Mittwoch, 10. Mai 2006

Tag des Sieges

Am 9. Mai ist in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion, also auch in der Ukraine, der Tag des Sieges (djen pobjeda) über Nazi-Deutschland. Obwohl es nun 61 Jahre her ist, wird dieser Tag immer noch sehr aktiv gefeiert. Die Ukraine wurde im Zweiten Weltkrieg sehr hart getroffen, wurde komplett von der Deutschen Wehrmacht erobert und erbrachte zahlenmässig die meisten Menschenopfer aller am Krieg beteiligten Länder. So ist es auch nicht verwunderlich, dass es wirklich in JEDER ukrainischen Familie Opfer gab.


Plakat in Kiew für den 9. Mai


Gerade in der Stadt Kiew hat der Krieg grosse Spuren hinterlassen. Kiew wurde zuerst in einer für die Sowjets äusserst verlustreichen, mehrtägigen Schlacht von den Deutschen erobert. Drei Jahre später wurde Kiew dann von den Sowjets wiederum unter sehr hohen Verlusten zurückerobert. Konsequenz dieser beiden Schlachten ist die Tatsache, dass fast die komplette Altstadt von Kiew und viele sehr alte Kirchen komplett zerstört wurden. Deshalb sind auch viele Kirchen Rekonstruktionen, die erst in den 90-er Jahren wieder aufgebaut wurden. Die Altstadt hingegen ist für immer verloren. Und dies erklärt auch, warum es im Stadtzentrum den stalinistischen (=50-er Jahre) Kreschtschatik Boulevard und die vielen alten Hochhäuser gibt.


Plakat in Kiew für den 9. Mai


An diesem Tag sieht man heute noch in den Strassen viele alte Männer und Frauen (!!!) in Uniformen, die mit Orden komplett vollgeladen sind und Blumen für die gefallenen Kollegen tragen. Im Stadtzentrum von Kiew findet eine Veteranen-Parade und viele Volksfeste mit Konzerten statt. Während des ganzen Tages laufen im Fernsehen historische Reportagen über den Zweiten Weltkrieg und Erlebnisberichte aus dieser Zeit. Am Abend gibt es mehrere grosses Feuerwerke in Kiew, welche als "Salut" bezeichnet werden und von der Bevölkerung mit lautem "Uraa!" kommentiert werden.

Am Tag des Sieges fällt es mir als Schweizer schwer, Deutsch zu sprechen. V.a. Hochdeutsch, welches ich ja mit meiner Frau spreche... Hier muss aber ganz klar gesagt werden, dass die Ukrainer trotz des erlittenen Schicksals überhaupt nicht negativ gegenüber den Deutschen eingestellt sind. Ich wollte es aber an diesem historisch belastetem Tag nicht provozieren und habe deshalb auf der Strasse soviel wie möglich Russisch mit meiner Frau gesprochen. Und zur Sicherheit habe ich mein rotes T-Shirt mit Schweizerkreuz getragen, welches ich eigentlich für die Fussball WM gekauft habe...

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