Chotyn
Die Festung von Chotyn (Хотин) war der nächste Zwischenhalt auf unserer Reise in die Südwest-Ukraine. Die Ortschaft Chotyn liegt dabei zwischen Czernowitz und Kamjanez-Podilskyj, rund 20 km südlich von Kamjanez-Podilskyj im nördlichen Bessarabien.
Die Festung Chotyn befindet auf einem kleinem Hügel am steilen Südufer des Dnjestr Flusses (Днестр). Dank seiner strategisch günstigen Lage spielte Chotyn eine bedeutende Rolle in der Geschichte der Ukraine, Moldaus, Polens, des Osmanischen Reiches, des Russischen Reiches und Rumäniens.
Die erste Festung aus Holz wurde vermutlich im 8. Jahrhundert von Slawen zum Schutze des nahen Dnjestr-Überganges errichtet. Im 10. Jahrhundert gehörte Chotyn zum Kiewer Rus und im 13. Jahrhundert wurde die erste Festung aus Stein gebaut. Die heutige Festung wurde dabei vom moldawischen Fürsten Ştefan cel Mare im 16. Jahrhundert errichtet.
Die Festung war Schauplatz mehrerer wichtiger Schlachten. Die Polen schlug hier im Jahre 1621 gemeinsam mit den ukrainischen Kosaken ein osmanisches Heer. Die ukrainischen Kosaken konnten die Festung 1650 und 1652/53 einnehmen. Und die Polen besiegten in der Schlacht von Chotyn am 11. November 1673 die Türken zusammen mit moldauischen Truppen und ukrainischen Kosaken.
Während der russisch-türkischen Kriege im 18. Jahrhundert war Chotyn wiederholt Schauplatz von Kämpfen: 1739 siegten hier die Russen über die Türken, wogegen wieder die Türken 1768 die russischen Truppen unter den Mauern der Festung schlugen. Die Festung wurden dann noch 1769, 1788 und 1807 durch die Russen erobert. 1769 wurde Chotyn von den Russen, 1788 von den Österreichern und 1806 wieder von den Russen erobert. 1812 fiel Chotyn an das Russische Reich, dem es bis 1918 angehörte. Die Österreicher besetzten Chotyn 1918, doch danach kam die Stadt als Teil Bessarabiens zu Rumänien. 1940 wurde Chotyn sowjetisch, nach Ausbruch des Russlandfeldzugs wieder rumänisch (1941 - 1944) und kam nach Ende des Zweiten Weltkrieges endgültig an die Ukrainische SSR und ist seit 1991 Teil der unabhängigen Ukraine.
Die heutige Festungsanlage besteht aus der Renaissance-Burg aus dem 16. Jahrhundert und einer aus Wällen, Schanzen und Gräben bestehenden, weitläufigen Verteidigungsanlage, die sich auf einem Areal von rund 700 m x 300 m befindent.
Die Festung war zu sowjetischer Zeit als Schauplatz von Kinofilmen sehr beliebt und über 50 Spielfilme sind hier entstanden. Der bekannteste sowjetische Film, der wohl hier gedreht wurde, ist "D’Artagnan und die drei Musketiere" (Д’Артаньян и три мушкетёра) von 1979.
Die ganze Burg ist im Renaissance Stil erbaut und hat mich stark an das Schweizer. Wasserschloss von Chillon am Genfersee erinnert.
Besonders eindrücklich wirkt der Renaissance Stil, wenn man sich im Innenhof der Burg befindet. Im Sommer kann man ausserdem auch den Wehrgang der Burg besichtigen, der im Winter wegen Rutschgefahr geschlossen ist. Natürlich möchte ich an dieser Stelle auch noch erwähnen, dass es während unserer Besichtigung eisig kalt bei rund 10 Grad unter Null war...
Die Zufahrt zur Festung ist nicht ganz einfach zu finden, aber zum Glück gibt es Schilder, die den Weg zur Festung weisen. Von der Strasse, die in die Ortschaft Chotyn führt, muss man auf eine kleine, nicht gepflasterte Strasse abzweigen, welche recht lange durch einen Ortsteil mit kleinen Häusern führt. Natürlich denkt man da, dass man sich verfahren hat. Aber nach einem weiteren Wegweiser muss man nochmals abzweigen und man kommt auf einen grossen Parkplatz mit Barriere. Am Häuschen bei der Barriere bezahlt man den Eintritt, der aber anschliessend nirgendwo kontrolliert wurde (war wohl zu kalt...). Interessant ist auch, dass man bis man durch das erste Tor des Walls spaziert ist rein nichts von der Burg sieht - dafür ist man danach um so mehr überwältigt!
10 Kommentare:
Hallo Podvalov, schön, dass es wieder spannende Berichte aus der Ukraine gibt, freue mich auf jeden Post und grüsse Dich und Deine Familie herzlich!
Hallo, danke für den schönen Bericht! Ich überlege, ob ich bei meinem nächsten Aufenthalt in der Ukraine vielleicht auch so eine schöne Tour wie Du durch den Westen der Ukraine machen sollte. Es lohnt sich ja ganz offensichtlich! :-) Gruß, Thorsten
Der Westen ist ganz niedlich, besonders Lemberg. Auch die Burgen sind ganz nett, aber wenn man westeuropäischen Burgen kennt, haut einem das nicht aus den Socken. Ev. wenn man geschichtsinteressiert ist, ist das ein anderes Thema.
Die Karpaten sind mit der Krim eine der interessantesten Regionen der Ukraine. Dennoch ist der wesentliche Teil der Karpaten in Rumänien disloziert.
@Anonym
"Auch die Burgen sind ganz nett, aber wenn man westeuropäischen Burgen kennt, haut einem das nicht aus den Socken. Ev. wenn man geschichtsinteressiert ist, ist das ein anderes Thema."
Wenn man nicht geschichtsinteressiert ist und somit nicht wirklich Ahnung hat, sollte man solch einen Vergleich nicht machen und erst recht kein solches Urteil fällen !
Iris
Hallo, hab vor einiger Zeit eine tolle Seite über Kiew entdeckt, vielleicht interessiert es dich auch. Die Ausflüge zum Beispiel sind sehr interessant, zumindest die, bei denen wir dabei waren :)(Tchernobyl würden wir aber nicht buchen):(
Und hier der Link: http://www.interesniy.kiev.ua/new/tour/calendar
LG Iris
Ich empfehle euch diese Seite, wenn ihr an historischen Hiterlassenschaften in der Ukraine interessiert seid. Burge, Kirchen, Paläste, alles von einer Amateurin fotografiert und katalogisiert. Guter Reiseplaner durch die meist West- aber auch Zentralukraine, Krim und Bessarabien....
Viel Spaß beim Stöbern
sorry seite vergesse
www.castles.com.ua
Dankeschön ! Tolle Seite, schade, dass sie nicht auch auf russisch ist, aber wenigstens auf englisch ;)
sehr interessant ist jährliches Festival der Uniform- und Geschichteliebhaber Terra Heroica in Kamieniec Podolski, findet jedes Jahr im Oktober statt
http://www.castles.com.ua/terra0.html
@Iris:
Geh mal in die USA und sag mir wo die interessanten Burgen sind.
Und überhaupt: Nicht jeder muss ein Historiker sein. Man darf eine Burg auch einfach anschauen und da ist es nun mal einfach korrekt, dass diejenigen in Westeuropa mehr fürs Auge bieten.
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