Freitag, 8. Juni 2007

Radioaktivität in Kiew

Neben der kürzlich hier schon diskutierten Wasserqualität in Kiew beschäftigt mich schon länger auch das Thema der Radioaktivität in Kiew. Da ja Kiew nur rund 100 km von Tschernobyl entfernt liegt und Tschernobyl an einem Zufluss des Dnjepr liegt, der ja danach mitten durch Kiew fliesst, habe ich mich schon oft gefragt, wie stark nun eigentlich Kiew effektiv radioaktiv kontaminiert wurde. Dies beschäftigt mich auch deshalb sehr, weil wir eine knapp 3 Jahre alte Tochter haben und bekanntlich Radioaktivität für kleine Kinder am gefährlichsten ist. So kaufen wir zum Beispiel schon länger keine Milchprodukte aus dem Norden des Landes, welches ja am stärksten betroffen war. Auch nachfolgende Karte der radioaktiven Verseuchung durch Tschernobyl sind nicht gerade ermutigend, da die Zone der niedrigsten Verseuchung nur wenige Kilometer nördlich von Kiew beginnt. Auch habe ich hier schon gehört, dass es im Sommer manchmal in der Tschernobyl Sperrzone brennt und wenn dann der Wind von Norden her weht, Kiew vom durch das vom Feuer aufgewirbelte Material radioaktiv belastet wird. Angblich sollen die lokalen Medien nicht über ein solches Ereignis berichten und die Kiewer informieren sich gegenseitig über SMS...


Caesium-137 Kontamination in Curie/m2

Da ich den hiesigen Angaben irgendwie nicht traute ("Radioaktivität stellt in Kiew kein Probelm dar") und es im Westen schlichtwegs zuwenig informationen darüber gibt, habe ich mich dazu entschlossen, die Raioaktivität hier ein bisschen selbst zu analysieren. Hierzu braucht man eigentlich nur ein Dosimeter zur Messung der (radioaktiven) Äquivalentdosis.


Mein sowjetisches Dosimeter der Marke "Bella" (Белла)


Hierzu habe ich mir über das Internet ein sowjetisches Dosimter der Marke "Bella" (Белла) aus dem Jahr 1991 gekauft. Die Masseinheit meines Dosimeters ist Mikrosievert pro Stunde (μSv/h), wobei weltweit der Normalwert der natürlichen Radioaktivität bei etwa 0.05 μSv/h im Freien liegt.

Der maximale gemessene Wert von 0.15 μSv/h fand ich bisher über der Erde nahe am Stamm von alten Bäumen und bei alten Dachabflüssen. Sogar das schon einmal erwähnte Tschernobyl Fahrzeug (siehe früherer Blog Beitrag) war überhaupt nicht aussergewöhnlich belastet - obwohl ich die Reifen und an der Karosserie detailliert gemessen habe. Auch die wenigsten Lebensmittel haben eine unnatürliche Belastung. Etwas beunruhgt hat mich eine Messung von 0.12 μSv/h bei einem Brot. Alles gemessene Gemüse und Fleisch sowie alle Getränke hatten bisher normale Werte. Auch habe ich den Sand am Ufer des Dnjepers gemessen, als wir kürzlich dort Baden waren (siehe früheren Blog Beitrag). Doch auch hier konnte ich (überraschenderweise) keine erhöhte Belastung feststellen. Natülich werde ich auch weiter Messungen vornehmen, insgesamt haben mich aber diese Messungen doch recht beruhigt. Auch ist mir klar, dass ich in Sachen Messung der Radioaktivität überhaupt kein Experte bin, hoffe aber, dass meine Messungen doch eine gewisse Aussagekraft haben.
  • Web: Radioaktive Messungen um Tschernobyl herum: Link

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Na sag ich doch. Wie machen ja schon länger Messungen und die Werte sind besser als in der Schweiz! Was hältst Du eigentlich von meinem Artikel über Tschernobyl? Soll ich ihn anpassen und Du magst ihn bei Dir online stellen?

Anonym hat gesagt…

Hi, hab heute das Ergebniss von der Untersuchung des Leitungswassers aus unserer Wohnung in Kiew auf Radioaktivität erhalten. Das Wasser ist in Ordnung !
Liebe Grüße
Iris

Anonym hat gesagt…

scheiße ich hab im dnjepr gebadet.

Anonym hat gesagt…

Du solltest zumindest mindestens zwei unabhängige Messgeräte verwenden (natürlich von zwei Herstellern), dabei ein hochwertiges (was natürlich teurer ist). Dann kannst du nach mehrmaligen Messen statistisch aussagekräftige Aussagen machen.

Philippe Bertschi, Winterthur

Anonym hat gesagt…

Die Werte in Kiev sind in jedenfalls niedriger als in Bayern ich habe 2011 Messungen in Kiev und bis zu 80 km nördlich davon gemacht . Auch dort waren die Werte niedrig
Josef physiker

Anonym hat gesagt…

Hallo, ich bin Larissa, 14 Jahre alt. Meine Oma lebt in Kiew. Jeden Sommer besuche ich sie für zwei Wochen. Üblich gehe ich jeden Tag dort zum Fluss Dnjepr zum Baden. Wenn ich dort bin, sehe ich sehr viele Leute dort schwimmen - jung und alt. Ich hatte in der siebten Klasse ein Projekt zu Tschernobyl. Seit dem mache ich mir manchmal Sorgen darüber, ob es nicht gefährlich war im Dnjepr zu baden. Ich befragte meine dort lebende Cousine zu dem Thema (sie lebt sogar 10km nördlicher von Kiew). Diese hat nur gelacht und meinte, dass sich absolut NIEMAND mehr Sorgen über Tschernobyl macht. Dennoch habe ich etwas Angst, da die ukrainische Regierung so etwas verschweigt. Als ich dann dieses Jahr dort war, gab es ein Verbot im Dnjepr zu baden. Es beunruhigte mich noch mehr. Aber als ich recherchiert habe, fand ich heraus, dass es dort irgendwelche Bakterien gab...soll ich mich nun fürchten? Oder normal weiterbaden?

Anonym hat gesagt…

Habe gestern Zanderfilets gegessen, wie ich leider erst später feststellte, stand auf der Gefrierpackung ganz klein drauf, dass diese im Djnepr mit Kiemennetzen gefangen wurden. Ich staunte nicht schlecht, dass sie so etwas hier in Berlin verkaufen.Wer also Bedenken hat, diese zu essen (habe ich jetzt auch, zu spät!), bitte auf die Herkunft achten...!!!