Freitag, 30. Oktober 2009

81,000 Ukrainer bereits infiziert

In der Ukraine hat die epidemische Verbreitung von Krankheitserregern der pandemischen Influenza (H1N1) begonnen, teilte der Pressedienst des Gesundheitsministeriums mit.

Der Pressedienst teilte ausserdem mit, dass per 30. Oktober in der Ukraine über 81,000 Menschen betroffen sind, darunter 33,500 Kinder. In Krankenhäuser befinden sich 2,341 Personen, davon 1,100 Kinder."

Leider gab es 33 tödliche Fälle", stellte das Gesundheitsministerium fest.


Menschen mit Masken in Kiew

Darüber hinaus betonte der Pressedienst, dass es begründete Hinweise gibt, dass sich die Infektion rasch auf das gesamte Territorium der Ukraine ausbreiten wird. Erwartet wird eine grosse Anzahl von Fällen in einem kurzen Zeitraum und mit einem hohen Prozentsatz an tödlichen Fällen.

Schweinegrippe-Epidemie ausgebrochen

Eine Epidemie des H1N1-Virus, auch als Schweine-Grippe bekannt, ist in der Ukraine ausgebrochen, kündigte der Gesundheitsminister Vasyl Kniazevych auf einer Pressekonferenz am Freitag an.

"Leider müssen wir feststellen, dass ein H1N1 Grippe-Epidemie in der Tat in der Ukraine ausgebrochen ist", sagte er.


Menschen mit Masken in Kiew


Das Gesundheitsministerium plant die Verhängung von Quarantäne in der Ukraine, antwortete er auf eine Frage von Interfax-Ukraine.

"Wir haben die Möglichkeit der Einführung einer Quarantäne nicht nur in den westlichen Regionen, sondern auch im ganzen Land, weil das Virus sich sehr schnell verbreitet ", sagte er.

In Kiew haben sich Schlangen vor den Apotheken gebildet und Medikamente wie Tamiflu sind schon seit Freitagmorgen ausverkauft. Gerüchte sagen, dass heute der erste Grippe-Todesfall in Kiew eingetreten ist.

Innerhalb weniger Tage sind 38 Personen in der West-Ukraine (in der Transkarpatien, Lviv und Volyn Region) an einer unbekannten Grippe gestorben. Bisher konnte bei mindestens einem Todesfall das A(H1N1) Virus als Verursacher identifiziert werden.

Samstag, 17. Oktober 2009

Besichtigung eines Gasfeldes

Vor rund zehn Tagen habe ich zum ersten Mal ein Gasfeld in der Zenrtalukraine (Poltava Region, Полтавська область) besucht, wo mit modernster westlicher Technologie nach Erdgas gebohrt wird.


Totalansicht der modernen westlichen Bohranlage


Vielen Leuten im Westen ist nicht bekannt, dass rund 25% des in der Ukraine verbrauchten Erdgases im Lande selbst produziert wird. Bevor in den 1960-er Jahren in Sibirien grosse Mengen von Erdgas gefunden wurden, wurde in der Ukraine sogar mit Abstand der grösste Teil des sowjetischen Erdgases und Erdöls produziert. Die Ukraine hat zwei grosse Becken mit Erdgas und Erdöl Vorkommen: Das Karpaten Becken im Westen des Landes und das Dnjepr-Donez Becken in der Zentralukraine. Das Karpaten Becken gehört sogar zu den ältesten Erdöl-Fördergebieten der Welt überhaupt und dort wurde auch die erste Raffiniere der Welt gebaut. Die sowjetische und russische Erdöl Industrie ist ohne die Pionierleistung der Ukraine undenkbar und dies ist mit ein Grund, weshalb heute noch fast alle Pipelines nach Europa durch die Ukraine führen.


Detailansicht des westlichen Bohrturmes


Leider ist die heutige Förderung von Erdöl und Erdgas in der Ukraine meist hoffnungslos veraltet. Ich hatte nun zusammen mit Londoner Finanzanalysten die seltene berufliche Gelegenheit, das Gasfeld der einzigen Firma in der Ukraine zu besuchen, die mit modernster westlicher Technologie nach Erdgas bohrt. Da das Feld rund drei bis vier Stunden Busfahrt von Kiew entfernt liegt, trafen wir uns schon um 06:30 Uhr und traffen erst um etwas 10:30 Uhr auf dem Feld ein.


