Sonntag, 1. November 2009

Warum gib es eine Schweinegrippe-Panik in der Ukraine?

Anhand meiner letzten Beiträge auf dem Blog kann man sicherlich sehen, dass mich die aktuelle Schweinegrippe-Panik in der Ukraine auch etwas erfasst hat. Die Panik bei den Ukrainern ist aber schon irgendwie verständlich, wurde doch die ganze Problematik im Gegensatz zum Westen bisher etwas steifmütterlich in den lokalen Medien behandelt. Irgendwie herrschte hier die Meinung vor, dass dies alles nur Panik der westlichen Medien sei und die Ukraine schon irgendwie nicht betreffen wird.

Seit letztem Freitag ist dies nun völlig anderes. Und wie so oft neigt das Land von einem Extrem in das andere... Völlig überrascht waren die Ukraine von der rasanten Ausbreitung der Schweinegrippe. Bis zu diesem Tag gab es in der Ukraine mit 46 Millionen Einwohnern offiziell nur zwei A/H1N1 infizierte. Mit dieser rasanten neusten Entwicklung ist es ja irgendwie nicht überraschend, dass die Bevölkerung völlig überrascht wurde und nun panikartig reagiert. Obwohl, bisher ist es noch gar nicht sicher, ob wirklich der A/H1N1 Virus verantwortlich ist, oder ob es sich um einen anderen Virus handelt. Und da viele Leute an Lungenentzündungen gestorben sind, geht sogar das Gerücht um, dass es sich um die Lungenpest handelt.


Fussgänger mit Masken


Dass zwischen Freitag und Sonntag sich die Anzahl Infizierter auf 185,000 verdoppelt hat (nun 0.4% der Bevölkerung), zeigt meines Erachtens klar, dass die Ausbreitung wirklich epidemisch ist. Aber irgendwie überrascht mich das auch nicht, denn Hygiene wird in der Ukraine im allgemeinen nicht sehr hoch gehalten, ist es doch zum Beispiel Tradition für hiesige Männer auf den Gehsteig zu spucken...

Nur frage ich mich, wie diese aktuellen Zahlen zu Stande kommen. Meine Tochter hatte vor drei Woche eine sehr starke Virusinfektion. Es wurden ihr aber keine Speichelproben entnommen um die Ursache wirklich seriös abzuklären. Und je länger ich überlege, denke ich, dass sie die Schweinegrippe vom Typus A/H1N1 hatte (Erbrechen, hohes Fieber, geschwollenes Auge, sehr hartnäckig). Dies zeigt auch irgendwie, wie das Land mit dieser Problematik bisher umging.


Verkehrspolizist mit Maske


Ich habe auch den Eindruck, dass die Bevölkerung und Regierung überhaupt nicht auf eine solche Epidemie vorbereitet waren. Noch vor einer Woche hat zum Beispiel die Regierung gesagt, dass die Grippe-Impfung dann gekauft würde, wenn es notwendig sein sollte, obwohl die Regierung gar keine finanziellen Mittel dafür hat und es dann sowieso zu spät sein würde. Und auch die aktuelle Empfehlung der Regierung, selber Schutzmasken zu basteln (die erwiesenermassen überhaupt nicht helfen können), zeigt, wie überfordert die Regierung mit der aktuellen Situation ist. Und auch dass alle Bildungseinrichtungen und öffentliche Anlässe für drei Wochen geschlossen wurden ist vermutlich eine Überreaktion. Dies ist in meinen Augen purer Aktionismus und ich habe den Eindruck, dass man in der Ukraine gehofft hat, dass die Epidemie schon irgendwie am Land vorbei gehen würde und man sich wieder einmal durchmogeln kann. Leider war die politische Elite viel zu sehr mit den eigenen Problemen beschäftigt (anstehende Präsidentenwahlen) als sich um das Land zu kümmern und es zeigt wieder einmal, dass man sich in der Ukraine nicht auf staatliche Hilfe verlassen kann. Dies und die panikartige Reaktion der Regierung ist sicher mit auch ein Grund für die aktuelle Verunsicherung der Bevölkerung.

Und dass seit Freitagmorgen alle Grippe-Medikamente (wie Tamiflu) und Schutzmasken ausverkauft sind, ist schon überraschend für ein Land, wo nur ganz wenige CHF 80 für eine Packung bezahlen können. Auch wenn es genügen Tamiflu hätte, könnte sich das leider nur wenige leisten und auch der Staat hat leider nicht die finanziellen Möglichkeiten.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

http://www.imk.com.ua/ru/news/info/84672
Die Ukrainer wurden von Schweizern erhört. Hoffentlich landet auch alles zu dem angegebenen Preis bei der Bevölkerung!

Anonym hat gesagt…

Irgendwie passt das alles zum Umgang der Ukraine mit AIDS im eigenen Lande.

Anonym hat gesagt…

Tamiflu aus der Schweiz taucht auf dem Schwarzmarkt in der Ukraine auf http://www.aktuell.ru/russland/news/ukraine_bittet_nato_um_schutz_vor_der_schweinegrippe_25588.html