Montag, 30. April 2007

Geschäftige Unterführungen

Ein spezielles Phänomen in Kiew sind für mich immer wieder die fast überall anzufindenden Fussgänger-Unterführungen. Steigt man die Treppe in eine der recht vielen Fussgänger-Unterführungen hinunter um eine Strasse rasch zu unterqueren, befindet man sich kurzerhand in einer unüberschaubaren Ansammlung von kleinen Geschäften, Ständen und Strassenhändlern wo alles nur denkbare zum Verkauf angeboten wird. Da viele Leute an den Ständen stehen und Produkte anschauen ist an ein rasches Hindurchkommen oft kaum zu denken.


Kleine Geschäfte in einer Fussgänger-Unterführung


Die kleinen Geschäfte sind dabei kaum tiefer als zwei Meter und die Stände und Strassenhändler befinden sich am Rande der Unterführung. Ich denke, diese im Westen unbekannte "Nutzung" der Fussgänger-Unterführungen, hat verschiedene Gründe:
  • Im Winter schneit es hier nicht und die Verkäufer/Käufer haben weniger kalt als draussen
  • Die Miete für den Laden ist vermutlich hier billiger als in einem ordentlichen Geschäft
  • Viele Laufkunden (im wahrsten Sinne des Wortes) sind garantiert
  • In der UdSSR gab es keine eigentlichen Einzelgeschäfte
  • Der Vermieter (ich frage mich zwar wer das eigentlich ist) kann mit dieser Umnutzung sicherlich gutes Geld verdienen


Passanten betrachten im Vorbeigehen das Angebot


Als ich dieses Phänomen das erste Mal gesehen habe, war ich recht überrascht und dachte, dies gäbe es nur an diesem Ort. Aber in fast allen Fussgänger-Unterführungen gibt es diese Geschäfte oder zumindest Stände und Strassenverkäufer. Habe ich Zeit und bin nicht in Eile, finde ich diese Geschäfte sehr unterhaltsam. Bin ich aber in Eile, rege ich mich etwas darüber auf, da an ein rasches Hindurchkommen nicht zu denken ist und dies doch eigentlich eine Zweckentfremdung der Fussgänger-Unterführung ist...


Reichliches Angebot eines kleinen Geschäftes

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Eine kleine Ergänzung zu Deinem Beitrag: All die Unterführungsläden an den jeweiligen Orten werden durch ein "Dach" kontrolliert. Die Standmiete fliesst in die Taschen von Leuten, deren Taschen bereits schon sehr gut gefüllt sind.
Im Gegensatz zu den "normalen" Läden arbeiten die Verkäufer wenigstens halbwegs sicher, da sie "Miete und Schutzgeld" abgeben und nicht jeden Monat auf ihr Salär bangen müssen. Werden an den Ständen Waren entwendet, kommen die Standhalter dafür auf und erhalten vom "Ladenbesitzer" keine Lohnkürzung.
Soviel zu Arbeitsbedingungen und zum Arbeitsgesetz, welches in der Ukraine ja bestens eingehalten wird (hüstel).
Grüsse - Andre