Samstag, 10. Januar 2009

Kamjanez-Podilskyj

Kamjanez-Podilskyj (Кам'янець-Подільський) war das erste Etappenziel unserer Reise in die Südwest-Ukraine. Die Stadt liegt in Podolien auf einer perfekten Flussschlaufe des Smotrytsch Flusses (Смотрич), wo der Smotrytsch einen tiefen Canyon in den Kalkfelsen der Podolischen Platte gefressen hat. Die Halbinsel ist dabei nur rund 500 m x 700 m gross. Der Zugang zur Halbinsel ist nur ein paar Meter breit und ist eigentlich an Damm, zu dessen Befestigung noch eine grosse Festung gebaut wurde.


Die Festung aus dem 15. Jahrhundert mit Damm, von der Altstadt aus gesehen


Kamjanez-Podilskyj ist eine der ältesten Städte der Ukraine und existierte schon zu Zeiten des Kiewer Rus und wurde urkundlich erstmals 1106 erwähnt. Ab 1373 stand sie unter polnischer Herrschaft; von 1672 bis 1699 gehörte die Stadt zum Osmanischen Reich. Seit dem 14. Jahrhundert war Kamjanez eine der bedeutendsten polnischen Festungen in der Ukraine. 1772 kam Kamjanez unter russischen Einfluss. 1915 wurde die Stadt von Österreich-Ungarn und im Zweiten Weltkrieg von Deutschland besetzt.


Detailansicht der Festung


Die Festung von Kamjanez-Podilskyj liegt strategisch wichtig vor dem einzigen natürlichen Zugang auf die Halbinsel. Die erste Burg wurde im 12. Jahrhundert erbaut, ihre heutige Gestalt erhielt die Festung aber im 15. Jahrhundert. Die Stadt war so stark befestigt, da sie ein Grenzposten des Polnisch-Litauischen Reichs gegen die Osmanen war und galt als stärkste polnische Festung in der Ukraine.


Französische Karte der Stadt von 1691


Zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert wurde die Stadt 51 mal von den Tataren belagert. Im 17. Jahrhundert wurde die Stadt mehrmals von ukrainischen Kosaken angegriffen. Ab dem 18. Jahrhundert wurde die Festung hauptsächlich als Gefängnis genutzt. Zar Peter der Grosse hat die Festung in dieser Zeit zweimal besucht und war beeindruckt von deren Stärke.


Blick von der Festung über den Canyon auf die Altstadt


Historisch gesehen hatten Polen und Ukrainer die Bevölkerung der Stadt dominiert, da die Stadt aber auch ein Handelszentrum war, gab es aber auch grosse jüdische und armenische Minderheiten.


Smotrytsch Canyon bei der Festung


Zwischen der russischen Revolution und der Etablierung der Ukrainischen SSR war Kamjanez-Podilskyj kurzfristig sogar Hauptstadt des Ukrainischen Direktorats, eines von 1918-1919 eigenständigen ukrainischen Staates.


Gotisches Rathaus mit Weihnachtsbaum

Heute ist die Stadt eines der touristischen Zentren der Westukraine mit alljährlichen Kosaken Spielen.


Strasse am Hauptplatz


Der Zustand der Häuser im historischen Zentrum ist sehr unterschiedlich. Teilweise sind die Häuser schon komplett renoviert, andereseits gibt es aber auch noch sehr viele baufällige Häuser. Auch ist die Altstadt nicht kompakt historisch, da die Stadt vor allem im Zweiten Weltkrieg gelitten hat.


Das Stephen Báthory aus dem Jahre 1585


Der Smotrytsch Canyon ist sehr eindrücklich und knapp 40 m tief. Heute werden im Canyon auch Ballonfahrten durchgeführt.


Katholische Peter-und-Paul-Kathedrale aus dem Jahre 1370


In der Stadt gibt es mehrere moderne Hotels und wir haben ein grosses Doppelzimmer (mit westlichem Standard und Zusatzbett für Tochter) für UAH 320 gekriegt. Gleich neben unserem kleinem Hotel am Hauptplatz gab es auch ein luxuriöses Hotel mit sicher teureren Zimmern.


Dominikanerkirche aus dem 15. Jahrhundert


Interessant fanden wir auch, dass in allen Restaurants striktes Rauchverbot vorherrscht. Dies ist komplett anders als in Kiew und man fühlt sich da schon viel mehr in Europa...


Eine neuere orthodoxe Kirche

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

oh ja, Nostra serenissima res publica Coronae Poloniae Ducatusque Lithuaniae et Rutheniae