Vorletzte Woche sind wir mit dem Auto nach Donezk (Донецк) gefahren, da die ganze Woche frei in der Ukraine war. In dieser Woche war sowohl Ostermontag als auch der 1. und 2. Mai (beides Feiertage). Somit war die ganze Woche frei, die beiden Arbeitstage werden aber an zwei Samstagen später noch nachgeholt.
Reiseroute von Kiew nach Donezk (anklicken für Grossbild)Unsere Reiseroute führte dabei von Kiew über Krementschug (Кременчуг) und Dnepropetrowsk (Днепропетровск) nach Donezk und war 720 km lang. Die ganze Fahrt hat inklusive rund 2.5 Stunden Pausen 12 Stunden gedauert.
Ein der vielen Alleen, hier auf einem DammDie ganze Strecke führte dabei hauptsächlich über Landstrasse und nur knapp 100 km waren zweispurige Schnellstrassen. Auch wenn fast alles Landstrassen waren, gab es nur wenige Ortsdurchfahrten. Und eigentlich gab es nur in Krementschug und Dnepropetrowsk richtige Ortsdurchfahrten. Die anderen Ortschaften wurden nur am Rande gestreift... Da ja die Ukraine topografisch sehr flach ist, sind auch die Landstrassen sehr gerade mit wenigen Kurven. Und die Kurven haben meistens einen sehr grossen Radius, so dass man kaum abbremsen muss. Entlang der meisten Strassen hat es wunderschöne Alleen. Etwas unheimlich sind aber die Strassengräben, die es oft entlang der Strassen hat. Ehrlich gesagt kam es mit oft vor, als würde ich in Frankreich über das Land fahren...
Blick auf den Krementschug StauseeIn der Ukraine darf man ausserorts 90 km/h und auf Schnellstrassen 110 km/h fahren. In Anbetracht des zum Teil sehr schlechten Zustands der Strassen würde es bei höheren Geschwindigkeiten auch gefährlich werden...
Damm über Nebenarm des Krementschug StauseesAuf den Landstrassen hat es relative viele Polizei- respektive Geschwindigkeitskontrollen. Einerseits hat es "versteckte" Kontrollen irgendwo am Strassenrand mit Laserpistole. In der Ukraine ist es aber Sitte, dass man den Gegenverkehr per Lichthupe darauf aufmerksam macht. Und dies ist wirklich sehr zuverlässsig und natürlich habe ich aus Dankbarkeit diese Sitte sofort übernommen. Andererseits hat es auch fest installierte Kontrollposten der Polizei, die DAI (ДАИ, Дорожная автоинспекция) heissen. An einem DAI muss man mit 50 km/h vorbeifahren. Die DAI liegen jeweils an strategisch wichtigen Punkten und stammen noch aus der Sowjetzeit. Viele DAI sind heute aber nicht mehr besetzt und verfallen langsam. Ich habe den Verdacht, dass mit diesen DAI in der Sowjetunion v.a. die Bevölkerung kontrolliert wurde.
Brücke in Krementschug über den DnjeprTankstellen hat es sehr viele entlang der Schnell- und Landstrassen. Viele dabei sind sogar sehr modern mit Shop und einem kleinen Restaurant.
Blick von Kremenstchuger Dnjepr-Brücke an das UferDie Route, welche wir gefahren sind, ist dabei sehr schön. Sie führt entlang der grossen Dnjepr-Staussen. Die Dnjepr-Stauseen sind dabei nach der Stadt mit dem Staudamm benannt (siehe auch
Blogbeitrag über das
Kiewer Meer). Wir sind dabei an den folgenden Staussen entlang gefahren (von Nord-Osten nach Süd-Westen):
- Kaniwer Stausee (922 km² Fläche)
- Krementschuger Stausee (2'252 km² Fläche)
- Dniprodserschynsker Stausee (567 km² Fläche)
Der Krementschuger Stausee ist dabei der grösste Dnjpr Stausee überhaupt und hat eine mehr als viermal grössere Fläche als der Bodensee (Unter- und Obersee, 536 km²). Besonders imposant waren auch die Brücken in Krementschug und Dnepropetrowsk über den Dnjepr.
Berüchtigter Bahnübergang bei KrementschugNatürlich macht man bei so einer Reise so seine Erfahrungen. Sicherlich werde ich den Bahnübergang bei Krementschug nicht vergessen. Natürlich war dort der Bahnübergang geschlossen, was ja normalerweise nicht so schlimm ist. Prompt fuhr auch ein über 1 km langer Güterzug vorbei. Die Barriere blieb aber weiterhin geschlossen und nach 10 Minuten kam ein kleiner Personenzug. Aber auch danach blieb die Barriere weitere 10 Minuten geschlossen und es fuhr eine einzelne Lokomotive durch. Natürlich fragte ich den Wärter, der aber nur sagte, dass der Bahnhog gesagt habe, er solle die Barriere geschlossen halten und er nicht wisse, wie lange es noch dauere. Und dies an einer Europastrasse! In der Zwischenyeit hatten etwa 20 Motorräder und Fussgänger den Bahnübergang passiert. Nach mehr als 45 Minuten verlor ich die Nerven und fuhr vorsichtig über den nur halb mit der Barriere geschlossenen Bahnübergang...
Bahnhof von DnipropetrowskInteressant war auch die Durchfahrt durch die grosse Industriestadt Dnipropetrowsk mit mehr als 1 Million Einwohner. Neben Krementschug waren hier die Strassen am schlechtesten und zum Teil wirklich gefährlich für die Federung des Autos. Obwohl ich ja schlechte Luft aus Donezk kenne, war die Luft hier noch um einiges ätzender.
Stadtzentrum mit Stalin-HäusernDnepropetrowsk liegt direkt an einer Dnjepr-Kurve. Natürlich hat es auch einen grossen Flusshafen. Im Stadtzentrum entsteht ein richtig modernes Zentrum mit eindrücklichen Hochhäusern.
Skyline von DnepropetrowskNach Dnepropetrowsk folgt eine kurze Strecke mit zweispuriger Schnellstrasse entlang der Seen um Dnepropetrowsk. Obwohl erst anfangs Mai, hatte es jetzt schon sehr viele Mücken von den Seen die natürlich alle an unserer Autscheibe klebten... Die Strasse danach ist zum Teil wieder sehr schlecht. Und wenn es regnet, so bilden sich auf den ukrainischen Landstrassen zum Teil riesige Pfützen, die man fast Seen nennen könnte. Und sieht man sie bei Nacht nicht und fährt mit 90 km/h hinein, dann spritzt und rumpelt es enorm im Auto...
Blick von Dnjepr-Brücke von Dnepropetrowsk