Ich vor dem Erdgas Bohrturm


Es ist schon eindrücklich, inmitten einer sehr ländlichen Gegend der Ukraine modernste westliche Technologie zu sehen. Die beiden Bohrtürme der Firma wurden vor einem Jahr von ihrem Produktionsort in der USA (Texas) in die Ukraine verschifft unf hierher gebracht. Die Bohrtürme bohren in rund 4-6 Monaten bis 6,000 Meter in den Grund hinunter. Herkömmliche lokale Technologie bracht hierzu 12-15 Monate. Die ganze Technologie ist dabei computer- und roboterunterstützt.


Zusammensetzen von zwei Bohrstangen auf der Bohrplattform

Die ganze Bohranlage ist im Gegensatz zu herkömmlicher lokaler Technologie auch viel ökologischer und der Ort der Bohrung wird nach Fertigstellung des Bohrlochs wieder vollständig renaturalisiert. Die Firma arbeitet mit einer italienischen Bohrfirma zusammen, die mehrheit der Arbeiter vor Ort sind aber Ukrainer.


Bohr-Chef in der Kabine mit Touch-Screen Instrumenten


Eindrücklich ist auch zu sehen, wie kapitalintensiv das Bohren nach Erdgas ist. Das Bohren eines einzelnen Erdgas Förderloches kostet zum Beispiel zwischen $16-24 Millionen und ist deshalb recht riskant, da das Förderloch im schlimmsten Fall viel weniger Gas produzieren kann als erwartet.


Neuer Bohrkopf für Gestein im Wert von $80,000


Das Bohren nach Erdöl und Erdgas ist ein relativ komplexer Prozess. Der Bohrkopf ist mit Stangen mit dem Bohrturm verbunden, wobei die ganze Stange mit einem Motor auf dem Bohrturm angetrieben wird. Die Bohstange ist in der Mitte hohl und in diesen Kanal wird mit Hochdruck eine relativ schwere und dicke Bohrflüssigkeit gepresst. Diese tritt unten beim Bohrkopf wieder aus und reisst das abgetragene Material wie Erde, Sand oder Gestein ausserhalb der Bohrstange mit nach oben. Oben wird das Bohrmaterial aufwendig aus der Bohrflüssigkeit wieder ausgeschieden. Bei einem Bohrloch von 6 km Tiefe kann man sich gut vorstellen, was für Kompressoren es bracht um die schwere Bohrflüssigkeit ganz nach unten und wieder nach oben pressen zu können.


Anlage zur Trennung von Bohrflüssigkeit und Borhmaterial


Sehr aufwendig ist das Auswechseln des Bohrkopfes. Dies kann der Fall sein, wenn der Bohrkopf verschlissen ist oder es wegen einer anderen Schicht einen anderen Bohrkopf bracht. Je nach Schicht gibt es spezielle Bohrköpfe für Gestein, Sand oder Erdreich. Hierzu muss das ganze Bohrgestänge aus dem Bohrloch herausgezogen und auseinander genommen werden. Nach dem Aufsetzen des neuen Bohrkopfes muss das ganze Gestänge wieder in das Bohrloch eingesetzt werden. Bei einer Tiefe von 6 km kann dies mehr als einen Tag dauern. Und damit das Bohrloch nicht zusammenbricht, müssen ausserdem noch Stahlröhren in das Bohrloch als Ummantelung zementiert werden.


Ich vor einem fertiggestelltem Förderloch mit Christbaum


Ist ein Bohrloch fertiggestellt, werden zum Abschluss komplizierte Ventile auf dem Förderloch aufgesetzt und das Förderloch wird an die Gasleitungen angeschlossen. Diese Ventile auf dem Förderloch werden dabei als Christbaum bezeichnet. Anschliessend wird der Bohrturm mit der ganzen komplexen Infrastruktur zum nächsten geplanen Loch verschoben. Danch folgen die Produktionstests über mehrere Wochen, da der Gasfluss meist eine gewisse Zeit braucht sich zu stabilisieren.


