in Bukarest von einem persönlichen Gespräch zwischen Wladimir Putin und George W. Bush berichtet. Dabei soll Wladimir Putin gesagt haben: "Verstehst Du denn nicht, George, die Ukraine ist nicht einmal eine Nation. Was ist die Ukraine? Ein Teil ihres Gebietes ist Osteuropa, und ein anderer Teil, ein beträchtlicher Teil, haben wir gegeben." Ich denke das sagt sehr viel über die Denkweise der russischen Elite aus. Und heute hat der russische Aussenminister von Moldawien, der Ukraine und der Krim gesprochen. Als wäre die Krim nicht integraler Bestandteil der Ukraine... Kein Wunder, dass man sich hier schon etwas Sorgen macht!
Auch wenn ich denke, dass diese Ausssagen im unmittelbaren Eindruck der Krise gemacht wurden, sind die Töne doch neu. Es fragt sich aber, ob der Ukraine immer noch der NATO- und EU-Beitritt angeboten wird, wenn sich die ganze Lage wieder etwas beruhigt hat. Zu befürchten ist das leider. Nur gut, dass schon nächste Woche der EU-Sondergipfel und im Dezember der NATO-Gipfel stattfindet.
Im Moment ist natürlich der Kaukasus-Konflikt das grosse Thema hier in der Ukraine. Und das nicht nur hier in Kiew. Auch Freunde aus dem Osten des Landes beschäftigen sich intensiv damit. Ich frage mich, ob ein NATO-Beitritt der Ukraine unter dem Eindruck der Krise nun eine Mehrheit in der ukrainsichen Bevölkerung erlangt hat oder nicht. Leider gibt es im Moment noch keine neuen Umfragen dazu.
Heute haben wir im Büro eine Begebenheit disskutiert. Die russische Presse hat nach dem NATO-Gipfel in Bukarest von einem persönlichen Gespräch zwischen Wladimir Putin und George W. Bush berichtet. Dabei soll Wladimir Putin gesagt haben: "Verstehst Du denn nicht, George, die Ukraine ist nicht einmal eine Nation. Was ist die Ukraine? Ein Teil ihres Gebietes ist Osteuropa, und ein anderer Teil, ein beträchtlicher Teil, haben wir gegeben." Ich denke das sagt sehr viel über die Denkweise der russischen Elite aus. Und heute hat der russische Aussenminister von Moldawien, der Ukraine und der Krim gesprochen. Als wäre die Krim nicht integraler Bestandteil der Ukraine... Kein Wunder, dass man sich hier schon etwas Sorgen macht!
Kategorien: Kommentare, Politik
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