Modernes Gasverarbeitungswerk


Das Gas, das direkt vom Förderloch kommt, wird als Rohgas bezeichnet und ist nicht das Erdgas, das wir z.B. vom Gasherd her kennen. Das Rohgas muss erst noch in einem Gasverarbeitungswerk gereinigt und aufbereitet werden. Im Rohgas hat es neben Methan verschiedene höherer Kohlenwasserstoffe wie Ethan, Propan, Butan und Ethen und auch das flüssige Gaskondensat, das ähnlich wie Diesel ist. Im Werk werden diese Stoffe getrennt und erst das reine Erdgas darf in die Pipeline eingespiesen werden.


Abfackeln von Überschussgas des Gasverarbeitungswerks


Bei diesem Besuch haben wir auch einen traditionell in der Ukraine verwendeten Bohrtum einer anderen Firma von der Ferne angschaut. Der Unterschied zwischen einem modernen westlichen Bohrtum und diesem ist dabei enorm.


Traditionell in der Ukraine verwendeter Bohrtum

Sonntag, 11. Oktober 2009

Volksarchitektur Museum

Dieses Wochenende sind wir nach Perejaslaw-Chmelnyzkyj (Переяслав-Хмельницький) zurück gekehrt und haben das dortige Freiluftmuseum für Volksarchitektur besucht. Vor allem wegen diesem Museum ist der Ort bekannt in der Ukraine.


Ein typisches einfaches Bauernhaus mit Strohdach (19. Jahrhundert)



Innenansicht eines einfachen Bauernhauses (19. Jahrhundert)



Innenansicht eines einfachen Bauernhauses (19. Jahrhundert)


Das Freilichtmuseum ist vergleichbar mit dem Freilichtmuseum Pyrogiv (Пирогів) nahe Kiew, nur noch um einiges grösser. Im Gegensatz zu Pyrogiv kommen aber die Häuser nicht aus allen Regionen der Ukraine, sondern sind v.a. aus der Region.


Typische Scheune mit Strohdach


Im Museum finden sich vor allem Gebäude aus dem ländlichen Leben des 19. Jahrhunderts wie einfache Bauernhäuser, Scheunen, Kirchen, Gasthäuer, etc.


Gebäude im Stil einer Kolchose (oder Sowchose?)



Brot-Museum im Innern des Kolchose-Gebäudes



Sowjetisches Gemälde im Brot-Museum


Neben v.a. Bauernhäusern mit Oroginaleinrichtung hat es in den grösseren Gebäuden wie z.B. Kirchen mehrere einzelne themenspezifische Museen.


Eine typisch ukrainische Windmühle



Mehrere ukrainische Windmühlen


Das ganze Museum befindet sich in einer parkartigen Anlage mit Wäldern und Teichen und ist auch landschaftlich sehr schön, v.a. im Herbst.


Kapelle auf einer Insel in einem Teich


Ein besonderes Highlight war sicherlich das Raumfahrtmuseum im Innern einer alten ländlichen Dorfkirche aus Holz.


Typische ländliche Holzkirche mit Raumfahrtmuseum



Original Sojus-Raumkapsel im Innern der Kirche



Modell der Startrampe des Weltraumbahnhofs Baikonur


Neben Bauernhäusern von ärmeren Bauern (was der Sowjetischen Lehre diente) hatte es auch wenige Häuser von reicheren ländlichen Bewohnern.


Haus eines reicheren Dorfbewohners (19. Jahrhundert)



Innenansicht des Hauses des reicheren Dorfbewohners



Innenansicht des Hauses des reicheren Dorfbewohners


Neben Bauernhäusern gibt es auch noch eine Vielzahl von anderen Häusern anzuschauen, wie z.B. Forsthäuser, Schulen, Postgebäude, Wirtshäuser, etc.


Forsthaus (19. Jahrhundert)



Ländliches Schulhaus (19. Jahrhundert)


Postamt (19. Jahrhundert)


Ganz speziell fand ich ausserdem die Rekonstruktion einer Kosaken-Festung aus dem 18. Jahrhundert mit tiefem Graben, Palisaden und Tor.


Kosaken-Festung (18. Jahrhundert)



Tor der Kosaken-Festung (18. Jahrhundert)

Samstag, 10. Oktober 2009

Perejaslaw-Chmelnyzkyj

Am letzten Wochenende haben wir die kleine Provinzstadt Perejaslaw-Chmelnyzkyj (Переяслав-Хмельницький) im Südosten des Kiewer Oblastes, rund 120 km von Kiew entfernt, angeschaut. Die Stadt hat 32,000 Einwohner und liegt in der Nähe des Kaniwer Stausees.


Kirchturm der ehemaligen Michaelskirche (17. Jahrhundert)


Die Stadt wurde schon 907 als Perejaslaw urkundlich erwähnt. 992 ließ der Kiewer Fürst Wladimir I. die Festung von Perejaslaw ausbauen, die Kiew vor nomadischen Überfällen aus südlichen Steppen schützen sollte. Einige Zeit lang war Perejaslaw sogar der Sitz russischer Metropoliten, bis in Kiew 1037 die Sofienkathedrale gebaut wurde.


Kirche
(17. Jahrhundert) mit Schlachtmuseum aus Sowjetzeiten im Innern

1654 berief Bogdan Chmelnyzkyj in Perejaslaw einen grossen Rat der ukrainischen Kosaken ein (Rat von Perejaslaw), der der Koalition mit Moskowien zustimmte, was die Eingliederung des Teils der Ukraine am linken Ufer des Dneprs in das russische Reich zur Folge hatte.


Panorama der Schalcht am Dnjepr


Im Zweiten Weltkrieg wurde hier von der Roten Armee äusserst verlustreich ein Brückenkopf während der Schlacht am Dnepr (russ. Битва за Днепр) errichtet. Während dieser Schlacht welche vom 26. August bis zum 20. Dezember 1943 dauerte, vielen auf dem Gebiet der Stadt rund 10,000 Rotarmisten. Auf der anderen Seite des Dnjeprs im Bereich des Brückenkopfs starben sogar über 100,000 Rotarmisten.


Innenansicht des Museums in der Kirche


An die Kampfahndlungen im Gebiet der Stadt erinnert heute noch ein Museum. Das Museum ist dabei in einer alten barocken Kirche aus dem 17. Jahrhundert untergebracht. Da wir anfangs nur gesehen haben, dass es hier ein Museum gibt, ohne genau hinzuschauen, um was für ein Museum es sich da handelt, waren wir etwas überrascht, als wir in der Kirche waren und plötzlich vor lauter militärgeschichtlichen Exponaten und Sowjet-Devotionalien umgeben waren...


Innenansicht des Museums in der Kirche


Im Museum hat es dabei ein grosses Panorama, welches im Vordergrund sogar real gestaltet ist und die Kampfhandlungen eindrücklich darstellt.


Krypta mit Mahnmal und ewiger Flamme


In der Krypta der Kirche hat es ausserdem ein Mahnmal mit ewiger Flamme, welches an die gefallenen Soldaten erinnert. 3,000 Namen von gefallenen Rotarmisten sind auf den Wänden zur Krypta aufgeschrieben.


Altes Kriegsgerät am Eingang der Stadt


An der Einfahrt zur Stadt hat es einen kleine Ausstellung von altem Kriegsmaterial, welches u.a. aus dem Zweiten Weltkrieg ist. Aber ehrlich gesagt sind die Exponate zum Teil schon sehr verrostet...


Strand des Kaniwer Stausees


Wo früher der Dnjepr verlaufen ist, befindet sich heute der 1972 bis 1978 erbaute Stausee von Kaniw (Канів) mit einer Fläche von 675 km² und einem Volumen von 2,62 km³ Wasser. Die Länge beträgt 123 km bei einer maximalen Breite von 8 km. Am tiefsten Punkt hat das Gewässer eine Tiefe von 21 m.


Strand des Kaniwer Stausees


Da es am Ufer des Sees keine Ortschaften hat ist das Naturerlebnis beim Blick auf den sehr eindrücklich. Da das Ufer u.a. Sandstrände hat und es an diesem Tag etwas gewindet hat, hatte ich fast etwas den Eindruck, am Meer zu sein.


Sonnenuntergang über dem Kaniwer Stausee


Da das Wetter für den Oktober sehr warm war, haben wir am abgelegenen Ufer des Sees ein Picknick gemacht.


Sonnenuntergang über dem Kaniwer Stausee


Diese Menschenleere am Seeufer war eine sehr schöne Abwechslung zur 3 Millionen Stadt Kiew...


Uferstrasse